Zürich – Nach einer längeren Zeit mit tendenziell steigenden Kursen hat der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch wieder einmal deutlich nachgegeben. Der Leitindex SMI büsste vor allem in der zweiten Handelshälfte an Terrain ein und konnte die Marke von 12’100 Punkten nicht ganz halten. Händler sprachen von einer Konsolidierung an der Börse nach dem zuletzt guten Lauf. Zudem neigten die Anleger mit Blick auf den Ukraine-Krieg, das Säbelrasseln zwischen Russland und dem Westen sowie den anhaltenden Inflationstendenzen wieder stärker zur Vorsicht.
Die Inflationssorgen hätten nach der jüngsten Ankündigung der US-Notenbank, bei Bedarf die Zinsen stärker zu erhöhen als ursprünglich angekündigt, zugenommen. Das Fed ziehe nun stärkere Zinserhöhungen als die üblichen 0,25 Prozentpunkte je Sitzung in Betracht, hiess es. Im Ukraine-Konflikt hatte der russische Präsident Wladimir Putin mit der Äusserung, wonach «feindliche Staaten» Erdgas mit Rubel bezahlen sollten, weiter für Verunsicherung gesorgt. Und in der Eurozone brach wegen des Krieges die Konsumlaune ein. Die Themen Ukraine und Inflation beschäftigen auch die Schweizerische Nationalbank, die am Donnerstag ihre Einschätzungen zur geldpolitischen Lage abgibt.
Bis Börsenschluss büsste der SMI 0,85 Prozent auf 12’099,50 Punkte ein, nachdem er am Morgen sich noch um die Marke von 12’200 Zählern bewegt hatte. Der SLI, in die 30 wichtigsten Aktien umfasst, verlor 1,00 Prozent auf 1917,19 Punkte und der breite SPI 0,89 Prozent auf 15’434,97 Punkte. Im SLI hatten die Verlierer gegenüber den Gewinnern mit 28 zu 2 die Oberhand.
Die stärksten Abgaben bei den Blue Chips gingen auf das Konto der kurz vor der Übernahme durch die australische CSL stehenden Vifor Pharma (-4,5%) und von der Partners Group (-5,6%). Beim Vermögensverwalter schmolzen die noch am Vortag nach starken Geschäftszahlen erzielten Gewinne weg. Druck hatte am Berichtstag wohl auch die deutliche Kurszielsenkung von Keefe, Bruyette & Woods ausgeübt.
Auf dem absteigenden Ast waren zur Wochenmitte auch Zykliker wie Swatch Group (-3,2%), Holcim (-2,1%) oder Kühne+Nagel (+2,2%). Und zur Schwäche neigten im Umfeld steigender Zinsen auch die Techtitel von AMS-Osram (-1,6%) und Logitech (-1,2%).
Die grosse Unsicherheit an den Finanzmärkten ging nicht nur an Partners Group nicht spurlos vorbei, auch Finanztitel wie jene des Vermögensverwalters Julius Bär (-1,8%) und der Grossbank Credit Suisse (-1,5%) waren im hinteren Bereich des SLI-Tableaus zu finden. Besser schnitten die Versicherer Zurich (-0,7%) und Swiss Life (-0,5%) oder UBS (-0,6%) ab.
Das klare Minus des Gesamtmarktes war vor allem auch auf die Verluste des Schwergewichts Nestlé (-1,6%) zurückzuführen. Nach anhaltender Kritik hat Nestlé nun einen Grossteil seiner Produktlieferungen nach Russland gestoppt. Betroffen davon sind Marken wie Kitkat oder Nesquik. Weiterhin geliefert werden lebenswichtige Güter. Zudem soll Nestlé ins Kreuzfeuer aktivistischer Hackergruppen geraten sein.
Die beiden Pharma-Schwergewichte gaben dem SMI etwas Halt: Novartis gaben nur um 0,4 Prozent nach und Roche verloren lediglich 0,3 Prozent.
Zulegen konnten im SLI einzig die Papiere von Givaudan (+0,6%) und von Swisscom (+0,5%).
Im breiten Markt verteuerten sich die Aktien der Spezialitätenpharma-Gesellschaft Cosmo nach Vorlage von Geschäftszahlen um 12 Prozent. Der Gewinn fiel im Jahr 2021 höher als erwartet aus und die Aktionärinnen und Aktionäre dürfen sich erstmals seit 2016 wieder auf eine Dividendenzahlung freuen.
Ohne News rückte mit Obseva (+5,3%) ein weiterer Pharmawert vor und die indonesische Achiko gewann gar 13 Prozent dazu.
In die andere Richtung ging es bei der Online-Apotheke Zur Rose (Aktie: -9,0%), die am morgigen Donnerstag die Geschäftszahlen vorlegen wird. Crealogix und Vetropack verloren derweil je 4,6 Prozent. (awp/mc/pg)