CH-Schluss: SMI mit Kursgewinnen dank Entspannung im Handelsstreit

CH-Schluss: SMI mit Kursgewinnen dank Entspannung im Handelsstreit

Zürich – Die Schweizer Börse hat am Dienstag wegen der Aussichten auf eine Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit zu einer deutlichen Kurserholung angesetzt, nachdem sie zuvor im Tagesverlauf tief im Minus festgesteckt hatte. «Alles ist wieder rosarot und himmelblau dank den Nachrichten aus China und den USA», sagte ein Händler. Aus Peking wurden telefonische Gespräche mit den USA in zwei Wochen in Aussicht gestellt.

Aus den Vereinigten Staaten hiess es, neue Zölle auf chinesische Importe sollten in den Dezember verschoben werden. Der ursprünglich für September geplante Zollsatz in Höhe von 10 Prozent für Mobiltelefone, Laptops, Monitore, bestimmtes Spielzeug und manche Schuhe sowie Kleidungsstücke werde erst ab 15. Dezember gelten, verlautete aus Washington. Diese Nachrichten sorgten an Börsen in ganz Europa für einen abrupten Stimmungswechsel, wo zuvor noch Rezessionsängste und Krisensorgen den Anlegern die Kauflaune verdorben hatten.

Der Swiss Market Index (SMI) kletterte um 0,27 Prozent auf 9’786,24 Zähler. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,33 Prozent auf 1’485,03 Zähler zu, der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,18 Prozent auf 11’894,59 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 19 im Plus und 11 im Minus. Gegen Börsenschluss ging allerdings wieder etwas an Schwung verloren.

Zeitweise hatte der SMI gar um bis zu 0,7 Prozent im Plus gelegen. Händler sprachen denn auch von einer politische Börse. Die Erleichterung dürfte aber nicht anhalten, sagte ein Marktteilnehmer: «Das ist ein kurzes Strohfeuer. Das dauert so lange, bis US-Präsident Donald Trump mit einem Tweet wieder die falschen Töne trifft. Dann geht es wieder in die andere Richtung.»

Besonders die Zykliker und die stark vom Chinageschäft abhängigen Aktien machten am Dienstag einen Kurssprung. An die Spitze der Gewinner setzten sich Schindler (+2,1%) vor Logitech (+1,5%) und ABB (+1,4%). Auch die beiden Luxusgüterhersteller Swatch (+1,1%) und Richemont (+0,8%) profitierten von der Entspannung. Für beide Unternehmen sind die Verkäufe nach Hongkong und China sehr wichtig. Schindler legen am (morgigen) Mittwoch Halbjahreszahlen vor.

Logitech wurden der Hausse der Techaktien nach oben gezogen. An der Wall Street schoss die Apple-Aktie um rund vier Prozent nach oben. Denn mit der Zollverschiebung können die Produkte des US-Technologiegiganten dann für das Weihnachtsgeschäft doch noch günstiger aus Fernost eingeführt werden.

Auch AMS profitierten von den guten Aussichten von Grosskunde Apple: Die AMS-Titel blieben zwar noch um 0,3 Prozent im Minus, hatten zeitweise aber gar mit einem Taucher von über vier Prozent die Rangliste der Verlierer angeführt. Den Investoren gefällt die geplante Übernahme des deutschen Lichttechnikunternehmens Osram für rund 4,2 Milliarden Euro mittels Krediten und einer Kapitalerhöhung gar nicht. Am Vortag waren die AMS-Aktien um fast 12 Prozent eingebrochen.

Bei den Finanztiteln zeigte sich ein uneinheitliches Bild: Credit Suisse und Swiss Re notierten je 1 Prozent höher, Zurich ein halbes Prozent.

Dagegen standen UBS (-0,5%) und Julius Bär (-0,3%) im Minus. Auch die Swiss Life-Titel gaben nach (-0,2%). Gewinnmitnahmen liessen die anfänglichen Kursgewinne abschmelzen. Der Lebensversicherer hat im ersten Halbjahr dank des Ausbaus des Gebührengeschäfts und eines steuerlichen Einmaleffekts überraschend viel verdient.

Auch Roche und Novartis zeigten eine gegensätzliche Entwicklung. Roche legten um 0,8 Prozent zu, während Novartis um 0,4 Prozent abrutschten. Der US-Senat fordert von Novartis mehr Informationen wegen manipulierter Testdaten bei seiner Gentherapie Zolgensma. Am Schluss der Verlierer der Blue Chips stand Lonza (-0,6%).

Im breiten Markt büssten Arbonia 0,2 Prozent ein. Der Bauausrüster hat im ersten Halbjahr 2019 mehr Gewinn erzielt, aber den Umsatz weniger stark als erwartet gesteigert. Tornos (-2,2%) verloren nach Zahlen deutlich. Dabei monierten Händler, dass der Maschinenbauer seine Prognose revidiert habe. Dätwyler gewannen indes nach dem Halbjahresbericht und der Ankündigung, der Mischkonzern wolle seine Strategie überprüfen, deutlich an Wert (+1,7%). Bei den Gewinnern stand auch der Techtitel U-Blox (+3,6%) weit vorne. (awp/mc/ps)

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