Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag leicht im Minus geschlossen. Die Nervosität wegen des Griechenland-Pokers war den ganzen Handelstag über mit Händen greifbar. Die Investoren legten jede der zum Teil widersprüchlichen Aussagen von Verhandlungsteilnehmern auf die Goldwaage. Dabei kristallisierte sich im Verlauf des Nachmittags heraus, dass ein Durchbruch nicht unmittelbar bevorstehe – sondern sich die Verhandlungen im Gegenteil wegen der verhärteten Fronten bis ins Wochenende hinziehen würden.
Diese Entwicklung spiegelt sich im Tagesverlauf des Schweizer Leitindexes SMI. Er bewegte sich in einem relativ breiten Band von gut 100 Punkten: Am Vormittag, als die Hoffnungen auf baldige Resultate noch grösser waren, ging es tendenziell aufwärts, am Nachmittag tendenziell abwärts. Nur eine Nebenrolle spielten in diesem Umfeld die neusten Konjunkturdaten aus den USA, welche von Analysten positiv aufgenommen wurden.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,40% tiefer bei 9’045,32 Punkten. Das Tagestief lag bei gut 9’012, das Tageshoch bei knapp 9’118 Zählern. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,35% auf 1’356,89 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,41% auf 9’173,57 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien beendeten 20 den Handelstag im Minus, neun im Plus und Sonova unverändert.
Die grössten Verluste unter den Blue Chips erlitten die volatilen Transocean (-3,1%), die nach der Eröffnung der US-Börsen absackten. Die Titel des Ölserviceunternehmens werden dort ebenfalls gehandelt.
Unter die Räder kamen zudem Aryzta (-2,9%), die zusammen mit Transocean schon am Vortag die grössten Einbussen verzeichnet hatten. Die Verluste der Backwaren-Aktie waren keine allzu grosse Überraschung, hat der Titel doch seit Anfang Jahr inzwischen rund 40% an Wert eingebüsst und trägt somit mit grossem Abstand die rote Laterne unter den Blue Chips.
SGS (-1,7%) knüpften ebenfalls an einen schwachen Vortag an. Zusätzlich sorgte eine leicht negativere Neubeurteilung der Deutsche-Bank-Analysten für Abgabendruck, auch wenn diese grundsätzlich an ihrer Kaufempfehlung festhielten.
Negativ fielen ausserdem neben Syngenta (-1,4%) Zykliker wie Kühne+Nagel (-1,3%), Schindler (-1,2%) und ABB (-0,9%) auf. Bei Julius Bär (-1,0% auf 52,70 CHF) lasteten Gewinnmitnahmen auf dem Kurs, nachdem die Titel am Vortag nach der Bussenrückstellung zur Beilegung des US-Steuerstreits die grossen Gewinner gewesen waren. Am Berichtstag hat Morgan Stanley das Kursziel um 7% auf 54,50 CHF erhöht. Die von Bär angekündigten Rückstellungen seien deutlich niedriger als befürchtet, hiess es zur Begründung.
Die Schwergewichte trugen ebenfalls zum Minus bei. So kam es bei Novartis (-0,7%) und Roche (-0,3%) zu weiteren Gewinnmitnahmen nach den Avancen von Anfang Woche. Auch Nestlé (-0,4%) büssten etwas ein. Konkrete Nachrichten lagen zu diesen Titeln keine vor.
Auf der anderen Seite waren Sika mit einem Plus von 1,6% die Hauptgewinner. Dies erklärten sich Händler mit der Investorenpräsentation vom Vortag. Der Bauchemiekonzern befinde sich weiterhin auf einem dynamischen Wachstumskurs, der mit einer verbesserten Profitabilität einhergehe, hiess es beispielweise in einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank.
Klar im Plus schlossen ausserdem Actelion (+0,6%), was sich die Experten mit dem in der nächsten Woche beginnenden Kongress der Europäischen Gesellschaft für Klinische Pharmakologie und Therapie erklärten: Das Biopharmaunternehmen wird dann neue Daten zum MS-Wirkstoff Ponesimod präsentieren. Diverse Investoren würden sich vorgängig mit Aktien eindecken, meinten Händler.
Positiv fielen ausserdem die Grossbankenpapiere von CS (+0,3%) und UBS (+0,2%) auf. Die Europäische Zentralbank gab am Berichtstag gerüchteweise grünes Licht für die weitere Vergabe von Notkrediten an die Geldhäuser Griechenlands, was die Sorgen um einen Zusammenbruch des Finanzsystems minderte.
Am breiten Markt erlitten Myriad (-7,2%), Mikron (-4,9%) und Implenia (-3,9%) markante Einbussen. Gurit (+5,9%) und Autoneum (+3,9%) verzeichneten hingegen klare Gewinne. Die Aktien der Elektronikgruppe Carlo Gavazzi (-0,4%) entwickelten sich nach Vorlage des Jahresergebnisses 2014/15 im Rahmen des Gesamtmarktes. (awp/mc/upd/ps)