Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag nur noch leicht schwächer geschlossen, nachdem sich der Markt im späten Handel deutlich von den Tagestiefwerten lösen konnte. Auftrieb gegeben hatte die überraschend deutliche Stimmungsaufhellung im US-Dienstleistungssektor im April, hiess es im Handel. Der US-Einkaufsmanagerindex stieg im Berichtsmonat um 2,1 Punkte auf 55,2 Zähler. Dies ist der höchste Wert seit August 2013.
Zuvor hatte die hiesige Börse phasenweise die Gewinne der gesamten Vorwoche wieder abgegeben. Dabei hatten gemäss Händlern schwache chinesischen Konjunkturdaten und Sorgen über eine Eskalation der Ukraine-Krise belastet. Unterschiedliche Konjunktursignale aus der Eurozone hätten auch nicht zu einer Beruhigung beigetragen. Unter den einzelnen Titeln fielen vor allem die Grossbank-Werte Credit Suisse mit markanten Abgaben nach Mutmassungen in der Sonntagspresse auf. Auf der anderen Seite legten Kühne+Nagel deutlich zu.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,40% tiefer auf 8’409,07 Punkten (Tagestief: 8’342). Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor um 0,34% auf 1’289,45 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,23% auf 8’297,19 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen zwölf im Minus, 17 im Plus sowie Holcim unverändert.
Das Hauptaugenmerk richtete sich auf die Aktien der Credit Suisse (-2,3%). Die Grossbank stand nach dem überraschenden Besuch von Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf am Freitag bei US-Justizminister Eric Holder im Fokus der Wochenendemedien. Gerüchteweise verlangen die USA ein Schuldgeständnis wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung sowie Namen und Unterlagen zu US-Steuersündern. Auch eine Busse in Milliardenhöhe oder im schlimmsten Fall eine existenzgefährdende Klage könnte demnach auf die CS zukommen. In Händlerkreisen wurde das Minus jedoch relativiert: Es könne teilweise auch als Gegenbewegung zum leichten Plus vom Freitag und im Vorfeld der UBS-Quartalszahlen von morgen Dienstag gesehen werden. Die UBS-Titel (-0,3%) gaben im Rahmen des Gesamtmarktes nach; Julius Bär (-0,7%) verloren etwas deutlicher.
Die prozentual grössten Verluste unter den Blue Chips erlitten ABB (-3,6% bzw. -0,77 auf 20,55 CHF). Die Aktie wurde am Berichtstag allerdings Ex-Dividende von 0,70 CHF gehandelt. Für die ABB-Titel hatte zudem die US-Bank Goldman Sachs das Kursziel im Anschluss an die schwachen Quartalszahlen von vergangener Woche auf 18,40 von 19,30 CHF gesenkt und das Rating «Sell» bestätigt.
Durch etwas grössere Verluste fielen im Zusammenhang mit den Wirtschaftsdaten aus China auch die Luxusgüter-Aktien Richemont (-0,6%) und Swatch (-0,5%) auf.
Die Index-Schwergewichte schnitten unterschiedlich ab: Roche (-0,7%) schlossen deutlich im Minus und belasteten den SMI. Demgegenüber waren die Aktien des Novartis-Konzerns und von Nestlé (je +0,1%) gesucht. Nach einer erst verhaltenen Reaktion auf die Konzentration der Geschäftsbereiche seien die Novartis-Titel nun stärker gefragt gewesen, hiess es im Markt. Zudem hatte der Konzern am Morgen einen Studienerfolg für das Medikamenten Signifor gemeldet.
Das Gewinnerfeld unter den Blue-Chips führten Kühne+Nagel (+1,2% auf 122,10 CHF) an. Goldman Sachs hatte zwar das Kursziel minimal auf 135 von 136 CHF gesenkt. An der grundsätzlichen positiven Einschätzung der Logistiktitel hätte sich jedoch nichts verändert, hiess es. So wurde das «Buy»-Rating bestätigt.
Deutlichere Gewinne verbuchten ohne News zudem Lonza (+0,8%) und Sika (je +0,8%). Vor Zahlen am Mittwoch waren zudem Transocean (+0,9%) und Swisscom (+0,4% auf 536,50 CHF) gesucht. Für die Telekom-Werte gab es eine positive Einschätzung der Bank Vontobel. Diese zieht das Kursziel auf 544 CHF nach und bestätigt das Anlagerating «Hold». Gut gehalten gingen Dufry (+0,1%) vor dem Q1-Ergebnis am (morgigen) Dienstag aus dem Handel.
Im breiten Markt verloren Kudelski (-1,3%) nach dem Verkauf der Tochtergesellschaft NagraID an eine Investorengruppe. Demgegenüber legten die Valoren der Publigroupe (+0,3%) nach dem geplanten Verkauf der 25,07%-Beteiligung an der FPH Freie Presse Holding an die NZZ leicht zu.
Deutliche Verluste gab es unter anderem für Repower und Orascom (je rund -4,3%), demgegenüber verbuchten Loeb (+6,9%) und Schlatter (+4,3%) grössere Gewinne. (awp/mc/upd/ps)