Zürich – Den Schweizer Aktien haben zur Wochenmitte die Sorgen vor einem weltweiten Konjunkturabschwung erneut einen Dämpfer versetzt. Nachdem der Leitindex SMI bereits am Dienstag an Terrain eingebüsst und die Marke von 10’000 Punkten preisgegeben hatte, rutschte er am Mittwoch mit Blick auf die anhaltende Schwäche an der Wall Street um knapp 200 Punkte weiter ab. Federn liessen insbesondere konjunkturabhängige Titel und Finanzwerte, während sich die defensiven Schwergewichte dem Abwärtssog kaum entziehen konnten.
Das weltweite Börsenumfeld bleibt von Konjunktursorgen und den Unsicherheiten rund um den US-chinesischen Handelsstreit belastet. Der Handelsstreit hinterlasse vermehrt seine Spuren in der Wirtschaft, das habe die überraschend schwache Stimmung unter Einkaufsmanagern von US-Industriefirmen gezeigt, erklärte ein Händler. Ziemlich stabil präsentiert sich derweil der US-Arbeitsmarkt. Der Dienstleister ADP berechnete für September einen im Rahmen der Erwartungen liegenden Beschäftigungszuwachs. Der ADP-Bericht gilt als Gradmesser für den staatlichen Arbeitsmarktbericht vom Freitag.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Mittwoch bis Handelsschluss 1,96 Prozent auf 9’757,28 Punkte nachdem er sich bis am frühen Nachmittag noch über 9’850 Zählern halten konnte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor bis zum Schluss gar 2,14 Prozent auf 1’488,08 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,86 Prozent auf 11’868,32 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien lagen am Ende alle tiefer.
Die stärksten Abgaben verzeichneten unter den Blue Chips Temenos (-4,4%). Die Aktien des Bankensoftwarespezialisten zählen allerdings nach wie vor zu den Papieren mit der stärksten Performance im laufenden Jahr. Seit Jahresbeginn verteuerten sie sich um rund 40 Prozent.
Im Finanzsektor kamen auch die Bankentitel von Julius Bär (-3,9%), UBS (-3,0%) und der Credit Suisse (-2,2%) unter die Räder. Die CS hatte am Vortag über die Bespitzelungsaffäre eines ehemaligen Topmanagers informiert. Das Thema bleibt am Markt Gesprächsstoff, wobei der befürchtete Imageschaden daraus in den letzten Tagen auch die Kursentwicklung belastet hatte.
Derweil hält die CS am Franken als Berichtswährung fest, wie die Bank am Mittwoch meldete. Ein Teil der risikogewichteten Aktiven würden aber neu in US-Dollar ausgewiesen, was zu einem Anstieg im Nettozinseinkommen führt. «Dass eine relativ kleine technische Anpassung solch eine vergleichsweise signifikante Auswirkung auf das Unternehmensergebnis haben kann», wurde von Analysten positiv aufgenommen.
Starke Abgaben mussten nebst den Banken auch Zykliker wie Adecco (-3,3%), Lonza (+3,4%) oder ABB (-3,9%) hinnehmen. Sie leiden besonders dann, wenn Wolken den Konjunkturhimmel verdunkeln. Bei ABB belastete darüber hinaus ein kritischer Kommentar der französischen Grossbank SocGen, die auf eine schwächere Nachfrage und eine wenig vorteilhafte Dynamik im Portfolio sowie auf Gegenwind von der Währungsseite her verwies.
Den Herstellern von Uhren und anderer Luxusartikel Richemont und Swatch (beide -2,7%) machten neben Konjunktursorgen auch die anhaltenden Proteste in Hongkong zu schaffen. Rund um die Feierlichkeiten zum 70. Gründungstag der Volksrepublik China hat sich die Lage in der ehemaligen britischen Kolonie wieder zugespitzt.
Die Aktie von AMS büsste 2,5 Prozent ein. Der Chiphersteller hatte sich im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme von Osram zwar weitere Anteile gesichert, ist aber dennoch ein gutes Stück vom Ziel entfernt. Die Angebotsfrist ist zwar um Mitternacht abgelaufen. Das definitive Ergebnis stellt AMS allerdings erst für Freitagabend in Aussicht.
Das Bild mit «roten Vorzeichen» komplettierten die Schwergewichte Nestlé (-1,1%), Novartis (-1,7%) und Roche (-2,2%), die unterschiedlich stark nachgaben.
Am breiten Markt fielen DKSH (-7,1% auf 46,04 Fr.) deutlich zurück. Die UBS hatte das Kursziel auf 50 von 59 Franken reduziert. Positiv stachen dagegen Leclanché (+5,0%) hervor nach einem Grossauftrag vom Zughersteller Bombardier Transportation. (awp/mc/kbo)