Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch nach einer eher volatilen Sitzung klar im roten Bereich geschlossen. Die wichtigsten Indices hatten bereits nach der Eröffnung tiefrot notiert, der Markt hatte sich dann aber zur Handelsmitte etwas erholt, gestützt auf verbesserte Aussichten für baldige Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB). Denn ein Gutachter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) kam zum Schluss, dass die EZB grundsätzlich Staatsanleihen kaufen darf. Am Markt wurde daraufhin spekuliert, dass die EZB schon in der kommenden Woche an der Sitzung vom 22. Januar ein Anleihe-Kaufprogramm, ein sogenanntes Quantitative Easing, beschliessen könnte.
Am Nachmittag wurden dann aber in den USA Wirtschaftsdaten veröffentlicht, die klar unter den Erwartungen der Experten lagen und damit das bereits strapazierte Sentiment an den Märkten wieder belasteten. Besonders der Rückgang der Detailhandelsumsätze im Dezember enttäuschte die Marktteilnehmer zudem drückten auch die fallenden Rohstoffpreise auf die Kurse. Dies sorgte dafür, dass der SMI kurzzeitig auf ein neues Tagestiefst rutschte. Nach Börsenschluss in Europa wird die US-Notenbank Fed schliesslich ihren Konjunkturbericht («Beige Book») vorstellen, was für weitere Impulse in Übersee sorgen dürfte.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,94% tiefer bei 9’198,20 Punkten; das Tageshoch lag bei 9’282, das Tagestief bei 9’175 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 1,18% auf 1’346,26 Zähler nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,89% auf 9’061,81 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 28 im Minus und nur zwei im Plus.
Das Schlusslicht bei den Bluechips bildeten Transocean (-4,6%), welche belastet wurden vom verhaltenen Erdölbericht der US-Regierung. Seit Anfang Jahr büsste die Aktie damit bereits knapp 14% ein nach einem Minus von beinahe 60% im 2014. Dichtauf folgten SGS (-3,9%). Die Aktien des Warenprüfkonzerns standen nach einer Rating-Herabstufung durch die Citigroup auf «Neutral» von «Buy» auf der Verkaufsliste der Anleger.
Auch Bankentitel wie UBS (-2,7%), Julius Bär (-1,6%) und Credit Suisse (-2,4%) zählten zu den grossen Verlierern. Der CS-Aktionär Capital Group Companies hatte den Verkauf von Anteilen auf knapp 3% von zuvor 4% Ende vergangener Woche gemeldet. Zusätzlich belastet wurden die Grossbankentitel von schlecht ausgefallenen Zahlen der amerikanischen Grossbank JP Morgan Chase.
Mit grossen Abgaben zeigten sich noch Zykliker wie Richemont (-2,6%), die morgen Donnerstag ihre Umsatzzahlen veröffentlichen, ABB (-2,6%) oder Adecco (-2,0%). Die Titel hatten ihre Verluste nach den US-Daten deutlich ausgebaut.
Die Index-Schwergewichte Roche (-0,7%), Novartis (-0,4%) und Nestlé (-0,3%) schlossen ebenfalls negativ und belasteten den SMI dementsprechend.
Swisscom (-0,9%) waren in der zweiten Handelshälfte ins Minus gerutscht. Der Mitbewerber Sunrise hatte für das erste Halbjahr 2015 offiziell seinen Börsengang angekündigt. Dies könnte nach Ansicht von Experten eine Neubewertung des Telekom-Sektors nach sich ziehen. Ende 2014 waren die Swisscom-Titel im Zuge der Veräusserung des Konkurrenten Orange an den französischen Telekomunternehmer Xavier Niel bereits stark unter Druck geraten.
Gewinne verzeichneten demgegenüber Sika (+2,0%) – nachdem die Anteilsscheine bereits am Vortag ein Plus von 4,6% verbuchten. Verwaltungsrat und Management von Sika erhalten im Abwehrkampf um die Übernahme der Kontrollmehrheit durch den französischen Wettbewerber Saint-Gobain prominente Unterstützung von internationalen Investoren.
Swatch (+0,8%) zeigten als zweiter Bluechip positive Avancen. HSBC hat die Bewertung für die Inhaberaktien auf «Overweight» von zuvor «Neutral» erhöht. Dies aufgrund der erwarteten positiven Währungseffekte und dem höheren Bewertungsabstand zu den Wettbewerbern LVMH, Richemont und Tiffany.
Am breiten Markt waren Kuoni (+8,0%) stark gesucht, nachdem die Gruppe verkündete, komplett aus dem Reiseveranstalter-Geschäft auszusteigen. Gleichzeitig wurde für 2014 ein stabiler Nettoumsatz von 5,5 Mrd CHF kommuniziert, wovon die drei verbleibenden Divisionen auf pro-forma Basis 3,4 Mrd CHF beitrugen.
Weiter profitierten Kudelski (+1,9%) von guten Unternehmensnews. Der Technologiekonzern konnte einen Rechtsstreit mit Netflix in den USA beilegen und eine Vereinbarung über eine langfristige Zusammenarbeit mit der US-Gesellschaft schliessen.
Der Vermögensverwalter Partners Group (Aktie -0,7%) meldete für 2014 einen Neugeldzufluss von 6,1 Mrd EUR. awp/mc/upd/ps)