Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch schwächer geschlossen. Dabei waren für den grössten Teil des Kursrückgangs die deutlichen Kurseinbussen bei den als defensiv geltenden SMI-Schwergewichten verantwortlich. Dagegen konnte der Rückgang der US-Inflation den Markt kaum stützen, hiess es in Händlerkreisen. Die US-Teuerung ist im April gegenüber dem Vorjahr auf 4,9 Prozent gesunken. Erwartet waren 5,0 Prozent. Entwarnung könne nicht gegeben werden, hiess es dazu. «Es ist ein Mini-Schritt in die richtige Richtung», meinte ein Analyst. Die Chance, dass das Fed im Juni nicht weiter an der Zinsschraube drehe, sei intakt, sagte ein anderer Markteilnehmer. Um auf Zinssenkungen zu spekulieren, sei es zu früh. Es bestehe dagegen die Gefahr, dass die Zinsen noch etwas länger als gedacht auf hohem Niveau blieben.
Zudem schwebten mit den Sorgen wegen einer möglichen Kreditklemme in den USA, was das Wachstum der Wirtschaft hemmen könnte, und dem Gezerre zwischen den Demokraten und Republikanern um die Anhebung US-Schuldenobergrenze weiterhin wichtige Probleme über den Märkten. Konkrete Ergebnisse seien gerade bei der Schuldendecke nicht so rasch zu erwarten. In gewissen Kreisen gab es allerdings immerhin die Hoffnung, dass diese Frage zumindest bis zum Ende des Fiskaljahres im September aufgeschoben werden könnte.
Der SMI schloss nach einem Tagestief bei 11’421 Punkten noch 0,86 Prozent tiefer bei 11’447,23 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und deren Gewichtung gekappt ist, büsste 0,45 Prozent ein auf 1785,26 und der breite SPI 0,82 Prozent auf 15’115,29 Zähler. Im SLI waren 18 Titel schwächer und zwölf legten zu.
Grösster Gewinner waren Alcon (+7,4%), und dies trotz Dividendenabgang. Die ehemalige Novartis-Tochter hat mit starken Quartalszahlen aufgewartet und die Prognosen der Analysten übertroffen. Das Augenheilkundeunternehmen hat nun die Finanzziele für das gesamte Jahr angehoben.
Dahinter folgten AMS Osram (+3,1%), die von Deckungskäufen profitierten und damit den jüngsten Aufwärtstrend fortsetzten. Danach folgen mit den Aktien von Sonova, Straumann, VAT, Partners Group, Logitech und Temenos weitere Wachstums- und Technologiewerte mit Gewinnen zwischen 2,7 und 0,4 Prozent. Ihnen seien die nach den US-Daten gesunkenen Zinssorgen zugutegekommen, hiess es.
Lonza (+0,4%) drehten im Verlauf ins Plus. Der Pharmazulieferer hat anlässlich des Quartals-Updates den Ausblick für das laufende Jahr bestätigt.
Dagegen litt der Gesamtmarkt vor allem unter den Kurseinbussen des Lebensmittelriesen Nestlé (-1,6%) und der Pharmaschwergewichte Novartis (-1,6%) und Roche (-1,2%). Ihnen machte laut Händlern eine Sektorschwäche zu schaffen. Europaweit hätten defensive Titel im Gegensatz zu den Wachstumsbranchen Mühe bekundet.
Den stärksten Abschlag aber verbuchten Swiss Re (-2,3%). Mit Zurich (-1,4%) und Swiss Life (-1,2%) standen weitere Versicherer unten auf der Kurstafel. Nicht ganz so schwach präsentierten sich die Banken Julius Bär (-0,9%), UBS (-1,0%) und Credit Suisse (-1,1%).
Auch zyklische Werte wie Geberit (-1,9%), die nach einer Abstufung durch den Broker Stifel auf «Hold» von «Buy» Terrain verloren, oder die Luxusgüterwerte Richemont (-1,1%) und Swatch (-1,2%) gaben klar nach.
Im breiten Markt legten GAM (+3,6%) zu. Die Investorengruppe NewGAMe/Bruellan um den Mobilfunkunternehmer Xavier Niel macht mobil gegen das Übernahmeangebot der britischen Liontrust. Feintool (+3,3%) profitierten von Anschlusskäufen und Addex (+7,8%) waren nach einer positiven Empfehlung zur Weiterführung von Studien mit dem Epilepsie-Präparat gesucht.
Dagegen sackten Idorsia (-2,8%) nach einer Abstufung durch Baader Helvea auf «Reduce» ab. Meyer Burger (-7,8%) waren wegen der Emission einer Wandelanleihe der Tochtergesellschaft auf den Verkaufszetteln. Bachem (-11%) wurden von vorsichtigen Aussagen des CEO in der «Finanz und Wirtschaft» belastet. (awp/mc/pg)