Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag etwas schwächer geschlossen. Der Leitindex SMI vermochte den guten Handelsauftakt nicht zu halten und driftete bereits in der ersten Stunde in die Verlustzone ab. Die Stimmung an den Märkten war im Vorfeld des EU-Gipfels verhalten und die meisten Marktakteure haben sich zurückgehalten. Sie warteten auf erste Ergebnisse des Spitzentreffens, dem eine hohe Bedeutung für das Fortbestehen der Eurozone beigemessen wird.
Die Erwartungen an die Euro-Regierungschefs sind indes nicht so gross, haben doch schon früher ähnliche Treffen wenig konkrete Resultate gebracht. Die US-Zahlen zu den Erstanträgen für Arbeitslosenhilfe sowie die endgültigen US-BIP-Daten des ersten Quartals beeinflussten die Stimmung an der Schweizer Börse nicht wesentlich. Für etwas Aufregung sorgten am späten Nachmittag Aussagen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Demnach könnten die Kreditbedingungen für Griechenland geändert werden.
Das wichtigste Schweizer Börsenbarometer SMI schloss um 0,16% tiefer auf dem Stand von 5’986,85 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor unterdessen 0,41% auf 885,34 und der breite Swiss Performance Index (SPI) sank um 0,23% auf 5’551,89 Zähler.
Die grössten Abgaben erlitten in diesem Umfeld Bankenwerte. CS gaben 3,3% nach. Damit erreichten die Titel der Zürcher Grossbank, die zuletzt von der SNB wegen zu tiefem Eigenkapital gerügt worden war, den tiefsten Stand seit mindestens zehn Jahren. Ebenfalls deutlich tiefer notierten UBS (-2,8%). Julius Bär, die am Vortag noch zu den Tagesgewinnern gehört hatten, büssten 1,0% ein.
Zyklische Titel wie Clariant (-2,6%), die bereits am Vortag stark nachgegeben hatten, erhielten weiterhin kein Investorenvertrauen. In einer Strategiestudie schloss Exane BNP Paribas im Vorfeld der Quartalsergebnispräsentation eine Reduktion der firmeneigenen Gesamtjahresprognosen nicht aus. Bisher waren die Verantwortlichen von einem über dem ersten Halbjahr liegenden Geschäftsverlauf in der zweiten Jahreshälfte ausgegangen. Aufgrund des zuletzt rückläufigen Volumenabsatzes sowie saisonaler Nachfragemuster würde diese Zielsetzung nur schwer zu erreichen sein, so Exane.
Im zyklischen Spektrum notierten Logitech (-1,2%) und Holcim (-0,7%) ebenfalls überdurchschnittlich schwach.
Bei den am Vortag ebenfalls noch gesuchten Versicherern mussten Swiss Life (-0,3%) und Bâloise (-1,3%) klare Verluste hinnehmen. Swiss Re standen bis zum Handelsschluss 0,1% im Plus und Zurich 0,2%.
Auch die defensiven Pharmatitel von Roche und Novartis erlitten leichte Einbussen von 0,1%. In den USA hat das oberste Gericht die Gesundheitsreform von Präsident Obama grundsätzlich nicht für verfassungswidrig erklärt. Die Entscheidung fiel mit fünf zu vier Stimmen. Nestlé stützten den SMI derweil mit einer Kurszunahme von 0,4%.
Das Tableau wurde von Kühne+Nagel (+1,9%) und Syngenta (+1,8%) angeführt. Die Syngenta-Konkurrentin Monsanto hatte am Vortag ein erfreuliches Quartalsergebnis vorgelegt.
Auch Swisscom präsentierten sich mit +1,1% weiterhin fester, nachdem die Aktien bereits am Vortag deutlich zugelegt hatten. Lonza (+0,7%) und Geberit (+0,9%) gehörten ebenfalls zu den Gewinnern.
Am breiten Markt hatte die Elektronik-Gruppe Carlo Gavazzi (+2,2%) ihr Jahresergebnis 2011/12 vorgelegt, wobei sie ein deutlich niedrigeres Resultat ausweisen musste. Allerdings lag das Unternehmen bei EBIT und Reingewinn über den Erwartungen.
Der Thalwiler Halbleiterhersteller u-blox (+1,1%) gab die Übernahme des britischen Unternehmen Cognovo mit 30 Mitarbeitenden für 16,5 Mio CHF bekannt. Cognovo sei spezialisiert auf SDM-Chip-Technologie, die Funkmodem-Designs schnell auf voll charakterisierte, stromsparende Halbleiterchips umsetzen lasse, so u-blox.
Der Bodenbelag- und Klebstoffhersteller Forbo (-4,2%) führte das Geschäft mit Bauklebstoffen weiter und ordnet es dem Bereich Bodenbeläge zu. Das Unternehmen hatte neben Partnerschaften auch einen Verkauf der Aktivitäten geprüft. (awp/mc/upd/ps)