CH-Schluss: SMI verliert weitere 0,4% auf 8877 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Mittwoch mit Verlusten abgeschlossen. Der Leitindex SMI erholte sich zwar bis am Nachmittag in kleinen Schritten vom schwachen Abschneiden des Vortages, wurde dann aber durch fallende Ölpreise am Nachmittag wieder ins Minus gedrückt. Der Auslöser dazu waren überraschend deutlich gestiegene Rohölbestände in den USA und die damit verbundene Sorge vor einer möglichen Konjunkturabkühlung. Zudem übten sich die Investoren im Vorfeld einer Reihe marktbewegender Ereignisse in Zurückhaltung.
Vor dem «Super-Donnerstag» sei Abwarten angesagt gewesen, meinte ein Händler. Mit den britischen Parlamentswahlen, der EZB-Sitzung und der Anhörung des ehemaligen FBI-Chefs James Comey im US-Senat stehen gleich drei potenzielle Risikoereignisse auf der morgigen Agenda. Während EZB-Chef Mario Draghi keine Eile haben dürfte, die Geldpolitik zu straffen, könnten die Aussagen des ehemaligen FBI-Direktors für neue Unruhen um die Trump-Administration sorgen. Im Hintergrund schwelt derweil weiterhin die Krise um Katar.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Mittwoch um 0,35% tiefer auf 8’876,73 Punkte und gab damit nach der Marke von 9’000 Punkte nun auch jene von 8’900 Preis. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verlor 0,17% auf 1’401,63 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,31% auf 10’123,61 Stellen. Von den 30 wichtigsten Titeln lagen am Ende 14 im Plus und 16 im Minus.
Auffallend stark unter Druck standen am Mittwoch die Chemietitel von Clariant und Givaudan (beide -1,7%). Letztere litten unter einer Branchenstudie der Bank Barclays zu den Aromen- und Riechstoffhersteller. Die Analysten rechnen in der zweiten Jahreshälfte mit wachsendem Preisdruck. Die Givaudan-Titel seien ausserdem bereits teuer bewertet, hiess es weiter. Lonza büssten 0,8% oder LafargeHolcim 0,9% ein.
Von der schwachen Seite zeigten sich zudem Vifor Pharma (-0,7%), die somit ihren seit Ende Mai anhaltenden Kursrückgang fortsetzten. Lindt&Sprüngli gaben um 0,6% nach. Die US-Apothekenkette CVS hat sich dazu entschieden, kalorienreiche Süssigkeiten in rund 800 Filialen aus dem Kassenbereich zu verbannen, was auch den hiesigen Schokoladehersteller betrifft.
Bei den Pharmaschwergewichten büssten Roche (-0,8%) gegen Handelsende weiter an Wert ein. Am Dienstag waren Roche wegen enttäuschender Studiendaten zu einer Kombinationstherapie der Brustkrebsmedikamente Perjeta und Herceptin sogar um 5,5% zurückgefallen. Die Daten hatten bei einer Reihe von Research-Häusern zu Senkungen der Gewinnschätzungen und Kursziele geführt.
Die beiden weiteren Schwergewichte Novartis und Nestlé verloren 0,3% bzw. 0,7%. Angesichts des am Vortag erreichten Allzeithochs nahmen Berenberg und Bryan Garnier für die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns ihre Kaufempfehlungen zurück und bewerten die Aktien neu mit «Hold» respektive «Neutral».
Die Bankenwerte zählten am Berichtstag nach Ankündigung der Übernahme der maroden Banco Popular durch die spanische Grossbank Santander zu einem symbolischen Euro europaweit zu den Gewinnern. Dies sei für die Branche positiv zu werten, hiess es am Markt. Damit sei ohne staatlichen Eingriff ein systemischer Dominostein aus dem Spiel genommen worden, der hätte umfallen können. Hierzulande legten UBS um 0,7%, Credit Suisse um 0,5% und Julius Bär um 0,8% zu.
Fester schlossen auch die Aktien des Personalvermittlers Adecco und des Luxusgüterkonzerns Richemont (je +0,8%), die beide am Vortag deutlich nachgegeben hatten.
Sika büssten 0,5% ein. Beim Baustoffhersteller geht das juristische Tauziehen weiter: Die Erbenfamilie hat die Wiederwahl derjenigen Verwaltungsräte angefochten, die sich gegen den Verkauf ihrer Anteile an den französischen Konzern Saint-Gobain stellen.
Am breiten Markt gaben Burckhardt Compression (-2,9%) noch weiter nach, nachdem sie am Vortag nach unerwartet negativen Jahreszahlen um über 10% abgerutscht waren. Das Klinik- und Hotelunternehmen Aevis Victoria (unv.) erhält derweil bei der geplanten Übernahme für die Bieler Privatklinik Linde Konkurrenz von der Hirslanden-Gruppe. Nach oben ging es etwa für Dottikon ES (+4,2%). (awp/mc/pg)