CH-Schluss: Dank Schwergewichten fester – Nestlé stark gefragt
Zürich – Kräftige Kursgewinne der Marktschwergewichte haben den Schweizer Aktienmarkt zum Wochenschluss auf Rekordkurs gehalten. Nach dem wilden Auf und Ab im Anschluss an den Zinsbeschluss der EZB zeigte sich der Markt weniger volatil und dank eines kleinen Plus› im Wochenvergleich zuletzt auch versöhnlich. Angeführt wurde der SMI von Nestlé. Der Nahrungsmittelriese hatte mit seinem Halbjahresbericht die Anleger überzeugt. Unter Abgaben litten dagegen Bankaktien.
Am Donnerstag gerieten die Kurse trotz der von EZB-Chef Mario Draghi in Aussicht gestellten Lockerung zuletzt unter Druck. Die Erwartungen an die EZB seien sehr hoch gewesen. Da Draghi die Gefahr einer Rezession als relativ niedrig bezeichnet habe, dürfte damit die Wahrscheinlichkeit einer starken Zinssenkung etwas abgenommen haben, hiess es weiter. Etwas Unterstützung gab es dagegen aus den USA, wo die Konjunktur im zweiten Quartal Schwung verloren, damit aber die Hoffnung auf eine Zinssenkung in den USA am Leben gehalten habe.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,92 Prozent höher auf 9’968,08 Punkten. Gegenüber der Vorwoche ergibt sich damit ein Kursgewinn von gut 0,3 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,53 Prozent auf 1’528,40 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,91 Prozent auf 12’094,91 Zähler. 18 der 30 wichtigsten Aktien legten zu und 12 gaben nach.
Nestlé kletterten nach dem Halbjahresbericht um 1,8 Prozent nach oben. Sie markierten im Verlauf mit 105,24 Franken vorübergehend ein Allzeithoch. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern hat im ersten Halbjahr 2019 die Umsatzerwartungen leicht verfehlt. Dafür lag aber die Verbesserung der operativen Marge massiv über den Schätzungen. Dies sei der eigentliche Lichtblick der Halbjahreszahlen, heisst es bei Analysten.
Getragen wurde der SMI aber auch von den anderen beiden Schwergewichten Novartis (+1,1%) und Roche (+1,9%). Positive Produktnachrichten schoben die Kurse an. UBS hatte zudem den Genussschein von Roche auf «Buy» hochgestuft.
Unter Druck standen dagegen Bankaktien: UBS (-0,9%), Credit Suisse (-0,7%), EFG (-2,3%) und Vontobel (-1,3%) gaben nach. «Tiefe Zinsen schaffen kein Umfeld, in dem Banken gedeihen können», sagte ein Händler. Die ganze Branche liege deswegen im Argen. Zudem wurde der Entscheid des Bundesgerichts, wonach UBS Daten von gut 40’000 Kunden an Frankreich liefern müsse, mit Enttäuschung aufgenommen. «Das trübt die Stimmung gegenüber Banken», sagte ein Händler. «Auch wenn die Daten in dem Milliarden-Prozess von UBS in Frankreich nicht verwendet werden dürfen, was eigentlich positiv ist, werden sie doch auf die eine oder andere Weisen in den Prozess mit einfliessen.»
Die Bank nahm den Entscheid zur Kenntnis und betonte in ihrer Stellungnahme, dass die Eidgenössische Steuerverwaltung sicherstellen müsse, dass die Daten nicht im bevorstehenden Strafverfahren gegen UBS in Frankreich verwendet würden.
Zykliker tendierten uneinheitlich. Während Clariant nach dem zeitweise zweistelligen Kurssturz vom Vortag um 4,4 Prozent höher schlossen, sackten Sika (-2,2%) weiter ab. Clariant hatten am Donnerstag unter verschiedenen schlechten Nachrichten und einem schwachen Ergebnis gelitten. Händler sprechen von «Bottom Fishing von Hartgesottenen».
Sika wiederum stehen seit einiger Zeit unter Druck. Händler verwiesen darauf, dass sich Konkurrent BASF nach der kürzlichen Gewinnwarnung am Donnerstag erneut negativ zu den weiteren Aussichten geäussert habe. «BASF hat die ganze Branche schockiert», sagte ein Händler. Sika wurden zudem im Nachgang zu Halbjahreszahlen verkauft.
Gesucht waren dagegen Adecco (+1,5%) und AMS (+1,3%). Swatch (-0,2%) und Richemont (+1,5%) gingen kursmässig auseinander. Swatch litten unter den am Vorabend publizierten Kering-Zahlen. Vor allem die zu Kering gehörende Luxusmarke Gucci hat enttäuscht.
Am breiten Markt stachen Asmallworld (+36%) heraus. Das soziale Netzwerk für Reiche erwartet für das erste Halbjahr 2019 einen gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent höheren Umsatz von 5,5 Millionen Franken. Im Gesamtjahr erwartet das Unternehmen weiterhin ein Wachstum von 35 bis 40 Prozent, respektive einen Umsatz von 12 bis 12,5 Millionen Franken. (awp/mc/pg)