Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Donnerstag von den Kursverlusten der beiden vergangenen Handelstage etwas erholt. Dabei vermochten die Kursgewinne des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé die leichte Schwäche der Pharmawerte mehr als auszugleichen. Während Nestlé nach Geschäftszahlen kräftig zulegen konnten, büssten Swisscom im Anschluss an die Zahlenpublikation klar an Wert ein.
Die Lage an der Börse habe sich mit dem am Mittwochabend veröffentlichten Protokoll zur jüngsten US-Zinssitzung stabilisiert, hiess es im Handel. Da die Fed-Minutes keine neuen Hinweise auf den nächsten Zinsschritt gebracht hätten, sei vorerst weiterhin mit billigem Geld zu rechnen. Im Offenmarktausschuss ist man sich zwar einig, dass die Zinsen erhöht werden müssen. Zum Zeitpunkt dazu gehen die Meinungen aber auseinander. Gleichzeitig setzte sich das Rally an den Ölmärkten fort.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss den Handel mit einem Plus von 0,44% auf 8’189,73 Punkten. Trotz des Anstiegs liegt er seit Ende vergangener Woche aber immer noch mit rund 1,2% im Minus. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte um 0,40% auf 1’227,84 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,48% auf 8’910,87 zu. Von den 30 Blue Chips beendeten zwanzig den Handel im Plus, deren acht im Minus sowie Sika und Zurich Insurance unverändert.
Nestlé schlossen nach einem verhaltenen Start mit 1,5% im Plus ab. Der Nahrungsmittelkonzern ist im ersten Halbjahr 2016 zwar etwas langsamer gewachsen als von Analysten erwartet, doch stellte das Management eine deutliche Belebung für die zweite Jahreshälfte in Aussicht. Analysten sahen zudem die klar verbesserte Profitabilität sowie den starken Cash Flow als Kaufargument. Mit BaaderHelvea erhöhte bereits eine Bank das Kursziel, wobei das Rating mit ‹Hold› bestätigt wurde.
Der zweite Blue Chip mit Zahlen, Swisscom (-1,6%) schloss den Handel am Tabellenende ab. Der Telekomkonzern hatte zwar mit den Ergebnissen die Analysten beeindruckt und besser abgeschnitten als erwartet – auch dank eines positiven Sondereffekts. Zudem wurden die Ziele angehoben. Dennoch drehte die Aktie nach einem starken Start rasch in die Verlustzone. Die Telekomwerte hätten generell europaweit einen eher schweren Stand, hiess es dazu von Händlern.
Von den weiteren Verlierern gaben Galenica (-1,1%) am meisten nach, Julius Bär büssten 0,5% und Swiss Re 0,3% ein. Die Aktien des Rückversicherers wurden von der Abstufung durch die Citigroup auf ‹Sell› im Rahmen einer Branchenstudie belastet. Die Margen hätten sich schneller zurückgebildet als erwartet, hiess es dazu.
UBS büssten 0,2% ein. Händler sprachen mit Blick auf die nächsten Schadenszahlungen in den USA oder Frankreich von ungewissen Aussichten. Zur Schwäche neigten am Berichtstag auch die Pharmaschwergewichte Roche (-0,3%) und Novartis (-0,1%).
Ansonsten behielten bis zum Schluss die Gewinner die Oberhand, allen voran Schindler (+2,2%), die sich von den Kursverlusten nach der Zahlenpublikation vom Dienstag erholten. Geberit hatte am selben Tag mit Geschäftszahlen überzeugt und die Papiere legten am Donnerstag weitere 1,2% zu und setzten ein neues Allzeithoch. Gesucht waren auch die Luxusgütertitel von Swatch und Richemont oder Dufry (je +1,4%).
Im breiten Markt hatten zahlreiche Unternehmen die Anleger über die Geschäftsentwicklung orientiert. Besonders starke Bewegungen waren nach der Zahlenpublikation etwa bei Siegfried (+4,5%), Comet (+4,7%) oder im negativen Sinn bei den Aktien von Lifewatch (-11%) zu sehen. Kudelski (-5,5%) gerieten trotz guten Ergebnissen unter Druck. Nach dem Erreichen des Fünfjahreshochs zu Wochenbeginn haben wohl einige Investoren Gewinne realisiert, so der Tenor.
Dätwyler (+5,2%) wurden von der Bekanntgabe des Rückzugs aus dem Bieterwettbewerb um die britische Premier Farnell kräftig getrieben. Der Industriekonzern verzichte möglicherweise auf ein teures Abenteuer und zeige sich diszipliniert, hiess es am Markt dazu. (awp/mc/pg)