CH-Schluss: Verluste – SMI an 8900er-Marke abgeprallt
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag klar nachgegeben. Nach einem freundlichen Start und einem neuen Jahreshoch bei 8’882 Punkten ist der SMI letztlich klar an der Marke von 8’900 Punkten abgeprallt und hat in der Folge rund 100 Punkte eingebüsst. Fundamental habe sich zwar nicht viel verändert, hiess es in Marktkreisen, nach drei starken Wochen müssten die Gewinne aber zuerst konsolidiert werden. So hat sich denn auch über die ganze Woche gesehen ein kleiner Verlust ergeben.
Die am Nachmittag publizierten Daten aus den USA waren erfreulich. Die Erholung am Arbeitsmarkt hat sich im Oktober mit einem robusten Tempo fortgesetzt. Die Arbeitslosenquote ist überraschend auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren gefallen. Ausserdem wurde die Zahl der neu geschaffenen Stellen der Vormonate nach oben revidiert. Die starken Daten nährten indes die Befürchtungen, dass der erste Zinserhöhungsschritt durch die amerikanische Notenbank doch früher als gedacht vorgenommen werden könnte, was wiederum die Märkte belastete. Fed-Chefin Yellen hat zudem in einer Rede darauf hingewiesen, dass die Volatilität an den Finanzmärkten künftig zunehmen könnte. In der Folge eröffneten auch die US-Börsen tiefer.
Der Swiss Market Index (SMI) fiel um 0,53% auf 8’816,92 Punkte zurück. Im Wochenvergleich ergab sich ein leichtes Minus von 0,2%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,25% auf 1’307,84 Punkte ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,53% auf 8’676,38 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien gaben 23 nach und 7 schlossen höher.
Grösster Gewinner waren mit Abstand Richemont (+4,5%). Zwar lag der Gewinn im ersten Halbjahr von Hedging-Verlusten belastet klar hinter den Analystenvorgaben zurück, Händler und Analysten sahen allerdings die ersten Angaben zum zweiten Halbjahr als Kurstreiber. Die Oktober-Verkäufe seien «besser als befürchtet» ausgefallen, hiess es. Die Sorgen über möglicherweise einbrechende Verkäufe in Folge der politischen Protesten in Hong Kong seien unbegründet gewesen. In Lokalwährungen sei der Gruppenumsatz lediglich um 1% zurückgegangen und dies, obschon die Vorjahresbasis sehr hoch gewesen sei.
Als zweiter Bluechip hat Swiss Re (+2,0%) Zahlen vorgelegt, die Aktie landete ebenfalls auf dem Podest. Der Rückversicherer profitierte im dritten Quartal von der geringen Zahl an Katastrophen, der Auflösung von Reserven sowie einem günstigen Steuereffekt und verzeichnete in der Folge einen Gewinnsprung. Die Erwartungen der Analysten wurden deutlich übertroffen, dies vor allem dank guter Ergebnisbeiträge aus der Nichtlebens- und der Lebensrückversicherung. Zudem gab es positive ausserordentliche Effekte.
Weitere Gewinner waren Syngenta (+1,5%) oder Transocean (+2,5%). Die Aktien des Ölserviceunternehmens brachen nach einer kurzen Handelsunterbrechung vorerst um knapp 5% ein, erholten sich dann aber wieder. Transocean sieht sich zu ausserordentlichen Abschreibern gezwungen und hat aus diesem Grund die Veröffentlichung des Resultats für das dritte Quartal verschoben. Das Unternehmen stellt für den ausstehenden Zwischenabschluss Wertberichtungen und Wertminderungen von insgesamt knapp 2,8 Mrd USD in Aussicht.
Die Mehrheit der Aktien gab allerdings nach, am stärksten Aryzta (-3,1%) und Swisscom (-2,9%). Letztere setzten damit ihre Talfahrt vom Donnerstag fort. Der Telekomkonzern hatte am Vortag mit den Zahlen zwar die Markterwartungen getroffen, allerdings wurde insgeheim auf eine positive Überraschung spekuliert, die dann ausblieb. Zu den erneuten Abschlägen trugen weitere kritische Analystenkommentare bei.
Für den Grossteil des Verlustes des Gesamtmarkts waren indes die deutlichen Abgaben in Roche (-1,6%) und Novartis (-1,2%) verantwortlich, sowie in etwas geringerem Masse jene in Nestlé (-0,5%).
Weitere Papiere mit einem klaren Minus waren Lonza (-1,5%), Adecco (-1,2%) oder Schindler (-0,8%).
Im breiten Markt fielen Accu Holding mit einem Plus von 13% auf, die Aktie wurde davor im Verhältnis 1:10 gesplittet. Den letzten Handelstag hatten die Aktien von Infranor, welche mit Perrot Duval fusioniert wird. Das Papier schloss unverändert, wogegen Perrot Duval um 5,1% nachgaben.
Verluste von jeweils knapp 3% erlitten verschiedene Industrietitel wie Schaffner, Feintool oder Bachem. Logitech fielen um 1,5% zurück, nachdem das Unternehmen einmal mehr von Buchhaltungsproblemen berichten und daher die Publikation des Zweitquartalsabschlusses verschieben musste. (awp/mc/pg)