Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag Verluste erlitten. Der SMI fiel phasenweise unter die Marke von 9’000 Punkten, eroberte diese aber bis am Ende des Tages wieder zurück. Als Grund nannten Händler eine generell gestiegene Nervosität der Investoren. Der Schweizer Aktienmarkt kam im Vergleich zu anderen europäischen Börsendank noch relativ glimpflich davon.
Die höhere Nervosität zeigt sich am klar gestiegenen Schweizer Volatilitätsindex. Die Sorgen um Griechenland seien nach dem ergebnislos verlaufenen Euro-Finanzministertreffen vom Montag wieder grösser geworden, hiess es von Händlern dazu. Alles andere als zur Beruhigung trug bei, dass Griechenland zu einen «Trick» greifen musste, um einen Kredit zurückzuzahlen. So wurde das Geld offenbar von einem Notfallkonto abgebucht.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor 0,79% auf 9’044,98 Punkte und schloss somit relativ deutlich über dem Tagestief von 8’989 Punkten. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 0,71% auf 1’354,06 Punkte nach, während der marktbreite Swiss Performance Index (SPI) 0,80% auf 9’201,15 Stellen einbüsste. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 25 im Minus, vier im Plus und einer (Zurich) unverändert.
Unter den Blue Chips verzeichneten die Aktien des Chemiekonzerns Clariant (-4,3%) die mit Abstand grössten Verluste. Grund dafür dürften die Äusserungen von Konzernchef Hariolf Kottmann in einem Interview gewesen sein. Er erteilte darin den zuletzt kursierenden Übernahmespekulationen eine klare Absage: «Es gibt und gab keinerlei Gespräche über einen gesamtheitlichen Merger oder einen Verkauf der Clariant, und es wird sie auch nicht geben», sagte er. Clariant wolle sich selbständig weiterentwickeln und habe auch das Potenzial dazu.
Hinter Clariant büssten Lonza (-2,5%) am meisten ein. Die Aktie hatte sich bislang im Jahresverlauf dank neuer Mittelfristziele deutlich besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Nun sei es zu Gewinnmitnahmen gekommen, hiess es im Handel.
Zu den grössten Verlierern zählten auch Galenica (-2,0% oder -17 CHF), wobei sich hier vor allem der Dividendenabgang von 15,00 CHF bemerkbar machte. Actelion (-0,5% oder -0,60 CHF), die ebenfalls ex-Dividende (1,30 CHF) gehandelt wurden, verkrafteten diesen Effekt besser.
Klare Verluste erlitten auch Sonova (-1,8%) und Sika (-1,5%). Bei letzteren richtete sich Saint-Gobain-Chef Pierre-Andre de Chalendar am Berichtstag in einem «offenen Brief» an die Interessensvertreter von Sika mit seinen Argumenten für die Übernahme der Stimmmehrheit. Es gebe für ihn keinen Zweifel an der Rechtmässigkeit der Transaktion mit der Sika-Gründerfamilie Burkard. Gleichentags wurde bekannt, dass sich der Sika-Verwaltungsrat und die Erben – wie erwartet – vor dem Friedensrichter nicht einigen konnten.
Zum klaren Minus des Gesamtmarkts trugen auch die schwergewichtigen Nestlé (-1,2%) bei. Die beiden anderen Schwergewichte Novartis (-0,9%) und Roche (-0,8%) erholten sich hingegen im Verlauf des Tages und sorgten dafür, dass der Schweizer Aktienmarkt weniger stark abrutschte als zum Beispiel der deutsche.
Leicht besser als der Gesamtmarkts gingen UBS (-0,6%) aus dem Handel. Laut der «Financial Times» könnte am Mittwoch die lange erwartete Einigung wegen der Devisen-Manipulationen publik werden. Gerüchteweise könnte die UBS und weitere vier Grossbanken mit insgesamt mehr als 6,0 Mrd USD vom US-Justizministerium zur Rechenschaft gezogen werden. Die Aktien der Credit Suisse (-0,4%) büssten in diesem Umfeld etwas moderater ein.
Besser als der Gesamtmarkt entwickelten sich die Swiss-Life-Valoren (-0,3%), wobei sie im Verlauf des Tages das Vorzeichen wechselten. Vorbörslich veröffentlichte der Versicherer ein ordentliches Wachstum des Geschäftsvolumens im Auftaktquartal, womit die Analystenvorgaben übertroffen wurden.
Die wenigen Gewinner wurden von Transocean (+2,1%) angeführt, die schon am Vortag um über 6% zugelegt hatten. Im Plus schlossen ausserdem Schindler (+0,7%), Adecco (+0,5%) und Aryzta (+0,2%). Die Adecco-Aktien haben mit diesem Plus den Kurssturz infolge des CEO/CFO-Wechsel von letzter Woche nun beinahe wieder wettgemacht.
Im breiten Markt kamen die Resultate von PSP (-3,3%) und Schaffner (-2,9%) schlecht an. Auffällig waren ausserdem die Kursbewegungen bei Meyer Burger (+6,9) auf der positiven Seite und bei Implenia (-4,5%) auf der negativen. (awp/mc/pg)