Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag mit Verlusten geschlossen. Bereits zum Auftakt war die Börse mit leicht tieferen Notierungen gestartet, tendierte aber bis am frühen Nachmittag seitwärts. Mit der Veröffentlichung von schwächer als erwarteten Konjunkturzahlen und der negativen Tendenz an der New Yorker Börse nahmen die Abgaben am hiesigen Handelsplatz aber zu.
Inzwischen würden Gründe gesucht, um Gewinne mitzunehmen, meinte ein Händler. Insgesamt ist die Stimmung an den Börsen gut. Zuletzt markierte der SMI am Mittwoch einen neuen Jahreshöchststand. Marktteilnehmer sprachen deshalb auch von einer Atempause. Für Abwärtsdruck sorgten zudem gegen Handelsende Aussagen der Bank of China, wonach das Finanzrisiko in China seit Dezember gestiegen sei.
Bis Handelsschluss verlor der Swiss Market Index (SMI) 0,47% auf 8’670,98 Punkte. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,38% auf 1’319,452 Zähler ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) ebenfalls 0,38% auf 8’569,43 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 19 im Minus und elf im Plus.
Unter den Einzeltiteln sorgte ein Interview von SGS-CEO Chris Kirk mit AWP für Aufsehen. Der CEO des Warenprüfkonzerns hatte das bereits revidierte Umsatzziel für das laufende Jahr kassiert. Allein in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres habe SGS wegen des starken Frankens etwas mehr als 150 Mio CHF an Umsatz verloren, sagte Kirk. Daher werde SGS das per Ende 2014 bereits zuvor von 8 auf 6,9 Mrd CHF nach unten revidierte Umsatzziel nicht erreichen und auch die operative Marge werde unter den zuletzt prognostizierten 19,5% liegen. In der Folge gingen die Papiere auf Tauchstation und schlossen mit 2,0% im Minus.
Mit deutlichen Verlusten schlossen auch UBS (-1,6%). Aktien von Banken würden derzeit aufgrund wachsender Sorgen vor hohen Bussen aus den USA eher gemieden, sagte ein Händler. Die Papiere des nach wie vor im US-Steuerstreit involvierten Vermögensverwalters Julius Bär gaben um 0,9% nach, Credit Suisse (-0,5%) schlossen ebenfalls im Minus.
Syngenta (-1,0%) standen wie bereits in den Tagen zuvor unter Abgabedruck. Grund ist die Ausweitung eines Einfuhrverbots für amerikanisches Tierfutter auf ganz China. Das Futter soll mit dem Syngenta-Genmais Viptera verunreinigt sein.
Im Rahmen des Marktes fielen die Verluste bei den SMI-Schwergewichten Roche (-0,6%), Novartis (-0,5%) und Nestlé (-0,5%) aus. Die Genussscheine von Roche haben allerdings seit der Krebskonferenz ASCO von Ende Mai/Anfang Juni, an der Roche vielversprechende Daten zu verschiedenen Krebsmedikamentkandidaten präsentiert hatte, insgesamt klar zugelegt.
Auf der Gewinnerseite fanden sich einige Zykliker wie Transocean (+1,6%), Schindler (+0,7%) oder Holcim (+0,4%). Die als eher defensiv geltenden Swisscom (+0,7%) gehörten ebenfalls zu den grössten Gewinnern. Die für Donnerstag anvisierte Veröffentlichung des Angebotsprospekts für Publigroupe (-0,3% auf 205 CHF) hat sich zwar etwas nach hinten verschoben, Analysten rechnen aber damit, dass das Angebot von 200 CHF je Publigroupe-Titel von Erfolg gekrönt sein dürfte.
Dufry (+0,1%) legten dank zwei positiven Marktkommentaren über weite Strecken deutlich zu, konnten die Gewinne aber nicht über die Ziellinie retten. Deutsche Bank und UBS hatten im Nachgang an die Übernahme des Mitbewerbers Nuance ihre Einschätzung überarbeitet und die Gewinnerwartungen sowie ihre Kursziel-Schätzungen angehoben.
Im breiten Markt standen die Papiere des Komponentenherstellers Schaffner (+2,6%) unter erhöhte Beobachtung, da die Gruppe einen Investorentag durchführte. Das Management rechnet in Nordamerika mit einem beschleunigtem Wachstum dank Infrastrukturprojekten. Opportunitäten sieht Schaffner auch in Südamerika; diese sollen aber «Schritt für Schritt» angegangen werden.
Myriad verteuerten sich am Schluss um 17,5%. Der Handysoftware-Hersteller hat eine neue Version seines Chat- und Kurznachrichtendienstes «msngr» auf den Markt gebracht. (awp/mc/pg)