Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag im Plus geschlossen. Der SMI setzte nach einem eher schwachen Vormittag am frühen Nachmittag zu einer Erholung an, die bis zum Handelsende anhielt und den Leitindex über die 8’600-Punkte-Markte hievte. Die freundliche Stimmung begründeten Händler mit der neusten Entwicklung im Ukraine-Konflikt sowie Gerüchten zur Griechenland-Krise. Was die einzelnen Titel betrifft, waren den ganzen Tag über die Aktien von Credit Suisse und Zurich im Fokus: Die Jahresabschlüsse der beiden Finanzinstitute kamen bei den Investoren unterschiedlich an – jener der CS sehr gut, jener der Zurich schlecht.
Die ab Sonntag geltende Waffenruhe in der Ukraine, auf die sich die Konfliktparteien einigten, habe die Investoren beruhigt, begründeten Händler die freundliche Stimmung an den wichtigen Handelsplätzen weltweit. Gut kamen auch Gerüchte über ein erweitertes Hilfspaket der Europäischen Zentralbank (EZB) für die griechischen Banken an, wobei die Griechenlandkrise unverändert ein Unsicherheitsfaktor bleibt. Die etwas schlechter ausgefallenen Konjunkturdaten in den USA fanden an den Märkten wenig Beachtung.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,39% höher bei 8’611,03 Punkten, was praktisch dem Tageshöchststand entsprach. Der breite Swiss Performance Index (SPI) legte um 0,48% auf 8’505,28 Zähler zu. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), bei dem die grössten Titel nicht mit ihrem ganzen Gewicht gemessen werden, stieg sogar um 0,98% auf 1’270,22 Punkte. Die insgesamt freundlichen Stimmung zeigte sich auch daran, dass von den 30 wichtigsten Titeln 23 mit einem Plus und nur sieben mit einem Minus aus dem Handel gingen.
Im Scheinwerferlicht standen den ganzen Tag über die Credit-Suisse-Aktien (+9,1%), welche die Gewinnerliste unter den Blue Chips auch am Abend mit riesigem Vorsprung anführten. Die zweitgrösste Schweizer Bank hatte am Morgen ihren Jahresabschluss 2014 veröffentlicht und dabei die Schätzungen der Analysten übertroffen. Zudem wurde die Dividende entgegen der Erwartungen vieler Marktteilnehmer nicht gesenkt. Trotz des imposanten Plus darf jedoch eines nicht vergessen werden: Die CS-Aktie war bis anhin der seit Jahresbeginn am schlechtesten rentierende Schweizer Blue Chip; mit dem aktuellen Plus macht sie nicht einmal die Hälfte des bisherigen Jahresverlustes wett.
Auch bei der UBS (+2,7) kam es im Schlepptau der Credit Suisse und nach zwei schwachen Tagen, die ein Resultat der Publikation des Jahresergebnisses war, zu einer markanten Gegenreaktion. Die Delle ist nun wieder mehr oder weniger ausgebeult.
Unter den grössten Gewinnern im Feld der Blue Chips standen am Donnerstagabend ausserdem diverse Zykliker wie Swatch (+3,0%), Sika (+2,6%) und Holcim (+2,6%) sowie der Ölservicekonzern Transocean (+2,8%).
Deutlich weniger Freude bereitete die Zurich (-3,1%) ihren Aktionären. Das Ergebnis des Geschäftsjahres 2014 verfehlte die Konsensschätzungen bei diversen Kennzahlen. Und die im Jahresvergleich gehaltene Dividende sorgt vereinzelt für Stirnrunzeln, hatten doch einige Experten mit einer leichten Anhebung gerechnet.
Hinter der Zurich erlitten Julius Bär (-1,4%) und Sonova (-0,9%) deutliche Verluste. Der Gesamtmarkt wurde ausserdem durch die schwergewichtigen Roche (-0,5%) und Nestlé (-0,4%) gebremst. Eine offensichtliche Begründung lag nur für Nestlé vor: Die US-Bank Goldman Sachs bestätigte am Berichtstag ihre «Verkaufen»-Empfehlung. Für das Minus beim Pharmariesen fehlte hingegen ein klarer Grund, ausser dass die Lust der Anleger auf defensive Titel etwas zurückgegangen ist. Für diese These spricht, dass auch Novartis (+0,1%) unterdurschnittlich performte.
Im breiten Markt fielen vor allem die Sulzer-Aktien auf, die um 6,8% zulegten. Der Winterthurer Industriekonzern vermeldete zwar rote Zahlen für 2014, lag aber beim Umsatz und Auftragseingang über den Prognosen. Gut kam auch der optimistische Ausblick an. Die Jahresabschlüsse von Mobimo (-0,8%) und der Thurgauer Kantonalbank (-0,4%) sorgten hingegen für wenig Begeisterung.
Neuigkeiten gab es ausserdem im Segment der Small- und Midcaps vom Schaffhauser Georg-Fischer-Konzern (+1,9%), der wegen der Frankenstärke die Belegschaft in der Schweiz länger arbeiten lässt, sowie von Gurit (+5,1%), das Teile der Produktion von England nach Ungarn verlagern will. (awp/mc/pg)