Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag deutliche Verluste hinnehmen müssen. Nachdem am Vortag noch die Euphorie über die rückläufige US-Inflation überwogen hatte, machte sich unter den Anlegern am Tag darauf eine gewisse Enttäuschung breit. Denn die US-Notenbank wird wohl die Zinsen in diesem Jahr nur einmal senken. Zuvor war am Markt noch mit bis zu drei Zinsschritten gerechnet worden.
Auch die US-Produzentenpreise, die im Mai weniger stark stiegen als erwartet, und die stärker als prognostiziert ausgefallenen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe vermochte die Marktteilnehmer am Donnerstag nur kurzfristig zu beglücken. Sinkende Preise und die Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt wären eigentlich Treiber für Zinshoffnungen. «Aber dieses Pingpong der US-Daten sehen wir jetzt schon seit zwei Wochen: Einmal sind sie besser, dann wieder schlechter», sagte ein Börsianer. In den letzten Tagen habe der SMI bei schlecht ausgefallenen Daten jeweils seitwärts tendiert. «Das korrigieren wir jetzt, was ich für sehr gesund halte!.»
Der Leitindex SMI schloss 0,59 Prozent tiefer bei 12’095,99 Punkten, im Tagestief war er bis auf 12’073 Zähler gefallen. Der SLI mit den 30 wichtigsten Titeln verlor 0,75 Prozent auf 1963,31 Punkte und der breiter gefasste SPI 0,60 Prozent auf 16’068,56 Punkte. Im SLI standen bei Handelsschluss sieben Gewinner 23 Verlierern gegenüber.
Sika (-3,1%) standen bei den Blue Chips den ganzen Tag über am stärksten unter Druck. Seit Ende Mai befinden sich die Aktien des Spezialchemieherstellers im Abwärtsstrudel. «Heute war generell ein schwerer Tag für Bauwerte,», sagte ein Händler. So sei etwa aus China negative Stimmung zu spüren gewesen in Bezug auf Bauinvestitionen. Nebst Sika flogen denn auch weitere baunahe Werte wie etwa Geberit und Holcim (beide -0,7%) aus den Depots. Schindler hingegen hielten sich etwas besser und gingen fast unverändert aus dem Handel.
Schwach waren im Zuge der dahinschmelzenden Zinshoffnungen auch Finanztitel wie UBS (-2,5%), Julius Bär (-1,9%), Partners Group (-1,1%) sowie der Versicherungswert Swiss Re (-1,3%). Zurich (-0,3%) und Swiss Life (-0,2%) hielten sich vergleichsweise besser.
Straumann verloren 2,1 Prozent, während sich bei Sonova (-1,6% oder -4,60 Franken) am Ende der grösste Teil des Minus auf die Dividendenzahlung von 4,30 Franken pro Aktie zurückzuführen war. Alcon hielt sich mit -0,5% ebenfalls etwas besser. Der Titel des Augenheilmittelkonzerns war allerdings über weite Strecken noch an der Spitze des SLI gewesen, baute jedoch mit Eröffnung der US-Börsen deutlich ab und fiel ins Minus.
Mehr als 1 Prozent büssten auch VAT, Richemont und ABB ein, SIG und Lonza je über 0,8 Prozent.
Als stärkste Titel unter den Blue Chips gingen Sandoz mit einem Plus von 1,3 Prozent aus dem Rennen. Weitere defensive Titel wie Roche (I +1,2%; GS +0,9%) waren ebenfalls gefragt. Hier berichteten Händler von charttechnisch motivierten Käufen, nachdem die Bons aus einem mehrjährigen Abwärtstrend nach oben ausgebrochen sind.
In den hinteren Reihen mussten Ams Osram (-8,5%) einen herben Verlust hinnehmen. Laut Händlern brachen Deckungskäufe weg. Die Verluste seien eher einem Käuferstreik als grösseren Verkäufen geschuldet, hiess es. Ebenfalls schwach waren SFS (-5,1%) nach einer Abstufung durch Baader Helvea. Und Lem verloren nach der Nachricht, dass der Finanzchef das Unternehmen verlässt, 5,2 Prozent.
Valiant (+0,8%) legten nach dem Strategieupdate etwas zu, Begeisterungsstürme blieben jedoch aus. «Das heutige Update ist eine sanfte Evolution, aber bestimmt keine Revolution», sagte ein Börsianer. (awp/mc/ps)