CH-Schluss: SMI avanciert um 1,0% auf 7’714 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist nach einer zuvor schwachen Handelswoche am Freitag auf Erholungskurs eingeschwenkt. Die Anleger hätten etwas Hoffnung in Sachen Brexit geschöpft, hiess es im Handel. Denn nach dem Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox – einer Gegnerin eines EU-Ausstiegs – wurde der Wahlkampf erst einmal ausgesetzt, die zuletzt zunehmende Dynamik des «Leave»-Lagers wird damit gebrochen. Die Märkte reagierten damit effizient, aber nicht pietätvoll auf die Bluttat, so Marktbeobachter.
Händler warnten jedoch davor, dass es sich lediglich um ein Strohfeuer handeln könnte vor dem «grossen Finale» in Grossbritannien. Am Berichtstag gelang vor allem den zuletzt stark unter Druck geratenen Bankaktien eine deutliche Erholung. Der grosse Verfall an den Terminbörsen, der so genannte Hexensabbat, brachte zwischenzeitlich etwas mehr Volatilität in den Handel. So kam es etwa gerade in der Schlussauktion, mit dem Ablauf der Optionen und Futures auf die einzelnen Aktien, zu einem deutlichen Rücksetzer.
Der Swiss Market Index (SMI) avancierte zum Wochenschluss um 1,03% auf 7’713,61 Punkte, fuhr jedoch auf Wochensicht ein Minus von 2,6% ein. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, stieg um 1,34% auf 1’165,82 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,04% auf 8’359,96 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen deren 26 im Plus.
Börsenrelevante News waren am Berichtstag Mangelware; gekauft wurden in erster Linie Aktien, die zuletzt besonders an Wert eingebüsst hatten. In vorderster Front standen denn auch die Titel der Credit Suisse (+4,45) und der UBS (+3,8%). Vor allem Credit Suisse sind in den vergangenen Tagen stark unter die Räder gekommen. Julius Bär zogen um 2,2% an.
Die Grossbankenaktien hatten auch am Vortag Federn gelassen. Die Schweizerische Nationalbank hatte den beiden Instituten in ihrem Bericht zur Finanzstabilität zwar eine Verbesserung ihrer Kapitalsituation attestiert, aber weitere Massnahmen angemahnt. Sollten die Banken ihre Risiko-Positionen nicht anpassen, bräuchten beide laut SNB je rund 10 Mrd CHF an zusätzlichem Eigenkapital.
Die Anleger griffen auch bei den Versicherungen zu: Swiss Life gewannen 2,2%, Zurich Insurance 1,9%, Swiss Re 1,5% und Bâloise 1,1%. Zurich gab den Verkauf der Töchter in Marokko und Taiwan bekannt. Bâloise und Helvetia (Aktie: +1,2%) profitierten zudem von Analystenvoten. Die Belastung aus den Überschwemmungen in Europa dürften auch heutiger Sicht lediglich in einstelliger Millionenhöhe liegen, hiess es.
Zykliker waren ebenfalls gefragt: Allen voran die in diesem Jahr stark gebeutelten Dufry (+4,2%) und LafargeHolcim (+1,9%) zogen an. Aber auch Sika (+2,9%), Swatch (+1,8%), Richemont (+1,4%), Adecco (+1,3%) und ABB (+1,1%) fanden Abnehmer.
Nicht wirklich erwärmen konnten sich die Anleger hingegen für die Papiere von Syngenta (-0,5%), Kühne+Nagel (-0,1%) und Geberit (-0,1%). Wobei zu Syngenta angefügt werden muss, dass die Papiere seit Anfang Februar ungefähr auf dem derzeitigen Niveau «festgepinnt» sind, als die Übernahmeofferte von ChemChina akzeptiert wurde.
Uneinheitlich schnitten die Aktien der defensiven Schwergewichte ab: Während Novartis um 1,6% und Roche um 0,6% stiegen, gaben Nestlé um 0,1% nach. Sonova stiegen am Tag nach dem Dividendenabgang um 0,3%. HSBC hat im Rahmen einer Branchenstudie das Rating und das Kursziel für die Aktien des Hörgeräteherstellers erhöht.
Im breiten Markt standen die Aktien des Sicherheitstechnik-Konzerns Dorma+Kaba (+3,1%) im Fokus. Das Unternehmen restrukturiert den Standort Deutschland und verlagert Aktivitäten in den Fernen Osten. Damit verbunden ist ein Abbau von rund 440 Stellen. Die Meldung zeige, dass die Integration langsam Formen annimmt, so ein Analyst.
Rieter gewannen 1,8%, nachdem der Vermögensverwalter Blackrock seine Beteiligung auf über 5% von zuvor 4,5% erhöht hat. Die grössten Gewinne strichen im breiten Markt Wisekey (+9,1%), Meyer Burger (+9,2%) und New Venturetec (+9,0%) ein; die grössten Abgaben gingen auf Accu Holding (-12%), Gottex (-8,5%) und Datacolor (-6,5%). (awp/mc/upd/ps)