Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag etwas tiefer geschlossen. Nach einem gehaltenen Start und einem Seitwärtsverlauf bis am Mittag sind die Kurse am Nachmittag ins Rutschen gekommen und die Volatilität hat klar zugenommen. Nach sechs aufeinanderfolgenden Tagen mit steigenden Kursen, sei es vor dem Wochenende auf breiter Front zu ersten Gewinnmitnahmen gekommen, hiess es im Handel. Belastet wurde der Gesamtmarkt dabei insbesondere von den schwachen Novartis. Insgesamt stand der Börsentag aber einmal mehr vor allem unter dem Eindruck der Geschehnisse zwischen Griechenland und Europa, was auch den Euro unter Druck setzte, welcher in der Folge zum Franken von über 1,08 vorübergehend auf unter 1,07 CHF fiel.
Nachdem neben Deutschland auch Portugal und Finnland den ersten griechischen Hilfsantrag vom Vortag abgelehnt hatten, stand am Freitag die entscheidende Sondersitzung der Eurogruppe zu diesem Thema auf dem Programm, bei der die Frage der Schuldenbewirtschaftung und Finanzierung Griechenlands im Zentrum steht. Beobachter schlossen nicht aus, dass für den Fall einer Nicht-Einigung der Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht mehr zu verhindern sei. Der Beginn der Sitzung wurde im Vorfeld mehrere Male verschoben, was die Nervosität der Investoren an diesem zweiten Verfalltermin des Jahres noch zusätzlich verstärkte. Erste Ergebnisse der Sitzung wurden für Freitagabend erwartet.
Der Swiss Market Index (SMI) gab 0,09% auf 8’892,17 Punkte nach. Im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein Plus von 2,8%, das fünfte in Folge. Der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 0,08% auf 8’785,55 Punkte, wogegen der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) um 0,02% auf 1’313,2 Punkte knapp anzog. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 14 im Minus und 16 im Plus.
Die stärksten Einbussen verzeichneten zum Schluss Transocean (-1,8%) und Zurich Insurance (-1,4%); letztere nach einer Abstufung durch eine deutsche Bank auf «Verkaufen» von «Halten» sowie Julius Bär (-1,2%). Nachdem die Bank-Aktie über die vergangenen vier Wochen sehr gut gelaufen ist, kam es hier zum ersten Mal zu Gewinnmitnahmen im grösseren Stil. Noch am Mittwoch hatte das Papier von einem positiv gestimmten Kommentar der Bank Barclays im Zusammenhang mit der gut über die Bühne gehenden Integration des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts von Merrill Lynch etwas Unterstützung erhalten.
Belastet wurde der Gesamtmarkt insbesondere auch von schwachen Novartis (-1,0%). Novartis und GlaxoSmithKline (GSK) haben von der australischen Wettbewerbsbehörde die Zustimmung zu dem geplanten Produktportfolio-Tausch erhalten, was der Aktie allerdings kaum Auftrieb gegeben hat, ebenso wenig wie der Umstand, dass Jefferies das Kursziel erhöht und dabei die Einstufung «Buy» bestätigt hat.
Leicht überdurchschnittliche Verluste verzeichneten überdies Swatch (-0,9%), Bâloise (-0,5%) oder Aryzta (-0,5%).
Nestlé (-0,1%) verloren leicht an Terrain, dies nach einem Plus von gut 1% am Vortag. Der Nahrungsmittelkonzern hatte am Donnerstag seine Jahreszahlen präsentiert, die von Investoren sehr gut aufgenommen wurden. Auch am Tag danach wurde diese Einschätzung von den meisten Analysten geteilt, verschiedene Bankinstitute haben denn auch ihre Kursziele nach oben angepasst.
Im Gegensatz zu Novartis gehörten Roche (+0,9%) zu den Gewinnern. Auch hier hat Jefferies das Kursziel erhöht und das Rating «Buy» bekräftigt.
Am meisten gesucht waren indes Credit Suisse (+1,8%), SGS, Galenica und Adecco (je +1,1%). Letztere haben seit Jahresbeginn um über 10% zugelegt und schneiden damit klar besser ab als der Gesamtmarkt, welcher nach der Erholungsphase im Anschluss an den SNB-Schock mittlerweile wieder knapp an den Schlusstand von Ende 2014 herangekommen ist.
Im breiten Markt fielen Meyer Burger mit einem Minus von 5,1% auf, nachdem das Papier bereits am Vortag über 5% verloren hatte.
Auf der Gegenseite gefielen Bossard mit einem markanten Plus von 5,9%, nachdem die Bank Vontobel das Rating für den Titel auf «Buy» von «Hold» erhöht hat.
Straumann (+2,3%) zogen ebenfalls an, nachdem sich das Unternehmen von den Plänen verabschiedet hat, Grenzgänger in Euro zu entlöhnen. Die Mitarbeitenden haben jedoch einer Vergütungskürzung zugestimmt, um die Position des Unternehmens nach der Aufwertung des Franken zu sichern. Darüber hinaus wurde eine Kooperation mit dem US-Unternehmen Terso Solutions vereinbart.
Nach Zahlen gewannen auch Cicor (+2,3%) und die Aktien der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech (+1,5%) an Wert. (awp/mc/pg)