Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag deutlich tiefer geschlossen. Schwache Konjunkturzahlen aus vielen Teilen der Welt haben die Ängste der Investorenschaft über eine weltweite Rezession vor dem Wochenschluss verstärkt und die Dividendenpapiere unter Druck gesetzt. Der Schweizer Markt konnte sich dank seiner defensiven Ausrichtung aber etwas besser halten als andere (europäische) Märkte.
Am Morgen waren es vor allem die Einkaufsmanagerindizes aus China und Europa, welche die Stimmung belasteten. Am Nachmittag folgten dann diverse Konjunkturzahlen aus den USA, die ebenfalls ein eher trübes Bild boten. So sind in den USA im Mai viel weniger Jobs geschaffen worden als erwartet, zudem wurde der Stellenaufbau für die beiden Vormonate deutlich schwächer ausgewiesen als bislang. Ausserdem sind auch in den USA die Einkaufsmanager weniger optimistisch als von Ökonomen erwartet.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,24% tiefer auf 5’777,47 Punkten, dank einer Erholung gegen Handelsschluss lag er damit einiges über dem Tagestief, das kurz nach den US-Arbeitslosenzahlen resultiert hatte.
Im Wochenvergleich ergibt sich somit für den wichtigsten Schweizer Index ein Minus von 1,5%, dies nach einem Plus in ähnlicher Grössenordnung in der Woche davor. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank derweil am Freitag um 1,48% auf 862,88 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,28% auf 5’386,38 Zähler.
Grundsätzlich sei das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten wieder stark von Verunsicherung geprägt, hiess es im Markt. Die Volatilitäten als eine Art Angstbarometer seien entsprechend wieder deutlich gestiegen. Dies gilt auch für den hiesigen Markt, wo der Volatilitätsindex VSMI in den Tagen klar zugelegt hat, allein am Freitag waren es 5% auf knapp 22 Punkte. «Die Anleger vertrauen den Aktienmärkten immer weniger und treten die Flucht in die Sicherheit an», sagte ein Händler. Deutlich zeigt sich diese Entwicklung auch an den Renditen der Eidgenossen, die erneut stark gesunken sind. So rentieren zehnjährige Anleihen der Eidgenossenschaft gerade mal noch gut ein halbes Prozent.
Die grössten Blue-Chips-Verlierer waren am Freitag die Luxusgüter-Valoren Richemont (-5,4%) und Swatch (-4,2%). Sie seien vor allem aufgrund von negativen Konjunkturdaten aus China unter Druck geraten, aber auch die neuesten Indikatoren aus Europa und den USA hätten das Sentiment hier belastet, hiess es im Handel. Aber auch andere konjunkturabhängige Papiere wie Clariant (-4,1%), SGS (-2,5%), Holcim (-1,9%) oder Geberit (-1,7%) waren bei den schwächeren Titeln zu finden.
Ausserdem gab es starke Verluste für die Versicherer Swiss Re (-3,5%) und Swiss Life (-2,6%), aber auch für Logitech (-2,3%), Nobel Biocare (-2,2%), Syngenta (-2,2%) oder Sonova (-1,7%). Die Indexschwergewichte Nestlé (-0,9%), Novartis (-1,0%) und Roche (-1,1%) verloren ebenfalls klar, auch wenn sich diese defensiven Titel etwas besser hielten als der Durchschnitt.
Lonza (-1,5%) gehörten im frühen Handel noch zu den Gewinnern, notierten zum Schluss aber auch in der Verlustzone. Der Life-Science-Konzern hat Beat In-Albon zum neuen Chief Operating Officer (COO) des Sektors Life Science Ingredients (LSI) ernannt. Er ersetzt in seiner Funktion Harry Boot, welcher aus der Geschäftsleitung ausscheidet.
Überraschend gut hielten sich die dagegen die Banken mit Julius Bär (+0,8%), CS (+0,4%) oder UBS (-0,5%). Diese Titel hätten bereits in den letzten Tagen und Wochen zum Teil stark gelitten, hiess es dazu im Markt.
Im breiten Markt verloren Schweiter 2,3%. Das Industrieunternehmen hat die irische Firma Foamalite für einen «einstelligen Millionen Euro»-Betrag übernommen. Eine Übernahme meldete auch der Baukonzern Implenia (-1,5%). Er übernimmt den norwegischen Beton-Spezialisten Midtnorsk Betongsprøyting.
Der Technologiekonzern Komax (Aktien -6,2%) baut in Folge der anhaltenden Branchenkrise in der Solarsparte Personal ab und führt in der Sparte Medtech Kurzarbeit ein. Die Übernahme der japanischen MCM Cosmic stärkt zum einen die Aktivitäten im Komax-Kerngeschäft der Business Unit Wire und zudem erhält Komax Wire einen verbesserten Zugang zu japanischen Kunden. (awp/mc/upd/ps)