Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag zum zweiten Mal in Folge schwächer aus der Sitzung gegangen. Nach einer relativ volatilen Eröffnungsphase und einem für einen kleinen Verfallstermin flauen Handelsverlauf holte der SMI gestützt von den freundlich startenden US-Börsen gegen Handelsende einen Teil der frühen Verluste auf. Belastet wurde das Sentiment zum Wochenschluss weiterhin vor allem durch den mutmasslichen Abschuss einer malaysischen Boeing über der Ostukraine, welcher die europäischen Börsen bereits am Vortag unter Druck gesetzt hatte.
Nach dem freundlichen Start in die Woche rückten vor dem Wochenende die Konfliktherde in der Ukraine und im Nahen Osten damit wieder in den Vordergrund. Zusammen mit der Bodenoffensive Israels im Gazastreifen scheint sich die Lage momentan an beiden Orten zuzuspitzen. Die West-Ost-Spannungen dürften sich mit dem Absturz des Passagierflugzeuges massiv verschärfen, hiess es dazu auch in Handelskreisen. Eher enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA beeinflussten die Kurse dagegen kaum.
Der Swiss Market Index (SMI) gab zum Schluss 0,43% auf 8’511,43 Punkte nach. Im Wochenvergleich resultierte allerdings ein Plus von 0,5%. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) fiel um 0,46% auf 1’293,16 Punkte zurück und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,43% auf 8’428,23 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 23 im Minus, 6 im Plus und einer (Kühne+Nagel) unverändert.
Die beiden Titel mit den grössten Abgaben waren Lonza (-2,0%) und SGS (-2,7%). Letztgenannte hatten bereits am Vortag im Anschluss an die Halbjahreszahlen deutlich Federn gelassen. Nach den kritischen Kommentaren der Analysten vom Donnerstag haben zum Wochenschluss weitere Institute wie Barclays oder Jefferies ihre Kursziele für den Titel gesenkt, wobei Jefferies die Kaufempfehlung bestätigt hat.
Ein klares Minus verzeichneten dahinter auch Adecco und Holcim (je -1,3%). Beim Zementhersteller Holcim belastete ein Kommentar von Morgan Stanley zum Konkurrenten Heidelbergcement, in dem von schwachen Ergebnissen bei den Deutschen die Rede war. Ausserdem hat der mexikanische Konkurrent Cemex Quartalszahlen vorgelegt.
Bei ABB (-0,8%) haben gute Quartalszahlen des US-Konzerns General Electric im Kursverlauf der Aktie keine Spuren hinterlassen. ABB wird das Quartalsergebnis am kommenden Mittwoch vorlegen. Leicht überdurchschnittlich fielen zudem UBS (-0,8%), Sonova (-0,7%) oder Transocean (-0,8%) zurück.
Entsprechend der Verunsicherung aufgrund der geopolitischen Risiken hielten sich defensive Titel wie Nestlé (-0,2%) und Novartis (-0,3%) etwas besser als der Gesamtmarkt. Für den Genussschein von Roche (-0,6%) galt dies allerdings nicht.
Am meisten gesucht waren Dufry (+1,3%). Für diesen Titel hat Jefferies das Kursziel klar erhöht und das Rating «Buy» bestätigt. Jefferies sieht gar noch Potenzial für eine weitere Kursziel-Anhebung, sollten die schrittweisen Synergien aus der Nuance-Übernahme realisiert werden können.
Weitere Gewinner waren Actelion (+0,5%), Sika (+0,4%) oder Julius Bär (+0,6%). Die Bank wird am Montag die Quartalszahlen vorlegen, am Dienstag folgt mit der Credit Suisse eine weitere Bank mit den Zahlen. Deren Aktien (-0,2%) hielten sich am Freitag allerdings nicht bis zum Schluss in der Gewinnzone.
Im breiten Markt stachen Ascom mit einem markanten Minus von 8,5% hervor, nachdem das Unternehmen am Vorabend eine Gewinnwarnung publiziert hatte. Man sei verhalten in das Jahr 2014 gestartet und werde für das erste Halbjahr gemäss provisorischen Zahlen durchwegs schlechtere Kennzahlen ausweisen, hiess es. Analysten halten die neue Guidance immer noch für ehrgeizig, sehen das Unternehmen aber sonst als intakt und die Aktie als eher unterbewertet an.
Infranor (-8,4%) fielen am Freitag markant zurück, was allerdings noch immer sehr bescheiden ist im Vergleich mit dem Plus von über 66% vom Vortag im Zusammenhang mit der Ankündigung der Fusion mit Perrot Duval. Perrot Duval PS zogen im Gegensatz zu Infranor am Freitag um 5,6% noch einmal etwas an, dies nach einem Plus von gut 22% am Vortag.
Ein leichtes Minus verzeichneten BKW (-0,8%). Der Energiekonzern gab den Plan bekannt, die Aktienbeteiligung am nationalen Netzbetreiber Swissgrid in eine von ihm beherrschte Tochtergesellschaft auszulagern. (awp/mc/pg)