Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch nach zwei Verlusttagen wieder etwas fester geschlossen. Das Plus war über einen Grossteil des Berichtstages deutlich höher gewesen, die wichtigsten Indizes büssten dann aber gegen Handelsschluss einen guten Teil der Gewinne wieder ein. Die Erholung war vor allem auf die Hoffnungen auf konjunkturstützende Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie auf die jüngsten Inflationsdaten aus dem Euroraum zurückzuführen: Die Marktteilnehmer hofften auf weitere geldpolitische Lockerungen durch die EZB, einerseits aufgrund vorsichtiger Äusserungen des EZB-Präsidenten, andererseits aufgrund der aktuellen Konjunkturdaten.
Zusätzliche Impulse brachten im Laufe der zweiten Handelshälfte positiv eröffnende US-Börsen. Dort hatten vor allem wieder anziehende Ölpreise und positiv ausgefallene Arbeitsmarktdaten beflügelt. Denn die am Berichtstag publizierten Arbeitsmarktdaten des privaten Dienstleisters ADP fielen klar über den Erwartungen aus. Die ADP-Zahlen liefern Hinweise auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, wobei der Dezemberbericht diesen Freitag veröffentlicht wird. Nach Börsenschluss in Europa wird in den USA noch das Sitzungsprotokoll der Notenbank Fed veröffentlicht. Nach den wiederum positiven Konjunkturdaten in den USA dürfte eine Leitzinserhöhung durch das Fed ein Stückchen näher gerückt sein, lautete der Kommentar eines Marktteilnehmer.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann 0,30% auf 8’900,83 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,23% auf 1’311,54 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,27% auf 8’780,60 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 16 im Plus, 13 im Minus und Roche unverändert.
Für grössere Kursbewegungen sorgten Ratingänderungen. Auf der Plusseite profitierten im Finanzsektor UBS (+1,0% auf 16,76 CHF) von einer Rating-Erhöhung durch Barclays. Die Grossbanken-Titel werden neu mit «Overweight» und einem Kursziel von 20 CHF bewertet. Die UBS verfüge über bessere Eigenkapitalquoten und -renditen als die Banken in der Vergleichsgruppe, so das Institut. Die Titel der Credit Suisse (-0,5%) gaben demgegenüber nach.
Deutlichere Gewinne erzielten noch einige defensive Werte wie Givaudan (+1,7%) sowie Swisscom und Zurich (je +1,4%). Kühne + Nagel (+1,1%) konnten Anschlusskäufe verzeichnen, hiess es aus dem Handel.
Transocean (-0,5%) drehten in der zweiten Handelshälfte ins Minus. Der weiterhin tiefe Rohölpreis sowie neu noch die Androhung einer Ratingsenkung von der Agentur Moody’s belasteten die Titel.
Syngenta (+0,4%) haben kaum auf die Q1-Zahlen des Mitbewerbers Monsanto reagiert. Der US-Konzern hatte über einen deutlichen Umsatzrückgang berichtet.
Unter den Index-Schwergewichten stützten die Gewinne in Novartis (+0,5%) und Nestlé (+0,4%) den SMI. Der Pharma-Konzern hat sich dank zwei neuen Zusammenarbeitsverträgen neue Technologien in der Gentherapie erschlossen. In der Kooperation sieht der zuständige Experte der Zürcher Kantonalbank «ein weiteres Beispiel, wie Novartis bei High-Class-Technologie stets versucht, die Nase vorn zu haben». Roche (unv.) konnten nicht mithalten.
Grösste Verlierer waren Actelion (-2,5%), gefolgt von Julius Bär (-2,2% auf 44,42 CHF), die unter einer Rückstufung litten. Die Experten der Deutschen Bank haben die Empfehlung für die Julius-Bär-Aktien auf «Hold» zurückgenommen, das Kursziel indessen leicht auf 47 CHF erhöht. Der Aktienkurs sei nun nahe an ihr Kursziel herangerückt, hiess es dazu.
Weitere grössere Verlierer waren nach anhaltenden Verkäufen Galenica (-1,3%) und Aryzta (-1,1%). Zykliker wie Clariant und Schindler (je -0,6%) sowie Lonza (-0,4%), ABB (-0,3%) oder Holcim (-0,2%) gaben moderat nach.
Im breiten Markt verzeichneten Santhera (+10%) die grössten Gewinne, gefolgt von Intersport PSC (+8,2%). Addex (+4,1%) profitierten vom Abschluss einer Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen National Institutes of Health für vorklinische Tests mit einem Produktkandidaten. Die Titel hatten bereits am Vortag fast 36% gewonnen. Addex-CEO Tim Dyer sieht noch weitere solche Zusammenarbeitsabkommen, wie er in einem Gespräch mit AWP sagte.
Auf der Gegenseite bescherten Gewinnmitnahmen dem «Highflyer» des Vortags – der Cytos-Aktie – die grössten Einbussen mit -12,1%. (awp/mc/pg)