Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag mit einem deutlichen Plus beendet. Die mit Spannung erwarteten Entscheide der Europäischen Zentralbank EZB über den weiteren Verlauf des Anleihen-Kaufprogramms wurden damit wohlwollend aufgenommen, allerdings war der Markt schon davor gut unterwegs. Allzu überraschend waren die EZB-News nicht: Die europäischen Währungshüter gehen etwas vom Gas und halbieren das Volumen der monatlichen Käufe ab dem kommenden Jahr auf 30 Mrd EUR pro Monat.
Das Programm soll bis mindestens Ende September 2018 laufen und damit neun Monate länger als bislang geplant. Analysten bewerteten den Schritt mit Blick auf die Aktienmärkte positiv. «Die Geldpolitik bleibt locker und wird nur soweit gestrafft, dass Aktienkäufer hervorragend damit leben können», sagte ein Händler. Ökonomen beurteilten ihn etwas zurückhaltender. Mario Draghi suche den ganz sanften Ausstieg, hiess es etwa. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Abbau müsste schneller erfolgen, meinte ein anderer.
Der SMI gewann zum Handelsschuss 1,28% auf 9’200,08 Punkte und schloss damit nach einem weiteren Anstieg in der Schlussauktion auf Tageshoch. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) legte gar 1,41% auf 1’503,38 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,22% auf 10’543,37 Zähler zu. Von den 30 wichtigsten Titeln notierten bei Handelsschluss bis auf zwei alle im Plus.
Hierzulande stand neben der EZB auch die laufende Berichtssaison zum dritten Quartal im Fokus. Von den drei Blue Chips Lonza, ABB und Sika, die über den Geschäftsgang im Sommer und Frühherbst berichteten, legten alle deutlich zu.
Beim Lifescience-Konzern Lonza (+3,1%), der lediglich ein Update zum Geschäftsgang ohne genaue Zahlen veröffentlichte, zeigte man sich zufrieden mit der aktuellen Situation und erwartet entsprechend «anhaltend starke» Ergebnisse. Besonders die zuversichtlichen Aussagen zum Stand der Milliarden-Akquisition Capsugel seien am Markt positiv aufgenommen worden, hiess es aus Händlerkreisen.
ABB (+2,3% auf 25,32 CHF) waren lange führender Blue Chips, fielen dann aber noch hinter Lonza zurück. Der Industriekonzern legte bei Auftragseingang und Umsatz im dritten Quartal etwas deutlicher zu als zuletzt und übertraf damit die Markterwartungen. Eher kritisch betrachtet wurde der Auftragseingang. Der Titel hatte am Morgen bei 25,57 CHF ein neues Jahreshoch erreicht.
Sika (+2,1%) holten die deutlichen Anfangsverluste am Nachmittag auf und schoben sich zum Schluss weit nach vorne. Händler begründeten dies mit Gewinnmitnahmen nach dem sehr starken Lauf im bisherigen Jahresverlauf, wobei sich auf tieferem Niveau schnell wieder Käufer gefunden hätten. Der Bauchemie- und Klebstoffhersteller steigerte in den ersten drei Quartalen den Gewinn jedenfalls deutlich.
An der SMI-Spitze etablierten sich ab dem Nachmittag derweil Swiss Re (+3,5%). Der Rückversicherer habe von Aussagen des Konkurrenten Munich Re zu der Hurrikan-Serie in den USA und Karibik profitiert, hiess es. Der deutsche Branchenriese musste zwar sein Gewinnziel aufheben, Experten hoben jedoch die Bilanzstärke der Münchner hervor. Gesucht waren auch die weiteren Versicherer Zurich (+2,6%), Swiss Life (+2,3%) oder Bâloise (+1,9%).
Auch SGS (+2,2%) verbuchten gute Avancen. Der Warenprüf- und Inspektionskonzern hat bis einschliesslich Freitag zu Investorentagen in Vietnam eingeladen. Insgesamt werde eine eher positive Stimmung wahrgenommen mit zuversichtlichen Aussagen mit Blick auf die Geschäftsjahre 2017/18, kommentierte die Bank Vontobel.
Fest(er) zeigten sich auch die Schwergewichte Nestlé (+1,5%), Novartis (+1,0%) und Roche (+0,4%), die am Vortag stark gefallen und damit für das deutliche SMI-Minus verantwortlich gewesen waren. Bei den Grossbanken schlossen UBS (+0,8%) – am Vortag der Q3-Zahlen – und CS (+0,5%) im Plus, allerdings in der hinteren Tabellenhälfte.
Am breiten Markt profitierten Bucher (+8,8%), Straumann (+3,0%), Molecular Partners (+2,7%) sowie Sulzer (+1,8%) von positiven Zwischenberichten. Landis&Gyr (-5,7) hingegen standen nach Halbjahreszahlen unter Druck. Auffällig schwächer zeigten sich auch VAT (-3,5%). Hier haben frühere Grossaktionäre weitere Aktien am Markt platziert. Evolva (-7,1%) büssten nach der Bekanntgabe der Details zur Kapitalerhöhung klar an Terrain ein. (awp/mc/pg)