Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch im roten Bereich nahe Tagestief geschlossen, belastet vor allem von Gewinnmitnahmen bei den defensiven Schwergewichten und schwächer notierenden Zyklikern. Das Sentiment wurde gleich von mehreren Faktoren belastet. So rechnet z.B. die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH in ihrer jüngsten Prognose hierzulande mit einem Abgleiten in die Rezession. Belastend wirkten aber auch Aussagen der neuen griechischen Regierung.
Denn die neue Regierung unter Alexis Tsipras will die Sparpolitik beenden, entlassene Staatsdiener wieder einstellen und die Privatisierung von Staatsbetrieben stoppen. Dies sorgte für einen regelrechten Absturz der griechischen Finanzmärkte. Die am Mittwochabend auf dem Programm stehende Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed sorgte zudem für eine nervöse Zurückhaltung der Anleger. An der Börse hofft man, dass das Fed mit Blick auf die zuletzt eher schwachen Konjunkturdaten mit der zur Jahresmitte hin erwarteten Zinserhöhung noch zuwarten wird.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,09% tiefer auf 8’311,55 Punkte, das Tagestief lag bei 8’300,37. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,93% auf 1’208,26 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,98% auf 8’179,85 Zähler. Von den 30 wichtigsten Aktien standen am Ende 24 im Minus und 6 im Plus.
Im Fokus standen am Berichtstag die Roche-Titel (-2,2% auf 251,70 CHF), nachdem der Pharmariese die Zahlen fürs vergangene Geschäftsjahr vorgelegt hatte. Diese hatten die die Anleger enttäuscht. Die Genussscheine konnten bis zum Handelsende die Verluste zumindest teilweise eindämmen, nachdem der Kurs im Tagestiefst auf 246,80 CHF abgerutscht war. Insbesondere auf der Profitabilitätsseite wurden die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Wenig Freude bereitete zudem die nur geringfügig erhöhte Dividende sowie der relativ konservative Ausblick auf das laufende Jahr.
Die Abgaben bei Novartis (-0,2%) fielen demgegenüber moderat aus. Im Zuge des Zahlenausweises vom Vortag hatten JPMorgan und die Deutsche Bank wegen erwarteter Wechselkurseffekte und unsicherer Aussichten ihre Kurszielerwartungen auf 100 CHF (zuvor 110; Rating mit «Overweight» bestätigt) beziehungsweise 82,50 CHF (95,50, «Hold») reduziert. Dagegen erhöhten die Bank Berenberg (auf 97 von 94 CHF; «Buy») und Morgan Stanley (auf 89 von 85 CHF; «Equalweight») ihre Einschätzungen. Der Pharmakonzern habe ein gutes viertes Quartal 2014 gezeigt und die Schätzungen beim Umsatz und Kern-EBIT übertroffen, so der Berenberg-Analyst.
Das dritte Schwergewicht im Bunde, Nestlé, gab um 1,4% nach. Am Morgen hatten die Papiere noch die gestrigen Kursgewinne leicht ausgebaut, im späteren Handelsverlauf wurden dann die Gewinne mitgenommen.
Bei den Verlierern fanden sich auch einige Zykliker. Angeführt werden sie von Givaudan, die mit 3,7% unter den Bluechips am meisten Federn liessen. Das Unternehmen gibt morgen Donnerstag die Jahresergebnisse bekannt. Auch Richemont (-2,1%), Sonova (-1,6%) oder Transocean (-1,1%) gaben deutlicher nach. Ebenfalls mit überdurchschnittlichen Abgaben zeigten sich die Bankentitel, angeführt von UBS (-2,0%), gefolgt von Julius Bär (-1,7%) und CS (-1,2%). Dagegen legten weitere konjunktursensitive Aktien wie Sika (+1,0%), Aryzta (+0,4%) oder Syngenta (+0,4%) zu.
Im breiten Markt fielen Barry Callebaut mit einem Plus von 4,4% auf. Die ZKB erhöhte das Rating auf «Übergewichten». Mit der erwarteten Rückkehr des Volumenwachstums dürfte auch die unterdurchschnittliche Entwicklung der Aktie zu Ende gehen, so der Analyst. Weiter steigerte die Glarner Kantonalbank 2014 sowohl den Ertrag als auch den Gewinn, die Titel stiegen an der Börse um 2,1%.
Zu den grossen Gewinnern zählen Swissquote (+6,0%), EFG (+5,3%), Gategroup (+4,8%) und Emmi (+3,5%). Grosse Verlusten verzeichneten demgegenüber Schlatter (-12,3%), Meyer Burger (-8,2%) und Hügli (-6,9%). (awp/mc/pg)