Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt beendete den Handelstag vom Freitag ganz knapp im Plus, wobei vor allem die Abgaben in den defensiven Schwergewichten den Gesamtmarkt zurückhielten. In einer impulslosen Sitzung startete der SMI zuerst freundlich, fiel aber während des einigermassen volatilen Handelsverlaufs zwischenzeitlich ins Minus zurück. Geprägt war die Stimmung von Zurückhaltung angesichts der anhaltenden Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Geldpolitik. Diesbezüglich wird bereits mit Spannung auf das Ergebnis der Sitzung des Offenmarktausschusses der amerikanischen Notenbank vom kommenden Mittwoch gewartet.
Die am Nachmittag in den USA vorgelegten Konjunkturdaten wurden insgesamt eher negativ beurteilt. Dies führte zu einem freundlichen Start der US-Aktien und auch zu einem zwischenzeitlichen Anstieg des SMI. Dies weil schwächere Konjunkturdaten eher auf ein längeres Festhalten an der laschen Geldpolitik hindeuten. Bald fielen aber sowohl die US- als auch die hiesigen Aktien wieder zurück. Zu gross sind derzeit die Sorgen wegen einer möglichen Fortsetzung des seit gut drei Wochen andauernden Abwärtstrends.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann schliesslich 0,11% auf 7`635,96 Punkte. Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 1,9%, es war bereits das vierte in Folge. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) zog um 0,31% auf 1`157,63 Punkte an und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,14% auf 7`211,37 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titel standen am Ende 19 im Plus, 8 im Minus und 3 unverändert.
Bei den Gewinnern standen am Schluss Richemont (+2,0%) und SPS (+1,5%) zuoberst, ohne dass es dazu konkrete Neuigkeiten gegeben hätte. Dahinter folgten Sika und Transocean mit einem Plus von je 1,3%. Dem US-Ölbohrkonzern ist es laut dem neusten Flottenbericht gelungen, aus neuen oder verlängerten Verträgen einen Auftragszuwachs von rund 262 Mio USD zu generieren.
Gesucht waren auch UBS (+1,2%), während CS (+0,1%) nach gutem Start am Schluss zurückfielen. Julius Bär (+1,0%) landeten im breiten Mittelfeld. Aus Sektorsicht blieb der US-Steuerdeal das bestimmende Thema: Nachdem der Ständerat am Mittwoch auf die Vorlage eingetreten ist, hat die Wirtschaftskommission des Nationalrates (WAK) am Donnerstagabend ihrem Rat mit 16 zu 9 Stimmen empfohlen, dies nicht zu tun. Am Nachmittag wurde der Expertenbericht der Arbeitsgruppe um den Ökonomen Aymo Brunetti vorgelegt, welcher den automatischen Informationsaustausch empfiehlt.
Von den Versicherungen legten Swiss Re (+1,3%) und Swiss Life (+0,6%) am meisten zu. Geberit (+0,8%) erhielten von positiven Marktkommentaren etwas Unterstützung.
Für das lediglich knappe Plus des Gesamtmarktes war die bescheidene Performance der drei schwersten Aktien im Index verantwortlich. So schlossen Nestlé unverändert, während Novartis (-0,1%) leicht nachgaben. Novartis Schweiz konzentriert seine Schweizer Geschäftseinheiten neu in Rotkreuz. Die früheren Standorte in Bern, Cham-Steinhausen und Hünenberg wurden geschlossen. Die Nachricht war allerdings kaum für die Verluste der Aktie verantwortlich, sondern das eher negative Sentiment gegenüber den defensiven Titeln.
Roche verzeichneten gar ein Minus von 0,6%. Positive Produktenachrichten aus Japan vermochten daran nichts zu ändern.
Noch etwas schwächer schlossen Tagesverlierer Givaudan (-1,2%), Swisscom (-0,9%) oder Holcim (-0,9%). Zu Swisscom kursierten Gerüchte, wonach die britische Vodafone Interesse an der italienischen Swisscom-Tochter Fastweb habe. Die Titel des Zementkonzerns Holcim wurden von Merrill Lynch auf «Underperform» abgestuft. Die Anpassung widerspiegle die hohe Exponierung des Zementherstellers in aufstrebenden Märkten mit unterdurchschnittlicher Performance, hiess es zur Begründung beim amerikanischen Institut.
Im breiten Markt fielen Barry Callebaut mit einem Minus von 3,4% etwas auf. Der Schokoladehersteller hat Aktien im Wert von 279 Mio CHF platziert. Damit will Barry Callebaut die Akquisition der Kakaoprodukte-Division von Petra Foods teilfinanzieren. Allerdings wurde eine zum gleichen Zwecke ausgegebene Anleihe wegen eines unerwartet hohen Coupons um 200 Mio auf 400 Mio USD gekürzt.
Die Aktien des Pharmaunternehmens Cosmo (+4,0%) erhielten von der Zustimmung der FDA zur Phase-III-Studie des Cosmo-Präparats Methylene Blau MMX gute Unterstützung.
New Value zogen gar um 5,1% an, nachdem die Beteiligungsgesellschaft das Jahresergebnis mit einem deutlich reduzierten Verlust vorgelegt hat. (awp/mc/cs)