Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag auch den letzten Tag der Woche mit Verlusten geschlossen. Dies war bereits der sechste Handelstag in Folge, an dem die wichtigsten Schweizer Indizes mit tieferen Notierungen aus dem Handel gingen. Zum Start nahm der Markt noch Anlauf für eine Erholung, bereits vor dem Mittag ging ihm aber die Puste wieder aus. Auch von der leicht positiven Eröffnung in den USA konnte der Markt nicht profitieren.
Die Aktienmärkte befänden sich in einer Konsolidierungsphase, meinte ein Händler. Die Korrektur sei schon lange fällig gewesen. Belastend wirkten sich nebenbei die Probleme bei einer Grossbank in Portugal aus. Nachdem die portugiesische Notenbank allerdings versichert hatte, dass die Bank Espirito Santo (BES) ausreichend Kapital habe, sei es zu einer deutlichen Entspannung gekommen, so ein Händler. Der Vorfall hatte aber die schon in Vergessenheit geratene europäische Schuldenkrise wieder ins Bewusstsein der Marktteilnehmer gerückt. Für Zurückhaltung unter den Investoren sorgte zudem die Zuspitzung des Konflikts im Nahen Osten.
Der Swiss Market Index (SMI) gab am Schluss 0,07% auf 8’468,52 Punkte nach. Im Vergleich zum vergangenen Freitag ergab sich ein Minus von 2,4%. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) fiel um 0,12% auf 1’283,63 Punkte zurück und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,03% auf 8’377,69 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 18 im Minus und 11 im Plus. Nestlé waren am Schluss unverändert.
Mit den grössten Verlusten verabschiedeten sich vor allem zyklische Wert ins Wochenende. An der Spitze der Verlierer standen die Valoren von Lonza (-1,5%), aber auch Holcim (-1,3%), Schindler (-1,0%) oder Dufry (-0,8%) verzeichneten deutliche Abgaben. Zum Zementhersteller Holcim kursierten Gerüchte in der Presse, wonach der geplante Zusammenschluss mit dem mexikanischen Konkurrenten Cemex in Spanien bei den europäischen Regulierungsbehörden auf Widerstand stösst.
Auch die als eher defensiv geltenden Swisscom (-0,7%) büssten an Wert ein. Swisscom-CFO Mario Rossi hatte zwar in einem Interview mit AWP bestätigt, dass der Telekom-Konzern im laufenden Jahr gut unterwegs sei und die Dividenden-Guidance weiterhin Gültigkeit habe. Er räumte aber ein, dass die Dividende von der Höhe der Investitionen abhängt. In Italien würden diese im nächsten Jahr geringer ausfallen, in der Schweiz allenfalls im übernächsten Jahr, so Rossi.
Mehr oder weniger im Rahmen des Gesamtmarktes entwickeln sich die Kurse der beiden Grossbanken-Valoren UBS (+0,1%) und CS (-0,2%). Die Bankenwerte hatten bereits am Donnerstag im Zuge des Machtkampfs innerhalb der Gründerfamilien der Bank Espirito Santo (BES) und der finanziellen Schwierigkeiten eines Grossaktionärs gelitten. Heute gab die BES Entwarnung: Sie sei ausreichend kapitalisiert. Julius Bär (-0,3%) büssten etwas mehr an Wert ein.
Nestlé schlossen unverändert. Der Nahrungsmittelkonzern baut den Bereich Skin Health weiter aus. Dazu soll künftig stärker mit dem französischen Pharma-Konzern Ipsen zusammengearbeitet werden, wie die Nestlé-Tochter Galderma mitteilte. Die beiden anderen SMI-Schwergewichte Roche (+0,2%) und Novartis (-0,1%) fanden keine einheitliche Richtung.
Die prozentual grössten Gewinne unter den SMI-/SLI-Titeln erzielten Kühne+Nagel (+1,2%), gefolgt von Clariant (+0,9%), Givaudan (+0,7%) und den Versicherern Swiss Life (+0,6%) und Swiss Re (+0,5%).
Im breiten Markt setzten sich Bossard nach ersten Halbjahreszahlen mit Avancen von 5,8% in Szene. Die Bank Vontobel bezeichnete die Eckdaten in einem Kommentar als «solid», die ZKB lobte die Umsatzrendite.
Ebenfalls nach Zahlen waren Ems-Chemie (+4,4%) deutlich gesucht. Das Unternehmen konnte die Erwartungen der Analysten im operativen Bereich übertreffen, der Umsatz lag im Rahmen der Schätzungen.
Die Bank Linth (+0,1%) meldete überraschend vorab einen markant gestiegenen Bruttogewinn, was allerdings auf wenig Echo im Markt traf. Auch die Titlisbahnen (+0,9%) berichteten von deutlichen Fortschritten im ersten Halbjahr. (awp/mc/pg)