Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag deutliche Verluste erlitten und dabei die zu Beginn der Woche eingeleitete Korrekturphase am kleinen Verfallstermin noch beschleunigt. Nach einem knapp freundlichen Start fielen die Aktien bald in den Bereich vom Donnerstagschluss zurück, ehe sich die Abwärtsbewegung ab Mittag noch akzentuierte. So ergab sich auch auf die Woche gesehen ein klares Minus. Eine gewisse Nervosität war auch an den Devisenmärkten spürbar, wo sich der Euro zum Franken am Vormittag wieder klar in den Bereich über 1,03 CHF erholte, ehe er am Mittag wieder unter diese Marke zurück fiel. Unter den Einzeltiteln standen nach Zahlen die Aktien von Nestlé und Syngenta im Fokus.
Geprägt war das Geschehen zum Wochenschluss einmal mehr von den Spekulationen um Griechenland; dies nachdem die EU-Kommission am Vortag beschieden hatte, sie sei mit den Fortschritten in Griechenland nicht zufrieden, und der Internationale Währungsfonds (IWF) einen Aufschub für Athen bei der Schuldenrückzahlung abgelehnt hat. Dass die US-Wirtschaft in ihrem Zwischentief verharrt, belebte die Aktienmärkte trotz zunehmend positiver Zeichen aus der Eurozone ebenfalls nicht, entsprechend gaben auch die US-Indizes in der Eröffnungsphase deutlich nach.
Der SMI schloss 1,62% tiefer bei 9’245,92 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 2,4%. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 1,75% auf 1’371,3 Punkte nach und der marktbreite Swiss Performance Index (SPI) 1,58% auf 9’279,64 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen alle im Minus.
Mit am besten hielten sich in der allgemeinen Ausverkaufsstimmung noch Transocean (-0,7%), nachdem das Unternehmen am Vorabend zwei Vertragsverlängerungen sowie die Verschrottung einer weiteren Ölbohr-Plattform angekündigt hatte.
Auch Holcim (-1,1%) büssten unterdurchschnittlich an Terrain ein. Holcim und Fusionspartner Lafarge haben am Morgen weitere Details zur Veräusserung ihrer Aktiven in den USA vorgelegt. Lafarge erhält danach rund 450 Mio USD für ein Zementwerk in Iowa und mehrere Terminals, auch Holcim veräussert einige Anlagen zu einem nicht genannten Preis.
Im Mittelpunkt des Geschehens standen allerdings Nestlé, welche nach dem Quartalsumsatz 0,9% nachgaben und damit immerhin zu den drei robustesten Aktien gehörten, zusammen mit Transocean und Kühne+Nagel (-0,1%). Zu Beginn standen Nestlé noch in der Pluszone, rutschten in der Folge aber in den roten Bereich ab. Der Nahrungsmittelkonzern hat die Markterwartungen mit seinen Umsatzzahlen für das erste Quartal mehr oder weniger erfüllt. Die Analysten sprachen von einem soliden Ergebnis, das sich im Branchenvergleich sehen lassen kann. Die von einigen Marktteilnehmern im Vorfeld erhoffte positive Überraschung blieb indes aus.
Die grössten Verlierer waren Syngenta mit einem Minus von 4,4%. Der Agrochemiekonzern hatte mit den vorgelegten Umsatzzahlen für das erste Quartal deutlich unter den Erwartungen abgeschnitten. Insbesondere der starke Anstieg des Dollars bremste die Geschäftsentwicklung aus. Dieser negative Einfluss wurde von Analysten nicht so hoch eingeschätzt und auch der Volumenrückgang kam in dieser Höhe überraschend.
Dahinter verloren Julius Bär (-3,8%) und Actelion (-3,9%) am meisten an Wert. Actelion gehörten am Donnerstag noch zu den klaren Gewinnern, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, die klinische Entwicklung auf dem Gebiet von immunologischen Erkrankungen zu beschleunigen. Die US-Bank Citigroup hat die Titel nun aber mit «Sell» eingestuft, da der zuständige Analyst nur noch wenig Raum für Verkaufserfolge jenseits des Actelion-«Kerngeschäfts» Lungenbluthochdruck (PAH) sieht.
Verluste von je gut 2% erlitten auch SGS, Adecco, Sonova, Bâloise oder Schindler. Die Schwergewichte Roche (-1,9%) und Novartis (-1,9%) schnitten ebenfalls etwas schwächer ab als der Gesamtmarkt.
Im breiten Markt hielten sich die Aktien der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech (+0,2%) im Anschluss an die Publikation des Quartalsergebnisses gegen den Trend im Plus. Aber auch hier gab die grosse Mehrheit der Titel nach, besonders unter Druck standen etwa Leonteq (-5,4%), Meyer Burger (-4,3%) oder Swiss Prime Site (-5,0%). (awp/mc/pg)