CH-Schluss: SMI beendet schwache Börsenwoche mit weiteren Abgaben
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag tiefer geschlossen und blickt auf eine insgesamt schwache Börsenwoche zurück. Hatte der Leitindex SMI am Morgen noch freundlich eröffnet, so zogen am Nachmittag deutliche Abgaben der US-Märkte auch die hiesigen Indizes in die Verlustzone.
Die Anleger seien weiterhin hin- und hergerissen zwischen steigenden Infektionsraten mit dem Coronavirus und der Hoffnung auf eine Erholung der Wirtschaft, hiess es am Markt. Nachdem der Gouverneur von Texas die Öffnung der Wirtschaft vorerst gestoppt habe, sei der Wall Street erst einmal «die Luft ausgegangen», so ein Händler: Investoren würden das Risiko einer zweiten Corona-Welle wieder in die Kurse einpreisen. Zudem präsentierten sich am Freitagnachmittag neue US-Konjunkturdaten eher durchzogen.
Der SMI schloss 0,47 Prozent im Minus auf 10’089,83 Punkten. Für die gesamte Woche resultierte für den Leitindex damit ein Rückgang um 2,2 Prozent. Der SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, gab am Freitag 0,11 Prozent auf 1’498,31 Zähler nach und der breite SPI verlor 0,30 Prozent auf 12’089,41 Punkte. Von den 30 SLI-Werten schlossen 13 im Minus, 16 im Plus und einer (Zurich) unverändert.
Belastet wurden die Indizes von den schwachen Pharma-Schwergewichten Novartis (-1,7%) und Roche (-1,2%). Novartis stand zum Wochenschluss mit einer hohen US-Busse wegen Korruptionsvorwürfen in Griechenland aber auch mit Vorwürfen zu hohen Preisen für eine Leukämie-Therapie im Rampenlicht. Für die Titel des dritten SMI-Schwergewichts Nestlé (-0,2%) gab es leichte Abgaben.
Die Titel des Chipherstellers AMS (-1,7%) schlossen nach dem Kursrutsch vom Donnerstag erneut im Minus. Der Chiphersteller wies am Freitagmorgen die Medienberichte über nicht gesetzeskonforme Handelsaktivitäten des Managements zurück. «Aber nach dem Desaster bei Wirecard sind die Leute eben vorsichtig», kommentierte ein Händler.
Die gut in den Handel gestarteten Bankentitel gaben am Nachmittag Boden preis. Die Grossbankentitel von UBS (+0,5%) konnten noch im Plus schliessen, während CS (-0,3%) den Tag ebenso mit Verlusten beendeten wie die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär (-0,4%). Bei den Versicherungswerten schlossen Zurich unverändert während Swiss Re und Swiss Life (beide -1,2%) klar nachgaben.
Schwach zeigten sich einmal mehr auch die Luxusgüterwerte Swatch (-0,9%) und Richemont (-0,5%). Positive Aussagen von Swatch-Chef Nick Hayek, der sich in einem Interview mit der Zeitschrift «Bilanz» von einer schnellen Erholung der Nachfrage nach Uhren überzeugt gab, gaben den Aktien nur zeitweise Unterstützung.
Weitere Zykliker konnten den Tag positiver beenden. So verbuchten ABB (+0,1%) und Clariant (+0,3%) leichte Gewinne, während Schindler (+0,5%), LafargeHolcim (+0,7%) oder auch Adecco (+1,5%) etwas deutlicher zulegen konnten. Die Analysten der US-Bank JPMorgan hatten ihr Kursziel für die Titel des Personalvermittlers angehoben.
Deutlichere Gewinne entfielen auf die Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos (+2,0%) und des Augenheilmittelkonzerns Alcon (+2,5%). Die frühere Novartis-Division muss im US-Verfahren wegen Korruption in Griechenland einen verhältnismässig kleinen Teil der Busse bezahlen.
Am breiten Markt zogen Zur Rose (+5,6%) deutlich an, wobei sie im Tagesverlauf sogar ein Allzeithoch erreichten. Die Versandapotheke gab die Übernahme der Versand- und Diabetes-Aktivitäten der deutschen Apotal-Gruppe bekannt. Analysten kommentierten die Übernahme positiv und bezeichneten auch den Kaufpreis als attraktiv.
Kursgewinne gab es auch für die Cosmo-Titel (+4,8%). Verantwortlich dafür war eine positive Stellungnahme des beratenden Ausschusses der zuständigen EU-Behörde für das Kontrastmittel Methylenblau MMX.
Die Aktien von Molecular Partners (-31,7%) sackten regelrecht ab. Wie am Freitag bekannt wurde, erlitt der Hoffnungsträger Abicipar zur Behandlung einer Augenkrankheit auf dem Weg zu einer US-Zulassung einen Rückschlag. (awp/mc/pg)