Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat einen rabenschwarzen Wochenstart erwischt und kannte nur eine Richtung: Abwärts. Schwache Konjunkturdaten aus Europa und China sowie Sorgen um die politische Zukunft Europas belasten die Dividendenpapiere vom Handelsstart weg. Beobachter sprachen von einer typischen «politischen Börse». Die Tagesverluste wurden am Nachmittag mit einer ebenfalls schwachen Wall Street ausgeweitet. Die Unsicherheit unter den Investoren sei unmittelbar vor der Publikation einer Reihe wichtiger Unternehmensabschlüsse deutlich gestiegen, hiess es in Marktkreisen.
Hierzulande stand Nestlé nach einer Milliardenübernahme im Fokus. Der Nahrungsmittelkonzern übernimmt Pfizers Babynahrungssparte für fast 12 Mrd USD. Knapp die Hälfte des absoluten Rückgangs des SMI ist das Minus bei Nestlé zurückzuführen, allerdings werden die Papiere ex-Dividende gehandelt.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Montag 1,97% auf 6’114,83 Punkte ein und schloss damit auf dem niedrigsten Stand seit Mitte April. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 2,00% auf 918,34 und der breite SPI um 1,20% auf 5’668,91 Punkte.
Zyklische Aktien litten stark unter dem eingetrübten Konjunkturbild. So gaben Clariant um 4,3%, ABB um 3,5%, Transocean um 3,1% und Kühne+Nagel um 3,2% nach. Klaus-Michael Kühne, der Hauptaktionär und ehemalige VR-Präsident des Logistikkonzerns, sprach in einem Zeitungsinterview eine deutliche Verschärfung des Wettbewerbs im Markt an.
Adecco sackten gar um 5,4% ab. Die unlängst vom Mitbewerber Manpower publizierten Zahlen deuten darauf hin, dass Adecco in seinem Schlüsselmarkt Frankreich zuletzt Marktanteile abgeben musste, merkten Marktbeobachter an.
A propos Frankreich: Der sich nach dem ersten Wahlgang zu den Präsidentschaftswahlen abzeichnende Machtwechsel steigere das Misstrauen in die Eurozone noch weiter, sagen Händler. Denn damit stehe die bislang bei der Euro-Rettung wegweisende Zusammenarbeit des Amtsinhabers Nicolas Sarkozy und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Frage.
Bankenaktien reihten sich in der Folge ebenfalls weit hinten im Tableau ein: Credit Suisse verloren 2,6%, Julius Bär 3,4% und UBS 2,3%. Die Anleihenmärkte werden weiter mit Argusaugen beobachtet, heisst es im Handel. So zogen nicht nur die Renditen in Spanien und Italien wieder an, sondern auch der Staatspapiere aus Frankreich.
Nach einer Milliardenübernahme stand Nestlé im Fokus der Investoren. Die Westschweizer übernehmen von Pfizer die Babynahrungssparte für knapp 12 Mrd USD. Der Preis wird in Marktkreisen als hoch angesehen, die Übernahme an sich wird allerdings als strategisch sinnvoll erachtet. Die Nestlé-Papiere verbilligten sich um 2,8% oder um 1,60 CHF auf 55,50 CHF. Die aus dem Aktienkurs herausgerechnete Dividende lag bei 1,95 CHF und somit über dem Tagesverlust.
Dahinter hielten sich Novartis (-0,6%) als weitere defensive Versicherungen der Bluechips verhältnismässig gut. Der Pharmakonzern wird am morgigen Dienstag Quartalszahlen vorlegen und hatte am Morgen bekanntgegeben, mehr als 500 Mio CHF für eine Produktionsanlage für feste Arzneiformen am Standort Stein im Aargau zu investieren.
Roche verbilligten sich um 1,5%. Vergangenen Freitag endete die Übernahme-Offerte der Basler an die Aktionäre der US-Gesellschaft Illumina. Die Papiere hatten zuletzt deutlich zugelegt, nachdem die Transaktion nicht mehr mit Vehemenz weiterverfolgt wurde. Die Befürchtungen, dass Roche einen zu hohen Preis für Illumina zahlen könnte, waren damit verflogen.
Im breiten Markt brachen Mondobiotech um gut 23% ein, nachdem das Unternehmen am vergangenen Freitag den Abbruch der Übernahmeverhandlungen mit der italienischen Pierrel bekanntgegeben hatte.
Gottex (+10,9%) zogen dagegen im Anschluss an das Trading-Update zum ersten Quartal klar an. (awp/mc/ps)