Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag leicht schwächer geschlossen. Insgesamt bewegte sich die Börse im jüngsten Seitwärtstrend, wobei auch am Berichtstag die Volatilität auf tiefem Niveau verharrte und die Kursbandbreite mit rund 35 Punkten im Leitindex SMI gering ausfiel. Im Nachmittagshandel brachte auch die New Yorker Börse keine neuen Impulse, zumal dort auf Rekordniveau eine Verschnaufpause eingesetzt hatte.
Auf beiden Seiten des Atlantiks warteten die Anleger weiter auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), hiess es unter Marktbeobachtern. Zuvor sei mit keinen grossen Kursbewegungen mehr zu rechnen. Der Druck auf die EZB, die Geldpolitik zu lockern, war am Dienstagvormittag mit den Inflationsdaten aus dem Euroraum noch gestiegen. Die Teuerung sank im Mai nämlich stärker als erwartet auf 0,5% und liegt damit noch deutlicher unter der angestrebten Jahresrate von knapp 2%.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,32% tiefer bei 8’661,20 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,48% auf 1’314,02 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,34% auf 8’541,21 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 26 im Minus und vier im Plus.
Mit den prozentual deutlichsten Abschlägen gingen unter den Standardwerten Lonza (-2,0%) aus dem Handel, gefolgt von Dufry (-1,6%).
Unter erhöhtem Abgabedruck standen aber auch verschiedene Finanztitel. So verloren im Bankensegment Julius Bär 1,5%, Credit Suisse 1,1% und UBS 1,0%. Etwas besser weg kamen die Versicherungsvaloren, wo Baloise um 0,9%, Swiss Re um 0,7% und Zurich um 0,5% nachgaben.
Weitere grössere Verlierer waren zyklische Werte wie Sonova, SGS und Kühne+Nagel (je -1,1%) sowie Adecco (-1,0%). Die Nachrichtendecke war bei den Blue Chips allerdings äusserst dünn, kursrelevante Neuigkeiten lagen nicht vor.
Wenig verändert notierten die Titel der SMI-Schwergewichte Nestlé (+0,2) und Novartis (-0,1%). Die Titel des Nahrungsmittelkonzerns wurden von einer Kurszielerhöhung durch Goldman Sachs gestützt. Der US-Broker geht davon aus, dass Nestlé sein Portfolio an Vermögenswerten weiter optimieren und sich von einzelnen Teilen trennen wird. Zudem findet derzeit ein Investoren-Seminar in Boston statt. Novartis hatte weitere Studiendaten zum Lungenkrebsmedikament Zykadia und Blutkrebsmittel Jakavi vorgelegt.
Etwas leichter gingen hingegen die Genussscheine von Roche (-0,5%) aus dem Handel. Im Markt wurden die Abgaben auf Gewinnmitnahmen zurückgeführt, nachdem der «Bon» am Vortag im Zuge guter Studiendaten um 1,9 zugelegt hatte. Diese wurden am weltweit wichtigsten Krebskongress ASCO über das Wochenende präsentiert und von Analysten wohlwollend kommentiert.
Die prozentual grössten Gewinne erzielten Swatch (+1,3% auf 536 CHF). Einerseits hatte sich das Geschäftsklima im für Swatch wichtigen Markt China stabilisiert, andererseits hatte Goldman Sachs das hohe Kursziel von 740 CHF bestätigt. Eine positive Einschätzung zu den Luxusgütertitel hatte auch die Credit Suisse publiziert. Richemont (-0,3%) lagen allerdings im Angebot.
Fester notierten ohne News Sika (+0,6%). Swiss Prime Site (+0,4%) profitierten davon, dass nach dem negativen Entscheid der vorberatenden Rechtskommission Anfang April nun auch der Ständerat eine mögliche Verschärfung der Lex Koller abgelehnt hatte. Dies wirke sich vorerst positiv auf die Entwicklung der Immobilienaktien und -fonds aus, hiess es unter Marktbeobachtern.
Aus der zweiten Reihe hatten OC Oerlikon (-0,7%) am Berichtstag den früher als erwarteten Abschluss der Metco-Übernahme von Sulzer (+1,8%) bekannt gegeben und gleichzeitig die Guidance erhöht. OC Oerlikon fusioniert Metco bekanntlich mit seinem Segment Coating. Gemeinsam lag der Pro-forma-Umsatz 2012 bei 1,2 Mrd CHF. Die Gruppe rechnet angesichts der siebenmonatigen Konsolidierung von Metco mit einem Zuwachs beim Bestellungseingang von mehr als 10% und einem Umsatzwachstum von mehr als 15%.
Umsatzzahlen für die ersten neun Monate hatte Aryzta (Aktie: +0,2%) vorgelegt und dabei die Markterwartungen übertroffen. Leclanché (+4,4%) erhielt mit Anil Srivastava einen neuen CEO und sicherte sich eine zusätzliche Kreditfazilität über 3 Mio CHF von Oak Ridge Energy Technologies.
Orascom (+4,2%) bauten die Verluste der vergangenen Wochen ab. Die Papiere profitieren von der Genehmigung des Bundes für den Ausbau des Skigebiets Andermatt-Sedrun. (awp/mc/pg)