Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Montag mit tieferen Notierungen in die neue Woche gestartet. Nach Tagestiefstwerten bei 6’690 Punkten kurz nach Handelsbeginn, hat sich der Leitindex SMI in der Folge zwischenzeitlich in die Gewinnzone vorgearbeitet. Mit dem Börsenstart in den USA rutschte der Index aber erneut ab und konnte auch die Marke von 6’700 Stellen nicht halten. Klar fester tendierten die Luxusgüterwerte Richemont und Swatch Group, die meisten Blue Chips verloren indes an Wert. Insgesamt habe es an kurstreibenden Impulsen gefehlt, meinten Händler.
Die Blicke der Anleger richteten sich auf das in Brüssel stattfindende Treffen der Euro-Finanzminister. Ein Entscheid zur nächsten Hilfstranche für Griechenland werde wohl zu einem späteren Zeitpunkt gefällt, hiess es. Das Parlament in Athen hatte unterdessen weitere Sparpläne verabschiedet. In den USA hat derweil das Tauziehen um das Erstellen eines Sparprogramms und um Übergangslösungen zur Umschiffung der Fiskal-Klippe begonnen. Experten befürchten, dass die konjunkturelle Entwicklung sich stark abschwächen könnte, sofern die Probleme nicht baldmöglichst angegangen werden.
Das Blue Chips Barometer SMI gab am Ende um 0,28% auf 6’696,67 Punkte nach. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,25% auf 1’010,79 Punkte und beim breiten Swiss Performance Index (SPI) betrug das Minus 0,33% auf 6’162,68 Punkte.
Nachrichten zu Schweizer Unternehmen waren am Montag eher dünn gesät: Von News profitierten bei den Blue Chips die Aktien von Julius Bär zunächst ein wenig, am Ende gaben sie allerdings um 0,1% nach. Das Institut hat eine Stärkung des Geschäfts in Italien angekündigt und geht dazu eine strategische Partnerschaft mit der Kairos-Gruppe ein. Julius Bär will so ihre Privatbankaktivitäten in Italien ausbauen.
Die Aktien der Grossbanken UBS (+0,3%) und CS (-0,1%) schlossen uneinheitlich. In Deutschland haben Steuerfahnder Firmen und Privathäuser von deutschen Kunden der UBS durchsucht, was den Kurs kaum belastet hat. Derweil erklärte CS-Präsident Urs Rohner in einem Interview, dass bei der CS kein gross angelegter Abbau beim Investment Banking geplant sei.
Richemont (+2,4%) erhielten Unterstützung von Analystenbewertungen und gingen im SMI/SLI als Tagessieger aus dem Handel. Die Analysten von Nomura hoben im Nachgang zu den Halbjahreszahlen vom Freitag das Kursziel an und empfahlen das Papier weiterhin zum «Kauf». Ausserdem schlug Nick Hayek, Chef der Swatch Group (Aktie: +1,8%), in einem Zeitungsinterview optimistische Töne an. Die mittel- und langfristigen Aussichten für den Uhrenkonzern seien ausgezeichnet, so Hayek. Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Unwägbarkeiten will er im laufenden Jahr die Rekordumsatzmarke von 8 Mrd CHF erreichen.
Zu den Gewinnern gehörten auch die defensiven Swisscom (+0,8%). Die Analysten von JP Morgan hoben das Rating für die Papiere des Telekomkonzerns auf «Overweight» an. Ausserdem hat die Swisscom auf die Offensive des Konkurrenten UPC Cablecom reagiert und will den Kunden mit einem DSL-Internet-Monatsabo neu gratis Digitalfernsehen anbieten.
Das Gros der im SMI/SLI gehandelten Aktien verlor jedoch an Wert. Am meisten gaben Lonza mit 1,8% nach. SPS verbilligten sich um 1,7%, Schindler büssten 1,3% und Adecco um 1,4% ein.
Die Indexschwergewichte Nestlé (-0,2%), Novartis (-0,9%) und Roche (-0,3%) standen zu Handelsende alle in der Verlustzone. Dabei erhielten Novartis von positiven Studienergebnissen zum Produktkandidaten ACZ885 zur Behandlung von seltenen Fiebersyndromen und zu Certican für den Einsatz bei Lebertransplantation keinen Rückenwind.
Im breiten Markt brachen die Aktien der Zehnder Gruppe um 16,6% ein. Die Valoren wurden von einer am Freitag nachbörslich publizierten Gewinnwarnung belastet. Die ZKB hat inzwischen die Bewertung auf «Marktgewichten» von «Übergewichten» gesenkt.
Alpiq gaben nach festeren Kursen in der ersten Handelshälfte am Ende um 2,7% nach. Beim Energiekonzern wird über erneute Restrukturierungen diskutiert und es dürften weitere Wertberichtigungen anfallen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hatte Alpiq einen geringeren Umsatz erzielt, der Gewinn stieg hingegen dank Sonderfaktoren. (awp/mc/upd/ps)