Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Dienstag per Saldo wenig verändert geschlossen. Über den ganzen Tag gesehen gab es allerdings recht viel Bewegung. Nach einem leicht freundlichen Start fielen die Kurse bis zum Nachmittag deutlich ins Minus, wobei vor allem die Index-Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé für den grössten Teil der Bewegung sorgten. Ohne konkrete Gründe wechselte dann die Richtung und der SMI erreichte gar leicht die Pluszone.
So richtig konnten sich Händler die Entwicklung auch nicht erklären. In Bezug auf die deutlichen Abgaben war von zwei Hauptgründen die Rede: einerseits den steigenden Corona-Infektionszahlen in vielen Regionen der Welt und andererseits den anhaltenden Unsicherheiten über eine Brexit-Vereinbarung zwischen Grossbritannien und der EU. Am Nachmittag gab es zu letzterem dann immerhin eine gute Nachricht: Die britische Regierung willigte offenbar ein, umstrittene Passagen in einem Gesetzentwurf zu streichen oder zu ändern, die in Brüssel für viel Unmut gesorgt hatten. Vielleicht komme es ja doch noch zum Happy End und ein Jahresendrally wäre doch noch möglich, meinte ein Marktbeobachter.
Der Swiss Market Index (SMI) notierte zum Handelsschluss bei 10’394,10 Punkten und damit 0,18 Prozent höher als beim Vortagesschluss. Gegenüber dem Tiefpunkt bei 10’265 Punkten machte der wichtigste Schweizer Aktienindex damit rund 130 Punkte gut. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, gewann 0,09 Prozent auf 1’633,45 Punkte und der umfassende SPI 0,08 Prozent auf 12’911,15 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 17 höher und 13 tiefer.
Die Erholung im SMI am späteren Nachmittag hatte viel auch mit einem Rebound der drei Indexschwergewichte Roche (+0,02%), Novartis (-0,1%) und Nestlé (+0,3%) zu tun, die bei Handelsschluss nur noch leichte Verluste verzeichneten oder gar in die Pluszone vorstiessen. Noch um 15.30 Uhr beispielsweise hatten die GS von Roche 2,2 Prozent im Minus gelegen.
Grösster SMI-Gewinner waren derweil die Aktien des Medikamenten-Auftragsproduzenten Lonza (+2,8%). Hier wurde auf den US-Biotechnologiekonzern Moderna verwiesen, der in den USA und Europa die Notfallzulassung seines Coronavirus-Impfstoffs beantragt hat. Dieser wird bekanntlich von Lonza produziert.
Gesucht waren generell Titel, die bisher in diesem Jahr gut abgeschnitten haben. Daneben gehörten bei den Blue Chips neben Lonza (Jahresplus 56%) bei den Blue Chips auch Givaudan (+2,3%), SGS (+2,3%) oder Sika (+1,4%). Bei Sika haben die Analysten der UBS das Rating erhöht, bei Givaudan äusserten sich die Experten von Goldman Sachs wohlwollend. Händler sprachen auch von Safe-Haven-Käufen.
Die mit Abstand grössten Verluste erlitten auf der anderen Seite die generell volatilen AMS (-15,4%), wobei die Bewegung heute doch deutlich grösser war als sonst. Händler verwiesen u.a. auf einen Kommentar des Bankhauses Lampe, wonach Apple einen Alternativlieferanten zu AMS beim Gesichts-ID-Sensor prüfe. Apple sucht nach einer Linsenlösung, die einfacher und kostengünstiger sei als die Wafer Level Optics von AMS, hiess es. Etwas überraschend plane Apple den Wechsel aber bereits für das iPhone im zweiten Halbjahr 2021. «Dies wäre ein bedeutender Schlag für AMS. Wir sehen für das Jahr 2021 einen Umsatz von ca. 200 Millionen US-Dollar und für die Folgejahre sogar mehr als 400 Millionen gefährdet», schlussfolgerten die Experten.
Deutliche Einbussen musste daneben mit Temenos (-1,6%) ein weiterer Technologietitel hinnehmen. Verluste von über 1 Prozent gab es aber auch noch für die Finanztitel CS (-1,3%) und Swiss Life (-1,2%).
Im breiten Markt legten die Titel der Versandapotheke Zur Rose (+4,6% auf 274,50 Fr.) deutlich zu. Die Citigroup startete die Abdeckung der Titel mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 330 Franken. Die verpflichtende Einführung von e-Rezepten in Deutschland bedeute ein «Game-Changer» für die Versandapotheken, glauben die Analysten der US-Bank. Zur Rose sei dabei gut positioniert, um von diesem strukturellen Wachstum zu profitieren.
Freundlich zeigten sich auch Schaffner (+1,5%) nach Zahlen. Auf der Verliererseite standen bei Handelsschluss unter anderem Relief (-4,3%), U-blox (-3,7%) oder Meyer Burger (-3,5%) ganz oben. (awp/mc/ps)