CH-Schluss: Leicht fester – Vorsicht mit Blick auf US-Budgetstreit
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Mittwoch nach einem ständigen Auf und Ab mit nur leicht festeren Kursen abgeschlossen. Während die erfolgreich durchgeführte Anleihenauktion in Italien den Aktien Unterstützung bot, übten sich die Anleger mit Blick auf die ungelösten Probleme im US-Budgetstreit in Zurückhaltung. In der Schweiz gaben die Pharmagewichte dem Gesamtmarkt den nötigen Halt.
Für einmal sorgte Italien an den Börsen für gute Stimmung. Das hochverschuldete Land hatte sich trotz der anhaltenden politischen Unsicherheiten bei Investoren für zwei Jahren frisches Geld zu klar tieferen Konditionen geliehen und den Aktien so etwas Auftrieb gegeben. Demgegenüber stand aber der US-Budgetstreit, in welchem kaum mehr Fortschritte gelingen. Sollte es bis Anfang nächster Woche keine Einigung über den Etat geben, geht der Regierung zum 1. Oktober das Geld aus. Beamte müssten in Zwangsurlaub gehen, staatliche Einrichtungen wie Ämter und Museen geschlossen werden.
Bis Börsenschluss stieg der Swiss Market Index (SMI) um 0,10% auf 8’055,23 Punkte, der Tageshöchstwert wurde kurz vor Mittag bei 8’081 Zählern erreicht. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,08% auf 1’232,25 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,04% auf 7’642,10 Punkte dazu. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Ende 16 im Plus und 14 im Minus.
Die Schwergewichte Novartis und Roche haben mit Avancen von 0,2% beziehungsweise 0,5% den SMI in der Gewinnzone gehalten. Novartis stellte an einer Fachtagung in Kopenhagen neue Daten zum Multiple-Sklerose-Medikament Gilenya vor, die dessen Wirksamkeit und Vorteile weiter belegen. Das dritte Schwergewicht im Bunde, Nestlé, büsste 0,3% ein.
Auf der Gewinnerseite ganz oben standen am Ende die Aktien des US-Ölbohrunternehmens Transocean (+1,4%), vor dem Telekomkonzern Swisscom (+1,0%) und Swiss Re (+0,9% auf 76,05 CHF). Die Bank HSBC traut den Papieren des Rückversicherers nach der guten Performance der vergangenen Wochen noch weitere Kurssteigerungen zu und hob das Kursziel auf 82,50 von 80,00 CHF an.
Die weiteren Finanzaktien im Blue Chips-Segment gingen grösstenteils mit Kursverlusten aus dem Handel: Swiss Life und CS kamen mit je 0,9% am stärksten unter Druck, Julius Bär verloren 0,6%. Und auch die Titel der UBS (-0,2%) konnten sich am Ende nicht in der Gewinnzone halten.
Bei den Zyklikern blieb das Bild bis zum Schluss gemischt: Auf der Gewinnerseite im SMI/SLI standen Syngenta (+0,6%), Holcim (+0,7% auf 68,95 CHF) oder Dufry (+0,7% auf 137 CHF) weit vorne. Nach der enttäuschenden Kursentwicklung in den vergangenen Tagen hatte die UBS das Kursziel für Holcim auf 70 von zuvor 72 CHF gesenkt, das Rating aber auf ‹Neutral› belassen. Beim SLI-Neuling Dufry nahm die Citigroup eine Kurszielerhöhung auf 140 von zuvor 133 CHF vor. Die Bank rechnet für den Reisedetailhändler langfristig vor allem in Brasilien mit Wachstum.
Clariant zählten dagegen mit einem Minus von 1,6% auf 15,57 CHF zu den Verlierern des Tages. Die Analysten der UBS hatten das Kursziel der Aktien des Spezialchemie-Konzerns um 50 Rappen auf 18,50 CHF reduziert, halten aber an der ‹Kauf›-Empfehlung fest. Die Bank sieht den nach wie vor negativen Währungstrend als Risiko. Schindler (-1,5%) und Actelion (-1,1%) gaben ebenfalls um mehr als ein Prozent nach.
Im breiten Markt fielen Swissquote (+13%) auf. Die Online-Bank übernimmt die auf Online-Devisenhandel spezialisierte MIG Bank und will damit das entsprechende Geschäft insbesondere in Asien massiv ausbauen. Analysten begrüssten die Expansion und die ZKB hob die Einstufung der Titel auf «Übergewichten» an. Durch die Transaktion werde das Eigenkapital, das momentan brach liege, rentabler eingesetzt, so der Kommentar.
Weitere grössere Gewinner waren u.a. die im Liquidationsverfahren stehenden Swissmetal (+43%), Perfect Holding (+7,1%) oder USI Group (+5,9%). Die Aktien des Beteiligungsunternehmens HBM Healthcare (+1,0%) profitierten von besseren Konditionen der Portfolio-Gesellschaft Ophtotech für die geplante Publikumsöffnung.
Am deutlichsten zurückgenommen wurden Datacolor (-6,4%). Durch grössere Einbussen fielen auch Orascom DH (-3,7%), Bell (-3,5%) und Conzzeta (-3,2%) auf. (awp/mc/pg)