CH-Schluss: SMI schliesst wegen Ukraine-Krise tiefer

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag mit einem Minus aus dem Handel gegangen. Der SMI verharrte den ganzen Tag über unter dem Schlusskurs vom Vortag und fiel vorübergehend sogar unter die 8’600-Punkte-Marke. Grund für die Kursverluste waren laut Händlern die neusten Meldungen aus der Ukraine: Nachdem am Vortag eine Verhandlungslösung in Griffweite schien, beschuldigte der ukrainische Präsident am Berichtstag Russland, es sei in sein Land einmarschiert. Auch die Nato sprach von einer Invasion. Russland widersprach dieser Darstellung.

Die Verunsicherung der Investoren zeigt sich an der Entwicklung des Schweizerischen Volatilitätsindex, der um knapp 9% in die Höhe schnellte. Viele Fachleute gehen davon aus, dass die Konsolidierung an dem Finanzmärkten noch nicht zu Ende ist. Sie begründen dies auch mit den neusten Zahlen zur Wirtschaftsstimmung im Euroraum, die sich im August überraschend stark eingetrübt hat. Die besser als erwartet ausgefallen Wirtschaftsdaten aus den USA verpufften derweil.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,55% tiefer bei 8’622,23 Punkten und hat damit gut ein Drittel der Gewinne der laufenden Woche wieder abgegeben. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,58% auf 1’301,49 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,51% auf 8’533,40 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 26 im Minus, drei im Plus sowie Swisscom unverändert.

Angeführt wurde das Verliererfeld bei Handelsschluss von den konjunktursensitiven Clariant (-2,1%) sowie der Grossbank Credit Suisse (-1,9%). Dahinter folgten mit Holcim (-1,5%) und Sika (-1,3%) weitere Papiere, die sensibel auf Konjunkturveränderungen reagieren. News gab es zu keinem dieser Unternehmen.

Deutlich im Minus gingen auch die Luxusgüterpapiere von Richemont aus dem Handel (-1,0% auf 87,90 CHF). Die Analysten der Credit Suisse senkten am Morgen das Kursziel auf 103 von 105 CHF, bestätigten dabei jedoch die Einstufung «Outperform». Begründet wurde die Neueinschätzung mit der erwarteten Wachstumsabschwächung in Europa und Asien in den Jahren 2015 und 2016. Die Swatch-Papiere (-0,6%) waren zwischenzeitlich auch unter Druck, schlossen aber in der Grössenordnung des Gesamtmarktes.

Auch Roche fielen lange Zeit erneut mit einer schlechteren Performance als der Gesamtmarkt auf, was mit weiteren Gewinnmitnahmen begründet wurde. Bei Handelsende notierten die «Bons» jedoch mit einem Minus von 0,4% unauffällig. Das gleiche galt für die Novartis-Papiere (-0,4%). Beim dritten Schwergewicht Nestlé hielten sich die Verluste mit -0,5% in einer ähnlichen Grössenordnung.

Im Rahmen des Gesamtmarkts gaben auch Givaudan (-0,6%) nach. Die Konzernleitung bestätigte an einer Analystenkonferenz zum ersten Halbjahr die Geschäftsziele und die Gruppenstrategie. Der Duft- und Aromahersteller bekräftigte zudem die Ambition, die Präsenz in den aufstrebenden Märkten zu verstärken und das Wachstum in den reifen Märkten fortzusetzen.

Nicht ins Gesamtbild fügten sich unter den Blue Chips die Bâloise-Aktien (+2,6%). Die Gewinne wurden von Fachleuten nach Vorlage der definitiven Halbjahreszahlen vor allem auf Dividendenhoffnungen zurückgeführt. Für die Verwendung des durch Sondereffekte stark positiv beeinflussten Jahresgewinns werde man «alle Optionen» prüfen, erklärte CEO Martin Strobel. «Wir sind bekannt dafür, dass wir aktionärsfreundlich sind und werden übrig bleibendes Geld nicht horten», sagte er. Die Reaktion der Investoren fiel auch deshalb so positiv aus, weil die Bâloise-Aktien bislang in diesem Jahr alles andere als zu den Überfliegern gehörten.

Mit Gewinnen gingen ausserdem noch Lonza (+1,5%) und Schindler (+0,5%) aus dem Handel.

Im breiten Markt wurden die zahlreich veröffentlichten Halbjahresresultate unterschiedlich aufgenommen: Während sich zum Beispiel die Aktien des Handelskonzern Valora (-0,7%) im Rahmen des Gesamtmarktes hielten, legten jene des Energiekonzerns Alpiq (+4,3%), der Liechtensteinischen Landesbank (+3,2%) sowie des Verpackungsherstellers Bobst (+2,1%) deutlich zu. Auffällig im Plus schlossen ausserdem Myriad und Santhera mit Gewinnen von je gut 13%, ohne dass Neuigkeiten vorlagen. (awp/mc/pg)

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