Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Mittwochshandel mit Abgaben beendet und damit einen Teil der seit Jahresauftakt erzielten Gewinne abgegeben. Der SMI konnte bereits in der Eröffnung die am Vortag übersprungene Schwelle von 9’600 Punkten nicht halten und baute die Verluste im Tagesverlauf noch aus. Händler verwiesen auf Gewinnmitnahmen und der Abgabedruck hatte sich mit wachsenden Sorgen um US-Staatsanleihen noch erhöht.
Dem Markt hätten die nötigen Impulse für einen weiteren Anstieg gefehlt, während die Bedenken vor einer Marktkorrektur zunehmen würden, so ein Händler. Diese Sorgen wurden noch von Insiderberichten befeuert, wonach China offenbar keine oder weniger US-Staatsanleihen kaufen will. China zeige seine Muskeln und treffe die Amerikaner an ihrer empfindlichsten Stelle – der sehr hohen Verschuldung. Am Nachmittag sorgte US-Ölbericht mit stärker als erwartet fallenden Lagerbeständen für wenig Bewegung.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,90% tiefer auf 9’524,96 Punkten (Tagestief 9’506). Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,75% auf 1’551,63 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab um 0,91% auf 10’926,76 Punkte nach. Von den 30 stärksten Titeln schlossen 24 im Minus und sechs im Plus.
Bei den Blue Chips standen Sonova (-2,3%) am Tabellenende, gefolgt von Lonza (-1,7%), Swisscom (-1,9%) und Kühne+Nagel (-1,4%).
Richtungsweisend für den Gesamtmarkt waren einmal mehr die Einbussen der Schwergewichte. Novartis (-1,4%) und Roche (-1,0%) bauten die Abgaben gegen Handelsschluss noch aus. Roche hat das Ende Dezember angekündigte Kaufangebot für Ignyta lanciert. Das habe den Kurs der Genussscheine derzeit aber kaum beeinflusst, hiess es am Markt. Mit Ignyta soll das Onkologie-Portfolio gestärkt werden.
Klar unter Abgabedruck standen auch Nestlé (-1,4%). Der Nahrungsmittelhersteller soll laut Kreisen im Bieterwettstreit um das Geschäft mit Rezeptfreien Medikamenten der deutschen Merck vorne liegen und habe mit rund 4,2 Mrd EUR das höchste Gebot für die Consumer-Health-Geschäft vorgelegt.
Richemont (-0,9%) verlor im Vorfeld der Zahlenpublikation am Donnerstag ebenfalls deutlicher. Die Aktien des Uhren- und Schmuckkonzerns zählten im vergangenen Jahr mit einem Anstieg von über 30% zu den besten SMI-Performern und gewannen auch in den ersten Handelstagen 2018 weiter an Wert. Die Umsatzentwicklung im Weihnachtsquartal ist ein wichtiger Wert für die Entwicklung. Analysten rechnen mit einem gegenüber den Vorquartalen abgeschwächten Wachstum.
Auch Branchennachbar Swatch (-0,8% auf 408,30 CHF) wurde an der Börse zurückgenommen. Dabei hat nach anderen Analystenhäusern nun auch die UBS das Kursziel ziemlich deutlich auf 460 CHF von 423 CHF angehoben und die Kaufempfehlung bekräftigt. Die UBS-Expertin sieht vor allem die stärkste Swatch-Marke Omega am wachsenden chinesischen Markt gut positioniert.
Die Grossbankentitel UBS (+0,1%) und Credit Suisse (+0,2%) erhielten von den Gerüchte um die US-Anleihen Rückenwind und erholten sich von Abgaben im frühen Handel. Die Aussicht auf ein stärkeres Zinsumfeld hob den Banken- und Versicherungssektor insgesamt. Zuvor hatte Société Générale in einer Sektorstudie die CS-Aktien auf «Hold» von zuvor «Buy» bei unverändertem Kursziel abgestuft. Die Analysten bleiben für die CS grundsätzlich aber positiv eingestellt: Die Bank habe ihre Kapitalposition deutlich verbessert und könne die Dividende wohl stärker als derzeit angenommen anheben. Bei der UBS hoben sie das Kursziel leicht an.
Am Vorabend hatte Julius Bär (+0,2%) mitgeteilt, dass der italienische Vermögensverwalter Kairos ganz übernommen wird. Für das noch ausstehenden 20%-Paket bezahlt die Bär-Gruppe 96 Mio EUR. Der auf Privatmarkt-Anlagen spezialisierte Vermögensverwalter Partners Group schloss im Vorfeld der Zahlen am Donnerstag 0,1% im Minus.
Die Gewinnerliste umfasste zudem noch Dufry (+0,6%), Swiss Life (+0,4%) und Bâloise (+0,1%).
Am breiten Markt profitieren Burckhardt Compression (+5,2%) von einer Ratingerhöhung, die Kepler im Anschluss an den Investorentag vorgenommen hatte. Auch die ZKB hat die Bewertung auf «Marktgewichten» von «Untergewichten» angehoben.
Auf der Gegenseite fielen u.a. Kardex (-3,0%), Meyer Burger (-2,8%) um Emmi (-2,5%) etwas deutlicher zurück. Der Milchverarbeiter hat über die spanische Tochter Kaiku den Einfluss an der tunesischen Laitière de Mahdia (Vitalait) ausgebaut. (awp/mc/ps)