CH-Schluss: Knapp gehalten – US-Budgetstreit bremst
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag über Tagestief knapp gehalten geschlossen. Der Leitindex war zunächst dank freundlicher Vorgaben aus den USA mit etwas festeren Kursen in den Handel gestartet, wechselte aber bald das Vorzeichen und weitete die Verluste zweimal temporär aus infolge einer enttäuschenden Anleihenauktion in Italien sowie unter den Erwartungen ausgefallenen Daten zum Konsumentenvertrauen in den USA. Die Börse bewegte sich insgesamt jedoch in ruhigen Bahnen und mit Blick auf die noch immer ungelöste US-Budgetfrage übten sich die Anleger in Zurückhaltung. Mit dem näher rückenden Wochenende zeichnete sich in der US-Politik nach wie vor ein Patt im Budgetstreit ab.
In Italien stiess die Auktion von Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit auf eine geringere Nachfrage als zuletzt und die Refinanzierung verteuerte sich leicht. In Washington feilschten derweil Demokraten und Republikaner über die Bedingungen, zu welchen eine Erhöhung der Schuldenobergrenze vom US-Kongress gebilligt werden soll. Auch wenn am Markt die Unsicherheiten bezüglich einer Einigung grösser seien als in früheren Jahren, gehe man davon aus, dass es rechtzeitig zu einer solchen kommen werde, meinte ein Beobachter.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor um 0,08% auf 8’055,00 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,07% auf 1’229,96 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um ebenfalls 0,07% auf 7’640,72 Zähler nach. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 17 im Minus und 13 im Plus. Innerhalb Wochenfrist sank der SMI um 0,6%
Bei den Blue Chips standen die Immobilienwerte SPS (-1,0%) sowie die zyklischen Valoren Transocean, Clariant, ABB und Geberit mit Einbussen von 0,7 bis 0,9% im Vordergrund. Die Zementtitel Holcim (-0,8% auf 67,95 CHF) wurden zudem von einer Herabstufung belastet. HSBC hatte das Rating für Holcim auf «Neutral» von bisher «Overweight» und das Kursziel von 77 auf 72 CHF gesenkt. Das Geschäft in den Entwicklungsländern, besonders in Indien, leide unter der schwachen Konjunktur, lautete die Begründung.
Ebenfalls durch etwas grössere Einbussen fielen die Telekom-Werte Swisscom (-0,8%) auf. Swisscom-CFO Mario Rossi bestätigte in einem Interview in der Finanzpresse, dass sich die Aktionäre vorderhand keine Hoffnungen auf eine Dividendenerhöhung machen sollten angesichts des Finanzbedarfs des Konzerns.
Die Finanztitel und die Index-Schwergewichte schlossen in der Regel im Mittelfeld. Dabei fielen durch etwas grössere Einbussen UBS (-0,5%) und Novartis (-0,4%) auf. Novartis litten etwas darunter, dass die Titel von der «Most-preferred»-Liste der UBS gestrichen wurden. Julius Bär (-0,3%) gab nach Handelsschluss weitere Informationen über eine gegen die Bank angestrengte Klage in Singapur, gegen die sich das Institut zur Wehr setzt. Demgegenüber legten CS (+0,6%) und Roche GS (+0,4%) etwas zu.
Auf der Gewinnerseite fielen Adecco (+1,8% auf 64,20 CHF) und Actelion (+1,7%) mit den prozentual grössten Gewinnen auf. Goldman Sachs empfahl die Papiere des Personalvermittlers neu zum «Kauf» (zuvor: «Neutral») und hob das Kursziel deutlich auf 79 CHF (56,50 CHF) an. Die europäischen Makrodaten hätten über die vergangenen Monate eine kontinuierliche Verbesserung gezeigt, wovon Adecco profitiere, hiess es in der Begründung. Die Titel des Pharma-Unternehmens Actelion wurden von der UBS in die «Most-preferred»-Liste aufgenommen, denn die UBS-Experten rechnen Mitte Oktober mit einer Zulassung für das Tracleer-Nachfolgemedikament Opsumit durch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA.
Im breiten Markt erlitten Evolva (-5,7%) und Myriad (-4,5%) grössere Einbussen. Ex-Dividende von 4 CHF je Anteil wurden Kardex gehandelt, die um 2 CHF oder 4,6% nachgaben.
Unter den Gewinnern fielen die Solarstromwerte Edisun (+23,8%) und Meyer Burger (+5,5%) durch grössere Avancen auf. Erstere hatten im Zuge der Halbjahresberichtserstattung am Vortag allerdings um 17% verloren.
Unternehmensseitig berichteten am Freitag mit Perfect (unverändert auf 0,14 CHF) und Crealogix (+0,5%) zwei kleine Gesellschaften über den Geschäftsverlauf. (awp/mc/pg)
