Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag mit klaren Verlusten geschlossen. Händler berichteten von gestiegener Vorsicht im Vorfeld der Berichtssaison, welche am Abend in den USA traditionell vom Aluminiumkonzern Alcoa eröffnet wird. Belastend wirkte sich am Nachmittag zudem die negative Eröffnung an der Börse in New York aus. Marktteilnehmer sprachen von Gewinnmitnahmen.
Die Zurückhaltung unter den Investoren vor der Berichtssaison wurde durch verhaltene Makrodaten, insbesondere aus Europa, geschürt. Am Morgen hatten schwache Aussenhandelszahlen aus Deutschland, dem Wachstumsmotor Europas, für Enttäuschung gesorgt. Bereits die Zahlen vom Einzelhandel und aus der Industrie waren schwächer ausgefallen. Mit Blick auf die nahe Zukunft rückt aber die Geldpolitik wieder verstärkt in den Fokus der Anleger. Am Mittwoch wird das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung veröffentlicht.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,68% tiefer bei 8’554,51 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,94% auf 1’297,59 Zähler ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,67% auf 8’461,90 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen alle bis auf Lonza im Minus.
Zum Schluss verzeichneten Adecco (-2,6%) die grössten Verluste. Dahinter folgten weitere zyklische Valoren wie Transocean (-2,5%), Sika (-2,4%), Clariant (-2,2%) oder Swatch (-1,9%).
Klar überdurchschnittliche Abgaben verzeichneten auch die Grossbanken UBS (-1,5%) und CS (-1,1%). Händler verwiesen auf das insgesamt in Mitleidenschaft gezogene Sentiment für den europäischen Bankensektor, nachdem in der New York Times berichtet wurde, dass sich die Commerzbank in Verhandlungen mit der US-Justiz über mögliche Strafzahlungen wegen Verstössen gegen Handelssanktionen bei Geschäften etwa mit dem Iran befindet. Julius Bär (-1,5%) wurden zusätzlich von einem negativen Analystenkommentar belastet. Kepler Cheuvreux hat die Titel auf die Least Preferred List gesetzt und ihr Rating «Reduce» bekräftigt.
Der Reisedetailhändler Dufry (Aktie: -0,7% auf 161,90 CHF) hatte bekannt gegeben, dass der Ausgabepreis für die Aktien aus der Kapitalerhöhung zur Übernahme des Mitbewerbers Nuance auf 162,00 CHF festgelegt wurde, entsprechend einem Bruttoerlös von 810 Mio CHF. Die Aktien aus der Kapitalerhöhung sollen ab Mittwoch an der Schweizer Börse gehandelt werden.
Im Rahmen des Gesamtmarktes notierten die Papiere von Novartis (-0,6%). Gestützt wurden die Papiere von einer positiven Produktemeldung. Der Pharma-Konzern erzielte in der allgemein als sehr zukunftsträchtig eingeschätzten Zelltherapie einen Erfolg: Die US-Gesundheitsbehörde FDA verlieh der personalisierten Zelltherapie CTL019 den «Breakthrough Therapy»-Status. Laut Analysten könnte die neue Behandlungsform dank der Auszeichnung nun mindestens zwei Jahre früher als geplant zugelassen werden.
Leicht besser als der Gesamtmarkt fiel die Kursentwicklung bei Syngenta (-0,5% auf 331,30 CHF) aus. Die Titel blieben aber trotz einer Kurszielerhöhung auf 355 CHF von 335 CHF durch die Credit Suisse im Minus stecken.
SPS (-0,1%) lagen am Schluss ebenfalls im Minus, profitierten aber über weite Strecken von einer positiven Einschätzung für den Mitbewerber PSP (Aktie: -0,4% auf 83,30 CHF) durch die Analysten von BNP Paribas. Die Experten der Bank haben die Prognosen im Rahmen einer Branchenstudie zum europäischen Immobiliensektor angehoben. Demnach profitiert das Unternehmen von gesunkenen Finanzierungskosten. Ein Vorteil, der auch für SPS gelten dürfte. Als einziger Titel im Plus schlossen Lonza (+0,2%).
Im breiten Markt verzeichneten Helvetia (+3,1%) deutliche Gewinne. Die Titel hatten am Vortag nach der Ankündigung der geplanten Übernahme von Nationale Suisse über 1% nachgegeben. Zusätzlich wurden die Papiere von einer Ratinghochstufung von Kepler Cheuvreux gestützt, welche die Titel neu zum Kauf empfehlen. (awp/mc/pg)