Zürich – Die Schweizer Börse hat den Handel am Dienstag uneinheitlich beschlossen. Während SMI und SPI zulegten, verzeichnete der SLI ein kleines Minus. Der Tag war geprägt von der anhaltenden Unsicherheit um Spanien und Italien, sowie einer abwartenden Grundhaltung vor dem mit Spannung erwarteten EU-Gipfel am Donnerstag. Die Anleiheauktionen Spaniens und Italiens mit hohen Zinslasten liessen vor dem Mittag die Stimmung kurzfristig sinken. Spanien könne sich so hohe Zinsen nicht lange leisten, sagte ein Händler.
Es sei weiter unklar, was vom EU-Gipfel erwartet werden könne, so der Händler weiter. Wahrscheinlich würden wieder zahlreiche Absichtserklärungen und Pläne kommuniziert, deren Details später erst noch ausgearbeitet werden müssten. Enttäuschungspotenzial sei allemal vorhanden. Am Nachmittag sorgte ein besser als erwarteter Case-Schiller-Index aus den USA für Auftrieb und auch der SMI drehte ins Plus. Die eingetrübte Verbraucherstimmung in den USA belastete die Märkte dagegen nur kurz.
Das wichtigste Schweizer Börsenbarometer SMI schloss mit einem Plus von 0,22% bei 5’941,82 Punkten. Zeitweise hatte der Index im Tief mit -0,44% notiert. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,05% auf 881,19 und der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um 0,11% auf 5’528,14 Zähler.
Die grössten Gewinne verzeichneten die Adecco-Aktien (+3,0%). Das Zeitarbeitsunternehmen hat ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 400 Mio EUR lanciert. Finanziert wird die Massnahme über die Emission von Anleihen. Nach den Kursrückgängen der Titel vom bisherigen Jahreshoch Mitte März bei rund 49 CHF wird das Rückkaufprogramm von den Marktteilnehmern positiv bewertet.
Grössere Gewinne erzielten zudem Syngenta (+2,5%). Die Titel des Agrochemie-Konzerns würden von stark gestiegen Getreidepreisen in den USA profitieren, die bereits im US-Vortageshandel die Branche belebt hätten, hiess es unter Marktbeobachtern.
Ebenfalls mit Aufschlägen gingen Lonza (+0,6%) aus dem Handel, obwohl dem Partnerunternehmen Amylin von der US-Gesundheitsbehörde FDA vorgeworfen wird, Nebeneffekte bei zwei Diabetesmedikamenten unter Verschluss gehalten zu haben. Lonza produziert für das US-Pharmaunternehmen den Wirkstoff für eines der Präparate. Roche (+1,6%) und Novartis (+0,5%) drehten im Tagesverlauf ins Plus, das Index-Schwergewicht Nestlé ging unverändert zum Vortag aus dem Handel.
Weitere Gewinner waren Nobel Biocare (+1,8%) nach deutlichen Verlusten am Montag. Swisscom (+0,6%) hat den Ausbau des Breitbandnetztes angekündigt und will so seine Marktstellung stärken. Auch der Bauchemiekonzern Sika (+1,9%) schloss im Plus. Actelion (+0,3%) konnten an die Avancen nach Übernahmegerüchten vom Vortag anknüpfen.
Am deutlichsten zurückgenommen wurden zyklische Valoren und Finanztitel. Grösste Verlierer waren die Aktien der Grossbank Credit Suisse (-2,5%) und auch die Titel der UBS (-2,1%) gaben zum Handelsende weiter ab. Die Credit Suisse soll gut informierten Kreisen zufolge im Bereich Investment Banking rund 60 Managing Directors und Directors entlassen. Ein Credit-Suisse-Sprecher sagte, man nehme im einzelnen keine Stellung dazu, wo der bereits 2011 angekündigte Arbeitsplatzabbau vollzogen werde.
Bei den Assurancen verloren Swiss Life (-1,2% auf 84,50 CHF), Zurich Insurance (-0,1%) und Bâloise (-0,5%). Damit profitierte Swiss Life nicht von einer Heraufstufung durch Goldman Sachs auf neu «Neutral» von bisher «Sell» mit allerdings unveränderten Kursziel von 102 CHF. Demgegenüber drehte die Aktie von Swiss Re mit +1,5% ins Plus.
Auch die konjunktursensitiven Clariant (-2,3%) gaben ab, und büssten damit die jüngste Erholung innerhalb von drei Handelstagen wieder ein. Kühne+Nagel (-1,9% auf 96 CHF) gaben nach einer Kurszielsenkung auf 120 von 125 CHF durch Nomura ab. Die «Buy»-Empfehlung für die Aktie des Logistikunternehmens wurde indes beibehalten. Ebenfalls eine leichte Kurszielsenkung gab es für die ABB-Aktie (-0,9% auf 14,83 CHF). Exane BNP reduzierte die Erwartung auf 18 von 19 CHF bei unveränderter «Neutral»-Einstufung.
Weitere grössere Verlierer waren Schindler PS (-1,3% auf 103,70 CHF) und Givaudan (-1,2%). Schindler wurden von Exane BNP auf «Neutral» von «Outperform» zurückgenommen mit einem Kursziel von 123 CHF. Der Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller habe den Sektor seit März diesen Jahres um 10% überflügelt und liege nun nahe dem Bewertungshöchstpunkt, so die Begründung.
Im breiten Markt führten Galenica (-0,2%) einen Investorentag durch. Die prozentual grössten Einbussen erlitten Progress Now (-12,2%), Accu Holding (-5,7%) und Von Roll (-5,1%). Demgegenüber konnten BT&T Timelife (+20,5%) und Mindset (+8,2%) am meisten zulegen. (awp/mc/pg)