CH-Schluss: SMI fällt mit wachsenden Konjunktursorgen zurück
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag unter den präsenter werdenden Corona- und Konjunktursorgen gelitten und deutlich nachgegeben. Schwache US-Vorgaben vom Vorabend haben den Leitindex SMI bereits von der ersten Minute weg auf die Verliererstrasse geschickt und zum Handelsende rutschte der Index gar noch bis auf die Marke von 10’200 Punkte ab. Zykliker, Banken aber auch Gesundheitstitel verloren im unsicheren Marktumfeld, während die defensiven Werte kaum als Stütze dienen konnten.
Zu denken geben den Anlegern die steigenden Corona-Infektionszahlen in vielen Ländern Europas und in den USA. Das schüre Ängste vor erneuten Lockdown-Massnahmen, meinte ein Händler. Hinzu komme, dass die politische Lage in den USA im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen von Anfang November angespannt sei. Bis dahin werde eine Einigung zwischen Republikanern und Demokraten auf ein Konjunkturpaket immer unwahrscheinlicher. Den klar besser als erwartet ausgefallenen Daten zu US-Hausverkäufen wurde dagegen kaum Beachtung geschenkt.
Der SMI schloss am Berichtstag 1,15 Prozent tiefer bei 10’211,53 Punkten und hat nun seit Freitag gut 300 Zähler oder 3 Prozent verloren. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 1,23 Prozent auf 1’539,85 zurück und der breite SPI um 1,10 Prozent auf 12’701,95 Punkte. Die 30 Titel des SLI beendeten bis auf Schindler (PS: +0,4%) den Handel mit roten Vorzeichen.
Die wachsende Unsicherheit am Schweizer Markt zeigte sich auch am zulegenden Volatilitätsindikator VSMI (+6,6%). Derweil verwies die Schweizerische Nationalbank (SNB) anlässlich ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung auf die anhaltenden wirtschaftlichen Risiken durch die Covid-19-Pandemie, während sie an ihrer eingeschlagenen, sehr lockeren Geldpolitik wie erwartet nach wie vor festhält.
Zu grossen Einbussen kam es im Finanzsektor. Besonders die Titel der UBS (-2,3%) und Credit Suisse (-2,2%) fielen deutlich zurück. An eine Fusion der beiden Grossbanken glauben mittlerweile immer weniger Marktteilnehmer. Händler verwiesen auf Medienberichte, wonach die Fusionsgespräche offenbar bereits im Sommer abgebrochen wurden. Fusionsgerüchte hatten die Kurse der Banken Mitte September noch nach oben getrieben.
Aber nicht nur die Grossbanken liessen Federn, auch der Vermögensverwalter Julius Bär (-1,2%) sowie die Versicherer Zurich (-2,0%) und Swiss Life (-1,7%) schlossen den Handel klar tiefer ab. Die wachsenden Konjunktursorgen schlugen zudem bei Zyklikern wie LafargeHolcim (-1,7%) oder Clariant (-1,5%) durch.
Dass die Unsicherheit derzeit breiter angelegt ist, liess sich am Donnerstag daran ablesen, dass auch weniger konjunktursensible Gesundheitswerte verstärkt verkauft wurden. Straumann gaben um 2,4 Prozent, Sonova um 2,1 Prozent oder Lonza um 1,7 Prozent überdurchschnittlich nach.
Bei den Techwerten grenzten Logitech (-0,4%) die deutlichen Abgaben aus der ersten Handelshälfte beinahe ganz ein. Temenos büsste hingegen deutliche 2,4 Prozent ein. Nach den Kurssprüngen der US-Technologiebörse Nasdaq im Frühjahr und Sommer wird der Sektor allgemein als überbewertet eingestuft. Der Index hat im September bislang um die 10 Prozent eingebüsst.
Nebst Schindler hätten auch AMS oder Kühne+Nagel (je -0,1%) den Handel beinahe im Plus abgeschlossen. Beide Papiere profitierten von Kurszielerhöhungen durch Banken. Demgegenüber konnten sich die Schwergewichte Nestlé, Roche (je -0,8%) und Novartis (-1,4%) dem Abwärtssog kaum entziehen.
Am breiten Markt litten Vifor (-4,9%) unter gemischt ausgefallenen Studiendaten. PSP Swiss Property (+2,6%) profitierten hingegen davon, dass die Immobiliengesellschaft in der Genfer Innenstadt drei Gewerbeimmobilien erworben und die EBITDA-Prognose für das laufende Jahre erhöht hat. (awp/mc/ps)