Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt hatten am Mittwoch die Pessimisten die Oberhand. Vor allem die Sorge über die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft drückte laut Händler auf die Stimmung. In Europa sorgte derweil ein Rückschlag der britischen Premierministerin Theresa May beim Brexit für Druck auf die Märkte.
Weil die Börsen in den USA im Gedenken an den früheren US-Präsidenten Georg Bush am Mittwoch geschlossen bleiben, gab es auch am Nachmittag kaum Impulse. Entsprechend prägten die negativen Vorgaben der Wall Street vom Vorabend den gesamten Handelstag am Schweizer Markt. Sorgen bereitete laut Marktbeobachtern vor allem die Entwicklung am US-Anleihenmarkt. Dort sind die Renditen länger laufender Anleihen zum Teil unter diejenigen mit kürzerer Laufzeit gefallen, was als Rezessionssignal gilt. Damit ist laut einem Händler auch die Hoffnung auf ein Jahresendrally bei vielen Anlegern verflogen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit einem Minus von 1,60 Prozent bei 8’939,96 Punkte fast auf dem Tagestief. Beim breiten Swiss Performance Index (SPI) resultierte zum Schluss ein Minus von 1,50 Prozent auf 10’442,87 Zähler. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), bei welchem die defensiven Schwergewichte nicht mit ihrem ganzen Gewicht enthalten sind, gab um 1,58 Prozent auf 1’377,32 Zähler nach. Von den SLI-Titeln schlossen mit einer Ausnahme alle im Minus.
Zu den Valoren mit den grössten Abgaben gehörten einmal mehr die Technologiewerte und die Zykliker. So verloren AMS 6,1 Prozent und Temenos um 3,4 Prozent nach. Die Aktien von AMS litten laut Händlern weiter unter den Absatzproblemen beim Grosskunden Apple. Vermutlich sei der Sensorenhersteller darum zu vorsichtigen Zielvorgaben für das erste Quartal gezwungen, wurde befürchtet.
Auch die konjunktursensitiven Titel Adecco (-3,3%), Schindler (-3,0%), LafargeHolcim (-2,6%) und ABB (-2,4%) schlossen mit hohen Abgaben. Bei Schindler sorgte neben der allgemein negativen Marktstimmung auch eine Rückstufung durch Morgan Stanley für Druck auf die Aktie.
Zu den Verlierern gehörten aber auch die Titel der Versicherer: Zurich und Swiss Life gaben mit je einem Minus von 1,9 Prozent überdurchschnittlich nach. Händler führen die Einbussen vor allem auf die niedrigen Zinsen bei länger laufenden Anleihen am US-Bondmarkt zurück. Die Valoren der Zurich wurden laut Marktbeobachtern zudem trotz Erfüllung der angepeilten Ziele für wenig konkrete Aussagen am Investorentag zur Jahresdividende abgestraft.
Die Anleger stiessen zudem Bankentitel ab. Die Anteile von Julius Bär, UBS und Credit Suisse verloren 1,4 bis 1,7 Prozent.
Die SMI-Schwergewichte Nestlé (-1,3%), Novartis (-1,6%) und Roche (-1,8%) gaben vor allem am Nachmittag noch deutlich nach. Roche hatte am Mittag noch von einem Entscheid der US-Gesundheitsbehörde FDA für ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für eine Kombinationstherapie bei Lungenkrebs profitiert.
Einzige SMI-Titel im Plus waren am Mittwoch Sonova (+1,5%). Der Analyst der Deutschen Bank hatte zuvor die Zukunftsaussichten des Schweizer Hörgerätehersteller optimistisch bewertet. So sei die neue Hörgeräte-Generation von Sonova das beste Angebot seit Jahren, schrieb er. Zudem sei zu erwarten, dass die neue Marvel Technologie dem Cochlear-Geschäft des Unternehmens Auftrieb verschaffe.
Am breiten Markt fielen Bossard mit besonders hohen Abgaben auf (-11,1%). Die Bank Vontobel hatte am Morgen das Rating für die Aktien auf «Reduce» von «Hold» gesenkt. Der zuständige Analyst reduzierte vor allem seine Umsatzerwartung für das Tesla-Geschäft von Bossard. Für die Rückstufung wurde aber auch die Abkühlung des allgemeinen Wirtschaftsumfeldes ins Feld geführt.
Ebenfalls zu den Titeln mit bedeutenden Verlusten gehörten Landis+Gyr (3,0%). Händler verwiesen auf eine negative Studie von Morgan Stanley als Belastung. Morgan Stanley kappte die Einstufung im Rahmen einer Branchenstudie auf «Underweight» von «Equal Weight» und reduzierte das Kursziel auf 58 von 62 Franken. (awp/mc/pg)