Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag erneut mit deutlichen Verlusten geschlossen. Nach einem guten Start und einer vorübergehend deutlichen Aufwärtsbewegung bröckelten die Gewinne im Verlauf des Nachmittags immer mehr ab, bis der SMI dann am Nachmittag vollends ins Minus drehte. Händler verwiesen im frühen Handel vor allem auf technische Gründe, die auch vom «Grossen Verfall» getrieben waren. Nach hohen Volumen am Morgen fehlten dann aber die Anschlusskäufe und die Börse rasselte in den Keller. Börsenrelevante Nachrichten zu einzelnen Titeln waren kaum vorhanden.
Neben den anhaltenden Unsicherheiten um die Fed-Geldpolitik brachen in der Eurozone alte Wunden auf. Nach dem Bruch der Koalition in Griechenland rief die EU zu Stabilität im Krisenland auf. Es sei wichtig, die politische Lage sofort zu stabilisieren, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn am Rande des EU-Finanzministertreffens. Daneben kursierten Befürchtungen vor Liquiditätsengpässen am chinesischen Finanzmarkt. Verunsichert habe vor allem die Meldung, dass chinesischen Banken eine schwere Liquiditätsklemme drohe, hiess es am Markt.
Der SMI verlor schliesslich 1,00% auf 7`421,06 Punkte. Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 2,8%; dies ist bereits das fünfte Minus in Folge. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) schloss am Freitag um 1,08% tiefer auf 1`124,27 Punkten und der breite Swiss Performance Index um 0,91% tiefer auf 7`023,76 Punkten. Von den 30 wichtigsten Titel standen am Ende nur noch vier im Plus, alle anderen waren im Minus.
Der Ausverkauf in den Luxusgütertiteln Swatch (-3,0% auf 491,40 CHF) und Richemont (-1,6% auf 79,45 CHF) ging nach den schwachen Uhrenexportdaten vom Vortag weiter. Die Berenberg Bank hatte zudem die Bewertung für Swatch auf `Hold` von `Buy` gesenkt. Das Kursziel wurde um 50 CHF auf 575 CHF deutlich zurückgenommen. Schwächere Margen und ein geringeres Produktionsvolumen wurden als Gründe angeführt. Für Richemont erhöhte die Bank hingegen ihr Kursziel um 14 auf 86 CHF. Das Rating bleibt auf `Hold`. Beide Titel hatten bereits am Vortag grössere Verluste verzeichnet, über die Woche ergab sich bei Swatch ein Minus von 7,8% und bei Richemont von 4,4%.
Auch die Papiere der beiden Grossbanken UBS (-1,9%) und CS (-1,4%) lagen auf dem Angebotstisch. Julius Bär (+0,4%) konnten sich hingegen als einer der wenigen Titel im Plus halten.
Der Versicherer Swiss Life (-1,1%) gab eine Personalrochade an der Spitze seiner Organisationen in der Schweiz und Deutschland bekannt. Aber auch die übrigen Assekuranzwerte im SMI/SLI rutschten mit dem Gesamtmarkt ins Minus. Unterdurchschnittliche Verluste verzeichneten lediglich Swiss Re (-0,7%). Baloise (-2,2%) gehörten gar zur Schlussgruppe.
Positive Nachrichten gab es für Novartis (-0,6%). Der Pharmakonzern hat für das Herzmedikament Serelaxin von der FDA den Status des Therapiedurchbruchs erhalten. Damit wird eine beschleunigte Prüfung möglich. Zudem werde das Mittel zur Behandlung von akuter Herzinsuffizienz auch von der EMA geprüft. Analysten schätzen das Umsatzpotenzial auf bis zu 5 Mrd USD.
Die mit Abstand grössten Gewinne verzeichneten im SMI/SLI die Valoren von Sika (+1,6% auf 2`510 CHF). Die UBS hatte das Kursziel auf 2`900 von 2`325 CHF angehoben und das `Buy`-Rating bestätigt. Der zuständige Analyst rechnet mit einem besseren Geschäftsgang. Positiv wird zudem der jüngste Zukauf der britischen Everbuild gesehen.
Im breiten Markt sorgte Kuoni (+0,7%) für Aufsehen. Der Touristik-Konzern hat sich von seinem CEO Peter Rothwell getrennt. Er wird das Unternehmen noch in diesem Monat verlassen. Interimistisch übernimmt CFO Peter Meier den Chefposten. Die Analysten werten den Schritt als überraschend, es habe jedoch bereits im Vorfeld Spekulationen gegeben. Kuoni hatte im Vorjahr einen Verlust von 13,2 Mio CHF ausgewiesen.
HBM Healthcare (+1,2% 57,50 CHF) hatte einen Anstieg des Inneren Wertes (NAV) um 1,02 CHF (+1,4%) durch den Börsengang der 10%-Beteiligung PTC Therapeutics gemeldet.
Barry Callebaut (-1,8% auf 862 CHF) wurden von einer Kurszielreduktion durch die Analysten der Deutschen Bank belastet. Die Experten haben ihre Gewinnprognosen für den Schokoladenproduzenten gesenkt.(awp/mc/cs)