Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag mit etwas schwächeren Kursen geschlossen, wobei sich die Verluste in der zweiten Tageshälfte etwas ausgedehnt hatten. Marktteilnehmer sprachen allerdings von einem eher ruhigen Handel. Vor dem Beginn des jährlichen Notenbanker-Treffens in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming hätten die Anleger zu einer gewissen Vorsicht tendiert und sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen wollen.
Da und dort sei es nach dem starken Anstieg der Vortage auch zu Gewinnmitnahmen gekommen. Zuletzt hatte die Hoffnung auf Zinssenkungen und staatliche Konjunkturhilfen bekanntlich für kräftige Gewinne gesorgt. Dass sich die Verluste am Nachmittag etwas akzentuiert haben, wurde vor allem mit wieder schwindenden Hoffnungen auf aggressive Zinssenkungen der US-Notenbank begründet. Ein führender Vertreter der US-Notenbank Fed hatte gesagt, dass es derzeit keine Notwendigkeit für eine weitere Lockerung der Geldpolitik gebe.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss die Sitzung um 0,43 Prozent leichter bei 9’805,50 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,28 Prozent auf 1’489,12 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,42 Prozent auf 11’931,42 Zähler ein. Von den 30 SLI-Werten schlossen 19 im Minus und 11 im Plus.
Unter den grössten Verlierern waren vor allem die defensiven Schwergewichte Novartis (-0,9%), Roche (-0,7%) und Nestlé (-0,5%) zu finden. Ohne sie wäre der SMI im Plus gewesen. Ein Teil des bisherigen Jahresgewinns des SMI ist bekanntlich Nestlé geschuldet, steht die «schwerste» Schweizer Aktie doch um mehr als 35 Prozent höher als Ende 2018.
Etwas unter Druck standen auch die Versicherer Zurich (-0,5%), Swiss Life (-0,3%) und Swiss Re (-0,1%), ohne dass dazu News vorhanden wären. Mit Lonza (-1,4%) und Swisscom (-1,3%) bildeten zwei weitere defensive Titel das Schlusslicht im SMI. Auch Alcon (-1,2%) büssten erneut an Terrain ein, nachdem das Papier bereits am Vortag nach Quartalszahlen etwas unter die Räder geraten war.
Verluste gab es auch bei AMS (-0,8%). Der Sensorenhersteller kann im Übernahmepoker um den deutschen Lampenhersteller Osram mitspielen – ein Stillhalteabkommen wurde aufgehoben. Neben AMS bieten auch Bain Capital und The Carlyle Group mit. Am Markt kamen die 4,3 Milliarden schweren Übernahmepläne von AMS nicht gut an. Die Aktie habe aber auch unter dem enttäuschenden Ausblick des US-Rivalen Analog Devices glitten, hiess es am Markt.
Auf der Gewinnerseite standen dagegen die auf Jahressicht betrachtet gebeutelten Aktien der Grossbanken CS (+1,5%) und UBS (+1,4%). Händler sprachen hier von einer technischen Bewegung. «Anscheinend sind die Anleger der Meinung, sie seien tief genug gefallen und man könne sie daher wieder kaufen», sagte ein Börsianer.
Im breiten Markt erhielten Sunrise (-6,4%) besondere Aufmerksamkeit. Der Telekommunikationskonzern zeigt sich offen für Änderungen beim UPC-Deal. Konkret sei es denkbar, eine Kapitalerhöhung in geringerem Umfang durchzuführen und das restliche Geld in Form einer Pflichtwandelanleihe zu beschaffen, hiess es. Gleichzeitig ging Sunrise auf Konfrontationskurs mit seinem Hauptaktionär Freenet, der sich gegen die Übernahme von UPC Schweiz stemmt.
Eine (bestätigte) Verkaufsempfehlung mit tiefem Kursziel durch die Analysten der UBS schickte ausserdem Dormakaba (-8,2%) auf Talfahrt. Die Aktien des angeschlagenen Milchverarbeiters Hochdorf büssten weitere 4,6 Prozent ein. Nach einem massiven Verlust im ersten Halbjahr trat Amir Mechria als Vizepräsident des Verwaltungsrates und von allen weiteren Funktionen der 51-Prozent-Tochter Pharmalys per sofort zurück.
Zu Gewinnmitnahmen kam es bei Asmallworld (-14%), nachdem der Titel des sozialen Netzwerks für Reiche am Vortag nach Halbjahreszahlen um 54 Prozent in die Höhe geschossen waren.
Dagegen setzten Evolva (+20%) den Höhenflug fort, der am Vortag nach Bilanzvorlage eingesetzt hatte. Die Aktien von Coltene (+4,1%) waren nach dem Halbjahresbericht gefragt. Händler sprachen von Käufen erleichterter Anleger, dass das Ergebnis keine negativen Überraschungen gezeigt habe. Weitere 3,7 Prozent ging es derweil für Basilea nach oben. (awp/mc/ps)