Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem schwächeren Frühgeschäft lange keine klare Richtung gefunden. Letztlich schloss der SMI dann aber dank Kursgewinnen von Nestlé und im Sog der freundlich tendierenden Wall Street höher. Während der Zinsbeschluss der Europäischen Zentralbank laut Händlern das Geschehen wenig beeinflusste, hakten die Anleger die enttäuschenden Konjunkturzahlen aus den USA ab und fokussierten sich auf die weiterhin mehrheitlich gut laufende Bilanzsaison und investierten weiter in Risikopapiere. Daneben beschäftigten zahlreiche Spezialsituationen nach Unternehmensergebnissen die Marktteilnehmer. Besonders negativ fielen dabei Swisscom auf.
Die EZB änderte wie erwartet und trotz der steigenden Inflationszahlen nichts an ihrer Geldpolitik. Bei der US-Wirtschaft macht sich derweil der Arbeitskräfte- und Materialmangel zunehmend negativ bemerkbar. So ist die Wirtschaft im dritten Quartal deutlich geringer als erwartet gewachsen. Am Markt hiess es, die Abkühlung der Konjunktur sei der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus geschuldet und daher nur vorübergehend. Der Einfluss der Pandemie nehme ab und im 4. Quartal dürfte sich die Konjunktur daher wieder erholen.
Der SMI schloss nach einem Tagestief bei 12’064 um 0,54 Prozent höher auf dem Tageshoch von 12’153,10 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, rückte um 0,48 Prozent vor auf 1974,42 Zähler und der breite SPI um 0,66 Prozent auf 15’658,32 Punkte. Gewinner und Verlierer im SLI standen sich im Verhältnis zwei zu eins gegenüber.
Massiv unter Druck waren Swisscom (-7,4%). Der grösste Schweizer Telekomkonzern hat zwar mit den Gewinnzahlen die Erwartungen übertroffen, kappte aber die Umsatzziele für das laufende Jahr. Und auch die Umsatzentwicklung der italienischen Tochter Fastweb enttäuschte die Analysten.
Klare Abgaben verzeichneten zudem die Bankaktien. Dabei büssten CS (-1,8%) und Julius Bär (-1,3%) deutlich mehr ein als UBS (-0,3%). Dagegen verbuchten die Aktien der Waadtländer (+4,7%), Thurgauer (+0,5%) und der Genfer Kantonalbank (+0,3%) Kursgewinne. Die Aktien des Rückversicherers Swiss Re (+0,8%) legten am Tag vor Bilanzvorlage deutlich zu.
Angeführt wurden die Gewinner im SLI aber von den Aktien von Temenos (+4,7%), die den spekulativ bedingten Aufwärtstrend fortsetzten. Um den Bankensoftwarehersteller ranken sich wieder einmal Übernahmegerüchte.
Straumann (+4,2%) zogen im Sog des unerwartet starken Quartalsberichts an. Der Weltmarktführer im Dentaltechnikbereich hat selbst die optimistischsten Analystenerwartungen geschlagen und die Prognose erneut erhöht.
Gesucht waren zudem AMS (+4,0%) oder Sonova (+1,8%). Vifor Pharma (+1,4%) machten einen Teil der jüngsten Einbussen wett.
Stütze des Marktes aber waren die starken Nestlé (+1,6%), die auf dem neuen Rekordhoch von 119,92 Franken schlossen. Die Aktie des Lebensmittelherstellers sei derzeit kaum zu stoppen, hiess es. Höher gehandelt wurden auch Novartis und Roche (je +0,6%).
Im breiten Markt standen Autoneum (-7,6%) nach einer Gewinnwarnung massiv unter Druck. Das Unternehmen leidet trotz hoher Nachfrage unter dem Materialmangel in der gesamten Industrie. Auch Ems Chemie (-3,6%) spürt die Probleme im Hauptmarkt Autoindustrie.
Dagegen gewannen Landis+Gyr (+9,6%) und Clariant (+5,0%) nach besser als erwartet ausgefallenen Zahlen. Zur Rose wiederum kletterten nach der Ankündigung einer Zusammenarbeit mit Roche im Bereich Diabetes um 10 Prozent.
Dufry stiegen um 3,5 Prozent. Der Reisedetailhändler hat zwar im dritten Quartal unter der Coronakrise gelitten, aber sich trotzdem weiter erholt.
Ein fulminantes Börsendebut legten die Titel des Medizintechnikunternehmens Skan hin: Die Aktie eröffnete bei 75 Franken und schlossen bei 75,22 Franken. Dies entspricht einem Zugewinn gegenüber dem Ausgabepreis von 54 Franken von beinahe 40 Prozent. (awp/mc/ps)