CH-Schluss: SMI gibt 0,1% auf 8934 Punkte ab
Zürich – Nach einem freundlichen Beginn hat der Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag bis Börsenschluss noch ins Minus gedreht. Anlass war die Wall Street, wo dem Dow Jones nach fünf Handelstagen mit Gewinnen die Luft ausging. Dies vermochten nicht einmal die robusten Konjunkturdaten aus den USA zu verhindern.
Im Fokus der Anleger standen allerdings die Unternehmen, die Halbjahresergebnisse vorgelegt haben. Anders als in den letzten Wochen blendeten die Anleger die Politik für einmal aus. Allerdings schwelt der Handelsstreit weiter. Die EU hat US-Präsident Donald Trump eindringlich vor einer weiteren Eskalation durch Sonderzölle auf Autoimporte aus Europa gewarnt. Die US-Regierung ihrerseits will Einfuhrzölle auf Uran zum Schutz des heimischen Bergbaus prüfen. Angesichts dessen verhielten sich die Anleger vorsichtig, zumal auch die Flut an Unternehmensergebnissen im In- und Ausland für gemischte Gefühle sorgte.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,05 Prozent tiefer auf 8’933,97 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,17 Prozent auf 1’466,75 Zähler, während der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,15 Prozent auf 10’669,66 Punkte einbüsste. Von den 30 wichtigsten Titeln notierten zum Handelsschluss 9 im Plus, 20 im Minus und einer (Schindler) unverändert .
Unter den Grosskonzernen waren die Aktien von ABB (+2,8%) mit Abstand die grössten Gewinner. Der Industriekonzern hat mit seinen Halbjahreszahlen die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen. Gestützt wurde der SMI auch von den Schwergewichten Nestlé (+0,7%) und Novartis (+0,4%). Der Pharmakonzern hatte mit seinen Semesterergebnis bereits am Vortag für Freude bei den Anlegern gesorgt.
Konkurrentin Roche (-1,2%) litt dagegen unter belasten Studiendaten zum Immuntherapeutikum Tecentriq bei Lungenkrebs. US-Konkurrent Merck habe mit seinem eigenen Präparat einen klaren Vorsprung, urteilen Analysten. Roche bliebe wohl nur die Rolle eines Nischenanbieters.
Die Luxusgüterhersteller Swatch (+0,2%) und Richemont (+0,1%) konnten von den glänzenden Uhrenexporten profitieren, die erstmals seit drei Jahren wieder die Marke von 10 Milliarden Franken geknackt hatten.
Auf der anderen Seite gab es eine Reihe von enttäuschenden Geschäftsergebnissen: Beim Duft- und Aromahersteller Givaudan ging der Reingewinn etwas stärker zurück als befürchtet. Zudem hätten Anleger Gewinnmitnahmen gemacht, sagte ein Händler. Die Titel knickten um 3,7 Prozent ein, womit sie die grössten Verlierer unter den Blue Chips waren.
Für weit grössere Abschläge sorgten indes eine Reihe von Unternehmen aus dem breiten Markt. Dormakaba schockierte die Anleger mit einer Gewinnwarnung. Die Aktie des Schliesstechnikkonzern stürzte darauf um 17,3 Prozent ab. Das gleiche Schicksal erlitt der Verpackungsmaschinenhersteller Bobst (-16,8%).
Auch bei Rieter machte der Semestergewinn einen Taucher und auch für das Gesamtjahr wird ein Gewinnrückgang erwartet. Die Aktien des Winterthurer Textilmaschinenhersteller brachen um 14,7 Prozent ein. Beim Solarzulieferer Meyer Burger (-14,8%) reagierten die Investoren mit einer Verkaufswelle auf den Einbruch der Bestellungen, obwohl das Unternehmen erstmals seit langem wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt ist. Überhaupt nicht geschmeckt hat den Anlegern die Ankündigung einer Kapitalerhöhung bei Leonteq (-11,1%).
Die spektakulärste Berg- und Talfahrt zeigten die Aktien von Molecular Partners. Der US-Partner Allergan, an den das Schlieremer Biotechunternehmen seinerzeit den Augenmedikament-Kandidaten Abicipar ausgegliedert hatte, meldete positive Ergebnisse für zwei Phase-III-Studien.
Während der Ankündigung war die Aktie vom Handel ausgesetzt gewesen. Als es wieder losging, sprang der Kurs um bis zu 14,5 Prozent in die Höhe. Kurz darauf stürzte der Titel aber steil ab bis auf 18,14 Franken. Das ist ein Taucher von 19 Prozent. Auf den ersten Blick sähen die Studienergebnisse positiv aus, sagte ein Händler. Auf den zweiten Blick seien sie aber viel zu wenig gut ausgefallen. (awp/mc/pg)