Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag knapp gehalten abgeschlossen und damit den starken Abwärtstrend der vergangenen Sitzungen vorerst gestoppt. Der Leitindex ist bis an die Schwelle von 8’000 Punkten gedrückt worden. Während Finanztitel als Stütze dienten, belasteten einige Zykliker und die defensiven Pharmatitel den Index. Der SMI hat seit Erreichen des Mehrjahreshöchststandes von 8’411 Punkten vor Wochenfrist somit beinahe 400 Stellen eingebüsst. Die Sorge, dass die weltweit wichtigsten Notenbanken ihre sehr lockere Geldpolitik schon bald straffen könnten, bleibe bestehen und lasse die Anleger zurückhaltend agieren, hiess es am Markt.
Zu Handelsbeginn hatten an den europäischen Börsen die starken Kursverluste am japanischen Markt die Verunsicherung noch verstärkt. Da es kaum wichtige News zu Unternehmen gab, prägten in der Folge Konjunkturnachrichten den Handel, auch wenn sie keine grösseren Bewegungen auslösten. Zunächst fielen die jüngsten Konjunkturdaten aus der Eurozone eher positiv aus. In den USA blieben am Nachmittag die Erstanträge auf Arbeitslosenentschädigung und Zahlen zum Immobilienmarkt hinter den Erwartungen zurück. Darin sahen einige Marktteilnehmer für die Aktien sogar positive Signale, da die US-Notenbank aufgrund solcher Entwicklungen die geldpolitische Straffung verzögert umsetzen könnte.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor bis Börsenschluss 0,09% auf 8’021,57 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,02% auf 1’212,55 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,10% auf 7’553,89 Zähler nach. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Ende 12 im Minus und 18 im Plus.
Während des ganzen Handels erfreuten sich Finanztitel wie jene der CS (+1,8%) oder die Versicherungsaktien von Baloise (+1,1%), Swiss Re (+0,7%) oder Zurich Insurance (+0,6%) guter Nachfrage. Derweil büssten UBS 0,2% ein.
Bezüglich des am Vortag von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf vorgestellten Vorschlags zur Lösung des Steuerstreits mit den USA sei noch vieles unklar, monieren Marktteilnehmer. So wisse man beispielsweise nicht, wie hoch die Bussen für die einzelnen Institute ausfallen könnten. Ausserdem müsse das Gesetz noch vom Schweizer Parlament verabschiedet werden. Solange substanzielle Informationen fehlten, könne auch keine Einschätzung der Folgekosten erfolgen, so ein Analyst weiter.
Auch die Index-Schwergewichte Nestlé (+0,1%), Novartis (-0,2%) und Roche (-0,5%) schlossen den Handel uneinheitlich ab. Zu Roche gehen die Meinungen der Marktexperten auseinander: Zum einen sei die Produktpipeline attraktiv und gut gefüllt, was für einen Einstieg nach den Korrekturen spreche. Dagegen seien aber auch weitere Korrekturen in den Titeln angesichts der immer noch überdurchschnittlichen Kursgewinne seit Jahresbeginn von über 30% durchaus angebracht, hiess es.
Grössere Verluste erlitten einige zyklische Papiere. Die Aktien des Industriekonzerns Sulzer gaben um 1,4% und jene des Bauchemie- und Klebstoffherstellers Sika um 1,3% nach. Die Luxusgütertitel von Richemont verloren 1,4% und jene von Swatch 0,4%. Somit konnten Richemont nicht von einer Kurszielerhöhung durch Nomura profitieren. Die Analysten empfehlen Richemont weiterhin zum «Kauf». Sie sehen im Diamanten-Segment, in dem Richemont vor allem mit den Marken Cartier und Van Cleef & Arpels vertreten ist, weiterhin eine gute Nachfrage insbesondere von chinesischen Kunden.
Am breiten Markt legten Bellevue Group mit 6,0% zu. Das Finanzgruppe hatte am Vorabend den Zufluss einer Sonderdividende von der SIX Group in Höhe von insgesamt 3,4 Mio CHF nach 1,1 Mio im Vorjahr gemeldet. Tornos stiegen um 6,2%. Der Werkzeugmaschinen-Hersteller löste aus der jüngsten Aktienkapitalerhöhung insgesamt brutto 30,6 Mio CHF.
Auch Logitech gehörten mit einem Plus von 4,6% zu den grössten Gewinnern. Händler verwiesen auf Umschichtungen in Richtung des europäischen Technologiesektors, was bei Logitech Deckungskäufe nach sich gezogen habe. (awp/mc/pg)