CH-Schluss: SMI verliert 0,7% auf 8141 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag im Einklang mit den internationalen Börsen deutliche Kurseinbussen erlitten. Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Yellen-Rede am Notenbanktreffen in Jackson Hole hätten sich die Anleger an die Seitenlinie zurückgezogen und Gewinne ins Trockene gebracht, sagten Händler. Schwache Konjunkturdaten aus Deutschland verunsicherten ebenfalls, während die Kursverluste der Pharmaschwergewichte Novartis und Roche das Schweizer Geschäft zusätzlich belasteten.
Seit Tagen richten die Anleger den Blick auf das Notenbanktreffen im US-Bundesstaat Wyoming, wobei die Rede der Fed-Chefin Yellen vom Freitag im Zentrum steht. «Yellen könnte dabei durchaus Hinweise auf den Zeitpunkt der nächsten Zinsanhebung geben», meinte ein Marktbeobachter – einige Anleger würden deshalb nun vorsichtshalber aus dem Markt gehen. Bereits hatten weitere ranghohe Fed-Mitglieder davon gesprochen, dass die Zeit für eine weitere Zinserhöhung reif sei.
Bis Börsenschluss sank der Swiss Market Index (SMI) um 0,71% auf 8’141,28 Punkte, wobei er im frühen Handel gar bis auf das Tagestief bei 8’099 Punkten abgerutscht war. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, büsste 0,56% auf 1’231,83 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,64% auf 8’859,19 Zähler ein. Von den 30 Blue Chips lagen am Ende 25 im Minus und fünf im Plus.
Belastet wurde der Gesamtmarkt vor allem von den schwergewichtigen Pharmawerten Novartis (-1,5%) und Roche (-1,3%). Händler verwiesen dabei auf Aussagen der US-amerikanischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, die sich am Vorabend sehr kritisch über die Preispolitik eines Biotech-Unternehmens geäussert hatte. Clinton hatte bereits früher erklärt, gegen hohe Medikamentenpreise in den USA vorgehen zu wollen. Wenig Einfluss hat dagegen eine Novartis-Meldung zu positiven Studienergebnissen für das MS-Medikament Siponimod.
Prozentual noch deutlicher verbilligten sich bei den Blue Chips Galenica (-1,8%) oder Aryzta (-2,0%). Am Markt kursierten zu Aryzta seit Monaten Befürchtungen über zunehmende Restrukturierungskosten und neue Goodwill-Abschreibungen wie auch über ein enttäuschendes organisches Wachstum, meinte ein Händler. Zudem lasteten weiterhin Brexit-Sorgen auf den Titeln.
Swatch Inhaber (-1,7%) weiteten indessen die Kursverluste des Vortages aus, während Branchennachbar Richemont lediglich mit 0,3% nachgaben. Swatch machte bereits am Mittwoch eine Verkaufsempfehlung von Société Générale zu schaffen. Mit Abgaben von einem Prozent oder mehr beendeten zudem Dufry und Lonza (je -1,1%) den Handel.
Die wenigen Gewinner wurden Clariant (+0,4%) angeführt und Syngenta (+0,3%) steuern nach dem Kursfeuerwerk vom Montag auf ein grosses Wochenplus zu. Allen Befürchtungen zum Trotz hatte die US-Behörde CFIUS zu Wochenbeginn Grünes Licht für den Kauf des Agrochemiekonzerns durch das chinesische Staatsunternehmen ChemChina gegeben.
Bei den Banken gewannen Credit Suisse 0,3%, wogegen UBS nach den zuletzt guten Avancen um 0,3% nachgaben. Nestlé verloren ebenfalls nur 0,3%.
Am breiten Markt haben zahlreiche Unternehmen Geschäftszahlen vorgelegt. Sehr positiv aufgenommen wurden die Ergebnisse zum zweiten Quartal der Swisscom-Konkurrentin Sunrise (+9,0%) und auch die Aktien der erst seit April an der Börse kotierten VAT Group (+2,2%) legten zu. Sunrise hatte die Erwartungen vor allem mit dem Umsatz klar übertroffen und CEO Olaf Swantee blickt dank dem guten Momentum bei den Kundenzahlen zuversichtlich auf das zweite Halbjahr.
Etwas fester schlossen auch SPS (+0,5%) sowie Gurit (+1,4%) nach Halbjahreszahlen. Dagegen brachen Von Roll um 5,6% ein. Die Industriegruppe musste einen weiteren Rückgang von Umsatz und Auftragseingang vermelden, hat aber immerhin den Verlust etwas reduzieren können. Das Verlagshaus Tamedia (-2,1%) hat im ersten Semester unter rückläufigen Print-Werbeerlösen gelitten und musste rückläufige Umsatz- und Gewinnzahlen vermelden.
Die Aktien der Verbindungstechnikerin Huber+Suhner (+2,2%) profitierten derweil von einem Partnerschaftsabkommen mit der kanadischen Bombardier Transportation. (awp/mc/pg)