CH-Schluss: Über Tagestief schwächer – Pharmawerte bremsen
Zürich – Die Schweizer Börse hat am Montag schwächer geschlossen. Im Fahrwasser einer gehaltenen Eröffnung an der Wall Street konnte der Markt die Verluste aber doch noch klar eingrenzen. Händler sprachen von der Konsolidierung der Kursgewinne der vergangenen Woche. Ein Teil der Marktschwäche schrieben Händler den Pharma-Schwergewichten zu, die von der Aussicht auf mögliche US-Strafzölle unter Abgaben litten.
Die Annäherungen zwischen den USA und China in Sachen Handelsstreit vom letzten Freitag wurden zwar allgemein begrüsst, rasch keimten laut Händlern aber Zweifel auf, ob das Teilabkommen nicht doch noch scheitern könnte. Ein Teilabkommen trage zwar zur Entspannung bei, aber gelöst sei der Konflikt damit noch lange nicht, hiess es. Der ganz grosse Wurf sei ausgeblieben, fasste Daniel Hartmann von der Bantleon Bank sein Urteil zusammen. Dennoch sei dies eine positive Botschaft für die Weltwirtschaft.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss nach einem Tagestief bei 9’894 Punkten noch um 0,53 Prozent tiefer auf 9’964,24 Zählern. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,53 Prozent auf 1’523,75 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,50 Prozent auf 12’117,85 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 25 zu tieferen, 4 zu höheren Kursen und ABB waren unverändert.
Einen schweren Stand hatten zeitweise die beiden Pharmaschwergewichte Roche (-0,4%) und Novartis (-0,8%). Medienberichte, wonach die US-Regierung Strafzölle für Schweizer Pharmaexporte prüft, vergraulten die Investoren. Die NZZ schrieb unter Berufung auf gut informierte Quellen, der amerikanische Handelsbeauftragte Lighthizer erwäge Strafzölle auf Exporte von pharmazeutischen Gütern aus der Schweiz. Man dürfte das Thema angesichts der Relevanz der Branche für den Schweizer Export nicht auf die leichte Schulter nehmen, heisst es am Markt.
Die stärksten Abschläge verbuchten Kühne+Nagel (-2,5%) und AMS (-1,8%). Ihr Minus erklärten Händler unter anderem mit schwachen Konjunkturzahlen aus China und Gewinnmitnahmen wegen der vielen im Handelsstreit noch ungelösten Punkte.
Dahinter folgten mit den Anteilen des Unterhaltungselektronikherstellers Logitech (-1,5%), des Inspektionskonzerns SGS (-1,3%) und des Personalvermittlers Adecco (-1,2%) weitere zyklische Werte.
Auf den Verkaufszetteln befanden sich auch der Banksoftware-Produzent Temenos (-1,0%), dessen Zwischenbericht am Mittwoch erwartet wird, und der Rückversicherer Swiss Re (-2,2%). Aber auch die Titel des Allbranchenversicherers Zurich (-0,8%) konnten sich den Angaben nicht entziehen.
Die Banken CS (-0,7%), Julius Bär (-0,3%) und UBS (-0,3%) konnten einen Grossteil ihrer frühen Abschläge wettmachen.
Zu den raren Gewinnern zählten die Aktien von Alcon (+0,9%). Sie profitierten von positiven Marktkommentaren. Zudem verhalfen spekulative Käufe den Papieren von Clariant (+0,2%) zu einem Kursgewinn.
Die Papiere des Luxusgüterherstellers Richemont (+0,4%) reihten sich ebenfalls bei den Gewinnern ein. Und auch Lonza «retteten» sich in die Gewinnzone.
Am breiten Markt fielen die Aktien von Klingelnberg (-3,0%) negativ auf. Die Technologiefirma, die auch die Autoindustrie beliefert, sprach eine Gewinnwarnung aus.
Die Anteile des Telekomkonzerns Sunrise schlossen eine bewegte Sitzung unverändert. Einige Anleger begrüssten zwar, dass sich der Kabelkonzern Liberty Global nun mit bis 500 Millionen Franken an Sunrise beteiligen will. Nach wie vor bleibt aber unklar, ob der Deal zustande kommen wird.
Die Anteile der GAM Holding verloren vor dem am Donnerstag erwarteten Ergebnis 3,7 Prozent. Laut Händlern litten die Titel unter Ergebnissorgen.
Dagegen kletterten die Papiere von Aryzta um 9,3 Prozent nach oben. Die Hochstufung von Kepler Cheuvreux auf «Hold» von «Reduce» löste gemäss Marktkreisen Deckungskäufe aus. Aryzta habe die Intensivstation verlassen, hiess es in der Note.
Implenia verloren 0,95 Prozent. Der Abbruch der Gespräche zwischen der Aktionärsgruppe Veraison/Parmino und dem Verwaltungsrat des Baukonzerns sorgte laut Händlern für neue Verunsicherung und veranlasste spekulative Anleger zu Gewinnmitnahmen. Nach Börsenschluss informierte Implenia über einen Folgeauftrag in Genf in der Höhe von 270 Millionen Franken. (awp/mc/pg)