Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem vergleichsweise ruhigen Handelstag etwas fester geschlossen. Das Geschehen war am Berichtstag stark vom Ölpreis geprägt. Der teilweise Boykott der EU von russischem Öl verlieh dem Preis des «Schwarzen Goldes» neuen Aufwärtsschub, nachdem er zuvor – angesichts des anstehenden Treffens des Ölkartells Opec+ – deutlich unter Druck geraten war und so die Märkte angeschoben hatte.
Anleger hatten auf eine deutliche Ausweitung der täglichen Fördermenge spekuliert. Tatsächlich wird die Fördermenge im Juli und August erhöht. Insgesamt bewegte sich der Handel aber in eher ruhigen Bahnen und die Umsätze hielten sich laut Händlern kurz vor dem langen Pfingstwochenende in Grenzen. Wegen der britischen Thronfeierlichkeiten bleibt der Handel an der Börse in London heute und morgen geschlossen. Damit fehlten wichtige Impulsgeber, hiess es weiter.
Der SMI schloss 0,49 Prozent fester auf 11’550,20 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,86 Prozent auf 1805,08 und der breite SPI um 0,48 Prozent auf 14’830,45 Punkte. Von den 30 SLI-Werten zogen 22 an und acht gaben nach.
Nach oben ging es mit bauhnahen Werten wie Sika (+3,8%), Geberit (+1,9%) und Holcim (+0,9%). Sie profitierten von einem positiven Ausblick des französischen Mitbewerbers Saint-Gobain.
Händler stellten zudem Kursgewinne bei vielen europäischen Medtechaktien fest. In der Schweiz verteuerten sich Alcon um 2,9 Prozent, Straumann um 2,1 Prozent, Sonova um 2,0 Prozent. Lonza stiegen um 1,5 Prozent; die Luxusgüterwerte Richemont und Swatch (je +2,7%) wurden ebenfalls gekauft.
Leichter präsentierten sich die Banken CS (-0,1%) und UBS (-0,2%). Dafür wurden Partners Group (+1,7% auf 1009 Fr.) nach dem Fall unter die Marke von 1000 Franken wieder fleissig gekauft.
Defensive Werte wie Nestlé (-0,3%), Novartis (-0,7%) oder Swisscom (-0,3%) wurden am Berichtstag abgestossen und waren dem hiesigen Börsenplatz ein Klotz am Bein. Roche stiegen hingegen leicht um 0,2 Prozent. Das Unternehmen hatte am Morgen den Abschluss eines Lizenzabkommens für einen Krebs-Kandidaten gemeldet.
Ganz am Ende der Blue-Chips-Rangliste büssten Temenos 0,7 Prozent ein. Spekulativ aufgebaute Titel- und Derivatpositionen würden wieder auf den Markt geworfen, weil laut Händlern M&A-Spekulationen versanden, hiess es dazu.
Andere Aktien im Techsektor schnitten besser ab. Logitech etwa schlossen 0,5 Prozent fester. Eine Senkung der Gewinnprognosen durch den US-Softwaregiganten Microsoft belastete die Papiere der Mäuseherstellerin am Nachmittag nur vorübergehend. VAT kletterten in der Schlussauktion gar um 1,4 Prozent. Über weite Strecken des Tages hatten die Valoren zu den schwächsten gehört, belastet von einem zurückhaltenden Analystenkommentar und einer Kurszielreduktion aus dem Hause UBS.
Auf den hinteren Reihen gehörten Spice (+4,6% auf 15,80 Dollar) zu den grossen Gewinnern. Hauptaktionär GP Swiss will die Beteiligungsgesellschaft ganz übernehmen und bietet 16,25 Dollar je Aktie.
Oerlikon verteuerten sich um 2,2 Prozent. Der Industriekonzern hat sein Geschäft in Russland an lokale Betreiber verkauft. In einem Interview mit AWP bestätigte Konzernchef Michael Süss ausserdem die im März gemachten positiven Prognosen.
U-Blox (+1,7%) setzten den Aufwärtstrend fort, der kürzlich eingesetzt hatte, als das Unternehmen die Guidance erhöht hatte.
Unter Druck standen am anderen Ende Santhera (-9,6%). Händler verwiesen auf die Mitteilung, dass sich das Unternehmen bei fälligen Zahlungen etwas Luft verschafft habe, aber weiteres Kapital brauche. Da Santhera in den letzten Jahren schon etliche Finanzierungsrunden durchgeführt habe, komme eine solche Nachricht eben schlecht an, hiess es. (awp/mc/ps)