Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag leicht im Plus geschlossen. Anfänglich hatte es allerdings gar nicht danach ausgesehen. Der Rücktritt von Gary Cohn, seines Zeichens Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, hatte die Stimmung unter den Investoren belastet. Bis anhin hätten die Anleger auf die Drohung von Strafzölle durch Trump vergleichsweise gelassen reagiert, meinte ein Händler. Das Ausscheiden des Freihandelsbefürworters Cohn lege nun aber den Schluss nahe, dass es Präsident Trump mit einem Handelskrieg ernst sein könnte.
Der Grund für die Aufholjagd im Laufe des Tages bzw. am Nachmittag waren dann gute Konjunkturdaten aus den USA und damit neuer Schwung von den US-Börsen. Gemäss dem sogenannten ADP-Bericht stieg nämlich die Beschäftigung im US-Privatsektor im vergangenen Monat stärker als von Ökonomen erwartet. Geschaffen wurden 235’000 neue Stellen statt der geschätzten 200’000, ausserdem hat sich die Lage im Vormonat besser entwickelt als bisher gedacht.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann zum Handelsschluss 0,22% auf 8’784,84 Punkte und lag damit nicht allzu weit vom Tageshoch von 8’800 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) avancierte um 0,20% auf 1’441,15 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,14% auf 10’174,50. Von den 30 wichtigsten Titeln beendeten 17 den Tag im Plus und 13 im Minus.
Die grössten Gewinner zum Schluss des Tages waren bei den Blue Chips Sonova (+1,3%), SGS (+1,1%) und Vifor (+1,1%). Auch die Titel des Bauchemie-Herstellers Sika (+1,1%) gehörten dazu. Die Auseinandersetzung zwischen der Gründerfamilie und dem Verwaltungsrat geht zwar weiter, allerdings gab es aus Sicht der Aktionäre auch einen Lichtblick. Die Stiftung der Familie (SWH) stimmte nämlich dem Antrag des Verwaltungsrats auf eine Dividendenanhebung zu. Im vergangenen Jahr hatten die Erben des Firmengründers eine tiefere Dividende durchgesetzt.
Verantwortlich für den Anstieg des SMI waren aber vor allem die Pharmaschwergewichte Novartis (+0,7) und Roche (+0,6%). Sie hievten den wichtigsten Schweizer Aktienindex SMI um über 20 Punkte nach oben. Wichtige Unternehmensnews dazu gab es allerdings nicht. Dass Novartis am Morgen eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit ‹Science 37› im Bereich Digitalisierung von Studienprogrammen bekannt gegeben hat, dürfte laut Händlern jedenfalls kaum der Grund für den grossen Gewinn gewesen sein.
Zum Teil war im Handel von Safe-Haven-Käufen aus dem Ausland die Rede. Ein bekannter Aktienstratege hatte nämlich seiner Anlagekundschaft angesichts der Börsenturbulenzen dazu geraten, in günstige Qualitätsaktien umzuschichten. Die ganze Wahrheit dürfte dies allerdings nicht gewesen sein: die defensiven Nestlé (-0,6%) konnten nämlich nicht davon profitieren und waren klar auf der Verliererseite.
Am deutlichsten Federn lassen mussten unter den Blue Chips die Titel des Transport-Logistikers Kühne+Nagel (-1,0%), die unter den schwachen Zahlen des Schweizer Konkurrenten Panalpina (-7,4%) gelitten haben dürften. Aber auch Lonza (-1,0%) und Aryzta (-0,8%) waren schwach, ohne dass dazu fundamentale Nachrichten vorhanden wären. Aryzta wird am kommenden Montag sein Halbjahresergebnis bekannt geben. Ende Januar hatte der Backwarenhersteller eine harsche Gewinnwarnung veröffentlichen müssen, entsprechend ist nicht viel Gutes zu erwarten.
Im breiten Markt stachen neben Panalpina vor allem Ypsomed mit einem Abschlag von 7,1% heraus. Das Medizinaltechnik-Unternehmen hat gemäss einem Medienbericht jüngst Investoren auf eine Gewinnwarnung vorbereitet. Am Nachmittag kam dann allerdings eine Bestätigung der Prognose für das laufende Jahr, so dass sich die Verluste von phasenweise klar über 10% etwas verminderten.
Überdurchschnittlich hohe Kursverluste verzeichneten auch Bossard (-4,7%) nach Zahlen. Die Zuger Industriegruppe erzielte einen Gewinn auf Rekordniveau und will eine höhere Dividende zahlen. Es dürfte sich also um Gewinnmitnahmen gehandelt haben. Nach Zahlen zulegen konnten derweil Autoneum (+0,8%). (awp/mc/ps)