Zürich – Der Auftakt in das zweite Quartal ist dem Schweizer Aktienmarkt gelungen. Getragen wurde der Anstieg von steigendem Konjunkturoptimismus, der laut Händlern durch die US-Infrastrukturpläne von US-Präsident Joe Biden noch verstärkt wurde. «Man müsste eigentlich schon von Konjunktureuphorie sprechen», sagte ein Börsianer. Ausserdem sorgten die aktuellen Stimmungsdaten aus Japan, der Schweiz, der Eurozone und zuletzt auch aus den USA ebenfalls für Auftrieb.
Mit einem zwei Billionen Dollar schweren Programm will US-Präsident Biden die Infrastruktur der USA grundlegend modernisieren. «Die US-Regierung kleckert nicht, sie klotzt», kommentierte ein Stratege. Das neue Konjunkturprogramm über insgesamt bis zu vier Billionen US-Dollar sei denn auch de facto eine Kernsanierung Amerikas. Zudem sollen die Zukunftsthemen Netzausbau und Klimawandel beherzt vorangetrieben werden. «Eine dann verbesserte Logistik und Infrastruktur sowie moderne Umweltstandards sollten ein langfristig positives Investitionsklima schaffen und zukünftigen Wohlstand beflügeln», so der Stratege weiter.
Der SMI schloss nach einem Tageshoch auf 11’141 Zählern um 0,64 Prozent höher mit 11’118,03 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die Gewichtung der einzelnen Titel gekappt ist, stieg um 0,99 Prozent auf 1’807,54 und der breite SPI um 0,78 Prozent auf 14’123,88 Zähler. 27 der 30 Werte im SLI schlossen höher und nur zwei tiefer. Schindler waren unverändert. Damit hat der Leitindex in der zu Ende gehenden Woche mit einem Plus von 1,2 Punkten praktisch unverändert geschlossen.
Zu den grössten Gewinnern zählten am letzten Handelstag vor dem langen Osterwochenende Technologiewerte. Unter den Blue Chips schlossen AMS (+3,6%), Temenos (+3,1%) und Logitech (+1,5%) deutlich höher. Aber auch bei den Branchenvertretern aus der zweiten Reihe griffen die Anleger zu. U-blox (+3,3%), Inficon und Sensirion (je +2,7%) oder VAT (+1,7%) zogen deutlich an. Auslöser waren laut Marktteilnehmern die Zahlen und vor allem der Ausblick des US-Chipherstellers Micron sowie die Investitionspläne des weltgrössten Chip-Auftragsfertigers TSMC. Dies habe die Technologiewerte weltweit angeschoben.
Mit Aufschlägen von 2,6 Prozent auf 10,16 Franken setzten die arg gebeutelten CS-Titel zu einer Erholung an und schafften den Sprung zurück über die 10-Franken-Marke. An den vorangegangenen drei Handelstagen hatten die Titel in Reaktion auf Schockmeldungen um mögliche Milliardenverluste wegen der Debakel um den Hedge Fund Archegos und die Greensill-Fonds rund einen Fünftel ihres Werts verloren.
Die Aktien der Mitbewerberin UBS rückten um 1,7% vor und Julius Bär gewannen 2,2%. Gefragt waren auch Partners Group (+1,9%) und die Versicherer Swiss Life (+1,5%) und Zurich (+0,8%). Swiss Re (+0,6%) hinkten etwas hinterher, was Händler mit Umschichtungen in andere europäische Rückversicherer erklärten.
Zykliker wie Adecco (+1,7%), Kühne+Nagel (+1,6%), ABB (+0,8%), Clariant (+1,1%) und SGS (+1,2%) profitierten vom «Reflation-Trade». Dabei würden zyklische Titel wegen der Konjunkturhoffnungen und Finanzwerte wegen leicht höherer Zinsen gesucht, während defensive Werte wie die drei Schwergewichte verkauft würden, sagte ein Händler. Gegen den Trend gaben LafargeHolcim (-0,04%) minim nach.
Daher fristeten die als wenig konjunktursensiblen Nestlé (+0,2%) und Roche (-0,02%) kursmässig ein Mauerblümchendasein. Novartis (+0,5%), Swisscom und Givaudan (je +0,8%) konnten sich dem Trend allerdings entziehen.
Zu den Gewinnern zählten zudem Medizintechnikwerte: Straumann und Sonova gewannen 3,7 bzw. 2,0 Prozent. Alcon legten dank eines positiven Kommentars von Berenberg 0,8 Prozent zu.
Im breiten Markt feierten Investoren Aussagen von Comet (+4,6%) zum ersten Quartal. Bei Landis+Gyr (+6,4%) sorgten Hoffnungen auf das US-Konjunkturpaket für gute Stimmung, und Vontobel (+1,9%) profitierten von einem Kommentar der Citibank. (awp/mc/ps)