CH-Schluss: SMI setzt nachösterliche Erholung fort

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach zähem Beginn im Handelsverlauf den Schwung des Vortages aufgenommen und erneut klar höher geschlossen. Dabei rückte der Leitindex SMI mit kräftiger Unterstützung der Pharmaschwergewichte über die Marke von 11’900 Punkte vor. Diese Schwelle hatte das Börsenbarometer Anfang April im Zuge des durch die Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Kurssturzes unterschritten. Nun treibt die Hoffnung auf Lösungen für zahlreiche Länder in der US-Zollfrage die Kurse nach oben.
Insbesondere ein allfälliger Deal der Trump-Regierung mit China dürfte für Erleichterung an der Börse sorgen. Allgemein bleibt die Lage aber weiterhin angespannt. «Viele Unternehmen wissen nicht, wie es weitergeht und dementsprechend vorsichtig fallen die Prognosen aus», sagte ein Händler. Die Verunsicherung habe sich etwa im deutschen Ifo-Index gezeigt, der eine leichte Eintrübung der deutschen Wirtschaft erwarten lässt. Nur vage äusserten sich Firmen wie Roche oder Nestlé zu möglichen Folgen hoher US-Zölle auf ihr Geschäft.
Der SMI kletterte am Donnerstag um 0,92 Prozent auf 11’918,59 Punkten in die Höhe. Zur Erinnerung: Vor gut zwei Wochen hatte sich der Index noch rund 1000 Punkte tiefer bewegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückte um 0,99 Prozent auf 1923,81 Zähler vor und der breite SPI um 0,98 Prozent auf 16’157,82 Zähler. Im SLI schlossen 26 Werte höher und lediglich 3 tiefer. Swatch Inhaber gingen unverändert aus dem Handel.
Für das klare Plus waren primär die Pharmaschwergewichte Novartis (+1,2%) und Roche (GS: +1,6%) verantwortlich. Vor allem die Roche-Bons haben sich während des Handels in die Höhe geschraubt. Der Pharmariese hatte in den ersten drei Monaten mehr Medikamente verkauft als noch vor einem Jahr. Und in dem äusserst wichtigen US-Markt sieht CEO Thomas Schinecker die Gruppe sehr gut aufgestellt.
Zurückhaltend reagierten die Anleger indes auf die Quartalszahlen von Nestlé (+0,1%). Der Nahrungsmittelkonzern war zwar zum Jahresauftakt etwas schneller gewachsen als erwartet, das war allerdings vor allem auch dank Preiserhöhungen möglich. Auch Nestlé sieht sich für den Fall hoher Zölle etwa auf ihren Nespresso-Produkten vorbereitet. Dies könnte weitere Preisanpassungen nach sich ziehen, hiess es.
An der Spitze der Blue Chips standen, dank der vermeintlich versöhnlichen Töne im Zollstreit zwischen den USA und China, die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova (+3,1%). Sonova wäre von hohen US-Zöllen auf Importen aus China besonders stark betroffen, da das Unternehmen auch im «Reich der Mitte» für den US-Markt produziert.
Nebst Sonova wurden andere Zykliker wie der Sensorenhersteller VAT (Aktie: +2,6%), die Bauchemiegruppe Sika (+2,3%) oder der Computerzubehörspezialist Logitech (+2,1%) sehr gut nachgefragt. VAT und Logitech profitierten von der verbesserten Stimmung im Techsektor. Der Logistiker Kühne+Nagel (+2,1%) überzeugte derweil mit starkem Wachstum und einem deutlichen Gewinnanstieg im Startquartal.
Gesucht wurden nach Zahlen auch die Titel des Warenprüfkonzerns SGS (+1,7%), der in einem ersten Quartal noch nie so viel umgesetzt hatte wie 2025. Und trotz des von US-Zöllen belasteten Umfelds sieht sich die Gruppe mit den Wachstumszielen auf Kurs. Givaudan und Sandoz (je +1,7%) waren weitere Gewinner.
Die grössten Kursverluste im SLI verbuchten Adecco (-1,4%). Die Aktie bewege sich im Fahrwasser der Zoll- und der konjunkturellen Unsicherheit auf und ab, hiess es am Markt. Etwas tiefer tendierten auch Alcon (-0,4%) und Swiss Re (-0,2%).
Im breiten Markt stachen Belimo und Galderma (je +12%) nach Zahlen mit einem Kursfeuerwerk heraus. Der Klimaspezialist Belimo wusste mit gutem Wachstum im ersten Quartal zu überzeugen und auch der Hautpflegespezialist Galderma startete überraschend gut ins Jahr 2025.
Dagegen büssten Vontobel (-3,3%) an Wert ein. Die Analystenmeinungen zur Entwicklung der Kundengelder fielen gemischt aus. Gemischt war zuletzt auch das Anlegerverdikt bei Baloise (+1,7%) und Helvetia (-1,8%), die am Dienstag ihre Fusionsabsichten publik gemacht hatten. (awp/mc/ps)